Bahnhof als Drehscheibe und “Anknüpfungspunkt”

BahnhofCity in Feldkirch mit rundumerneuerter Aufnahmehalle sowie Wohn- und Geschäftshäusern eröffnet.
Nach vier Jahren Bauzeit ist am gestrigen Mittwoch die BahnhofCity Feldkirch eröffnet worden – und wie bei Eröffnungsfeiern üblich überschütteten sich die Projektbeteiligten mit Lob. Die Zusammenarbeit sei außerordentlich gut gewesen, so die einhellige Meinung unter den Vertretern der privaten Bauträger, der Stadt Feldkirch, ÖBB und Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV). Mobilitätslandesrat Daniel Zadra (Grüne), der vorbildlich mit dem Zug angereist war, sprach von einem „Referenzprojekt“, an dem er andernorts – er meinte natürlich Bregenz – gerne anknüpfen würde. „Wie wir wissen, hätte auch eine andere Stadt einen derartigen ‚Bahnhof der Zukunft‘ verdient.“
Und tatsächlich präsentiert sich der Bahnhof Feldkirch in seinem neuen Kleid als moderne Mobilitätsdrehscheibe, die Bahn, Bus, Rad und Car-Sharing gut miteinander verzahnt. Nach Angaben der Stadt verkehren täglich rund 15.800 Personen am Bahnhof, bis 2030 sollen es rund 20.000 Fahrgäste sein.

Mehr als nur ein Bahnhof
Mit dem gänzlich autofreien Bahnhofvorplatz hat man in Feldkirch – zum Leidwesen der Taxifahrer (die NEUE berichtete) – eine regionale Vorreiterrolle übernommen. Nur so sei es möglich, dass hier bald bis zu 600 Busse pro Tag unterwegs sein können, sagte Christian Hillbrand, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Vorarlberg.

Auf dem Areal rund um den Feldkircher Bahnhof ist nach Ansicht der Projektpartner allerdings weitaus mehr entstanden als nur ein wichtiger Knotenpunkt für den öffentlichen Verkehr. Das neue Quartier ist vor allem auch ein Wohn- und Geschäftsviertel. So sind auf insgesamt sieben Baufeldern fünf Wohn- und Geschäftsgebäude entstanden. Neben einem Hochhaus mit gemeinnützigen Wohnungen finden sich ein Hotel mit 125 Zimmern, zwei Restaurants, drei Take-aways, Supermarkt und mehrere Dienstleister, darunter das Bifo und VMobil-Center. Insgesamt stehen in der Bahnhofcity rund 2700 Quadratmeter Bürofläche und 1800 Quadratmeter für Handel und Gastronomie zur Verfügung. Roland Pircher, Geschäftsführer des Bauträgerunternehmens FB Future Bauart Immobilien GmbH, bezeichnet das neue Bahnhofsareal als „zukunftsweisendes Stadtquartier, das Nachhaltigkeit, Ästhetik, Funktion und Lebensqualität vernetzt“. Gestaltet wurde das neue Quartier von zwei Architekturbüros. Neben der Vaduzer Baumschlager-Eberle-Dependance ist das Bregenzer Büro Lang/Schwärzler mit von der Partie. Letztere zeichnen für die Pläne des Hotels verantwortlich.
Identitätsstiftendes Merkmal
Die alte Bahnhofshalle wurde als identitätsstiftendes Merkmal erhalten und – so wie das Nebengebäude – außen und innen modernisiert. Wie berichtet, war in einem früheren Masterplan noch vorgesehen, das architektonische Charakteristikum abzubrechen.

Mitbestimmung
Standort-Bürgermeister Wolfgang Matt (ÖVP) wies darauf hin, dass die Stadtpolitik ihre strategischen Hausaufgaben gemacht habe. Durch den Ankauf von Brach- und Bauflächen rund um den Bahnhof habe man die „Entwicklung, Planung und Gestaltung des Bahnhofsviertels entscheidend mitbestimmen und so abseits von rein wirtschaftlichen Interessen die Bedürfnisse der Menschen in Feldkirch berücksichtigen“ können. Als Beispiel nannte Matt einen Projektsicherungsvertrag, mit dem „städtebauliche Kriterien und andere wichtige Faktoren“ für die Nutzer sichergestellt werden konnten.
Die Lobeshymnen dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch sehr kritische Stimmen zum Bahnhofsprojekt gab. So bezeichnete der Vorarlberger Meteorologe und Stadtklima-Experte Simon Tschannett die BahnhofCity einmal als „verpasste Chance“. Kritik übte er beispielsweise am Bau der Tiefgarage, die das Pflanzen von Bäumen verunmöglicht habe. Laut Tschannett fehlen am Standort „angenehme Aufenthaltsbereiche“, die während Hitzewellen nötig seien.