Schönste Harmonie zum Auftakt

Das Armida Quartett und Sabine Meyer musizieren am Beginn des Schubertiade-Wochenendes in schönster Harmonie.
Das lange Wochenende steht im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems wieder ganz im Zeichen der Schubertiade mit hochkarätigen Streichquartetten, zwei Klavier-Programmen und einem Liederabend. Den Anfang machte am Donnerstag das deutsche Armida-Quartett mit der Klarinettistin Sabine Meyer: Dem sanfteren „Rosamunde“-Quartett von Schubert stand mit dem Klarinettenquintett von Max Reger ein spätromantisches Schwergewicht gegenüber.
Bekanntes neu beleuchten und ergründen: Das erlebt man bei der Schubertiade immer wieder, denn bei den drei „großen“ Streichquartetten von Franz Schubert (und ihren früheren Geschwisterwerken) soll ja keine Routine aufkommen, weder seitens der Ausführenden noch des Publikums. Das Armida Quartett, 2012 beim ARD-Wettbewerb ausgezeichnet, lässt die Mittelstimmen von zweiter Violine (Johanna Staemmler) und Viola (Teresa Schwamm) fein aufleuchten, milde überstrahlt von der ersten Violine von Martin Funda und getragen vom Cellisten Peter-Philipp Staemmler. Das Klangbild ist dicht, wartet durchaus auch mit fahlen Stimmen auf oder bohrt sich hinein in die Emotionen und Spannungsklänge.
Miteinander
Den Variationensatz gestaltet das Armida-Quartett aus zerbrechlichem Beginn heraus mit schönen Farbwechseln, steter Verdichtung des Ausdrucks und in einem großen Bogen hin zum verlöschenden Ausatmen. Auch in Menuett und Trio gefällt das ausgewogene und schön ausgeleuchtete Miteinander des Ensembles, aus dem „harmlosen“ Beginn des Finales wachsen, stets liebevoll artikuliert, die Modulationen der Schubert‘schen Wanderungen.
Der Oberpfälzer Max Reger hatte jüngst seinen 150. Geburtstag, in zahlreichen Radiosendungen konnte man Chor-, Orgel- oder Orchestermusik hören. So war das kurz vor dem frühen Tod des Komponisten fertiggestellte Klarinettenquintett eine spannende Erweiterung, wird es doch im Vergleich zu den Werken von Brahms, Weber oder Mozart ungleich seltener musiziert.
Schwer greifbar
Regers ungeheuer dichte Harmonik und die ausufernden Linien machen das Hören nicht einfach, die Melodien sind schwer greifbar. Sabine Meyer, die ja gerne mit jungen Streichquartetten musiziert, fügt sich mit samtigem, warmem, gelegentlich scharf akzentuiertem Klang in den engen Verbund der Streicherstimmen ein. Die langen Atembögen tragen sie über Regers verschlungene Modulationen und die chromatischen Akkordverbindungen, die gerne einmal in eine Unisono-Passage aller fünf Stimmen münden.
Im Scherzosatz huscht ganz von ferne Mendelssohns Geisterwelt vorüber, das Largo erzählt von großen Aufwallungen. Etwas fasslicher ist der abschließende Variationensatz, in dem Reger auf seine Weise mit der Tradition von Farben und Charakteren spielt. Sabine Meyer, die als Professorin nun in Pension ist und sich nach eigenen Worten um Enkelkinder und verschiedene Tiere kümmert, wirkt im Zusammenspiel mit dem Armida Quartett ganz entspannt, meisterlich, farbenreich und harmonisch. Mit einem „Abendlied“ von Schumann setzten die fünf einen lyrischen Schlusspunkt.
Katharina von Glasenapp