Der Milchpilz feiert den Siebzigsten

Rüstiger Senior mitten in der Landeshauptstadt: Der Milchpilz in Bregenz steht heute seit 70 Jahren und gehört nach wie vor zu den Top-Attraktionen.
Genau genommen ist er das Wahrzeichen von Bregenz: Der Milchpilz an der Seestraße. Vor auf den Tag genau 70 Jahren, am 20. Juli 1953, wurde er eröffnet, seitdem gibt es in dem fliegenpilzförmigen und mittlerweile denkmalgeschützten Kiosk diverse Milchprodukte und Imbisse.
Die absoluten Klassiker: Bananenmilch und Spezialsemmel mit Käse und Ei. Das mag auch der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch, der sich besonders übers Jubiläum freut: „Der Milchpilz ist eine Institution und das heimliche Wahrzeichen der Stadt. Seit Generationen werden hier mit liebevoller Arbeit Kindheitserinnerungen geschaffen.“
Für Ritsch sei der Milchpilz aber auch der Platz, „an dem ich heute noch gerne meine Mittagspause verbringe und zu dem ich auch schon mal den einen oder anderen politischen Ehrengast mitgenommen habe“. Welche Gäste das sind, bleibt aber Amtsgeheimnis. Jedenfalls: Happy Birthday zu stolzen 70 Jahren, lieber Milchpilz!

Neue Hausherrin
Sein 70. Jubiläum feiert der Milchpilz unter der neuen Pächterin Tamara Faber. Sie ist seit April die Herrin im Haus, übernahm den Kiosk zusätzlich zu ihrem gleich ums Eck, am Hafen, liegenden Lokal „Die Welle“ und setzt in Sachen Milchpilz darauf, die Tradition weiterzuführen: „Ich wollte nichts ändern, immerhin läuft es ja gut. Manches habe ich trotzdem noch ein wenig optimiert, um das Beste rauszuholen. Die vielen Stammgäste waren sehr geduldig und lieb mit uns.“
Eine Herausforderung war anfangs die Umstellung von „Welle“ auf Milchpilz, wie Faber erzählt: „Im Lokal habe ich zehn Jahre mitgearbeitet, bevor ich es übernommen habe. Im Pilz war alles total neu, dementsprechend auch die Nervosität viel größer. Anfangs konnte ich mir nicht einmal die Bestellungen merken, statt Aperol und Weiß-Sauer waren es auf einmal Buttermilch und Bananen-Milchshakes.“ Mittlerweile rennt es aber im Bregenzer Fliegenpilz mit den 60 Punkten auf dem Dach – übrigens eine seit Jahrzehnten oft gestellte Frage von Gästen.

„Tor zum See“
Anziehend ist der Milchpilz gleichermaßen für Einheimische wie auch Touristen aus aller Herren Länder. Wieso eigentlich? „Man muss ihn nur anschauen“, sagt Tamara Faber. „Der Pilz ist ein Farbklecks und außerdem das Tor zum See. Er hat nicht nur Kultstatus, sondern seit 2007 auch Denkmalschutz.“ Touristen springe die besondere Form des Kiosks sofort ins Auge: „Man fragt sich gleich, was es da wohl gibt.“
Für Einheimische gehört der Milchpilz großteils einfach schon zur Tradition. Viele Besucher aus der Gegend sind langjährige, liebe Stammgäste. Gerade erst kürzlich wurde ein 80-jähriger Herr gefragt, wann er zum ersten Mal beim Milchpilz gewesen sei. Die Antwort: „Mit zehn Jahren.“ Ein Gast der ersten Stunde also. „Das war wirklich die coolste Sache, die ich bisher hier erlebt habe“, freut sich Faber. Auch sie selbst hat Kindheitserinnerungen an an das inoffizielle Bregenzer Wahrzeichen: „Das war hier so etwas wie unser Jugendtreff. Vor oder nach dem Baden hat man sich am Milchpilz getroffen. Es war einfach ein markanter Punkt.“

Jeder ist willkommen
Zum heutigen 70er werden sie wohl alle vorbeischauen, die Stammgäste der Seestraße 2. Seien es Politiker, Arbeiter, Jugendliche – der Milchpilz zieht Besucher aus allen Bereichen und Schichten an. Jeder ist willkommen – beim Milchpilz ist man gleich. Der Spezialsemmel mit Bananenmilch schmeckt dem Bürgermeister genauso wie dem Mittelschüler. Allzu groß gefeiert wird trotzdem nicht, für Kinder gibt es jedoch einen Malwettbewerb.
Und dann wird es einfach weitergehen: Jeden Sommer wird der Milchpilz seine Fenster öffnen. Es wird Spezialsemmel und Milchshakes geben. Man wird sich dort treffen. Mindestens für die nächsten 70 Jahre.
Milchpilz Bregenz
Seestraße 2, 6900 Bregenz
Der Milchpilz ist im Sommer täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, mit Ausnahme am Donnerstag: Hier wird erst um 12 Uhr aufgesperrt. Neben Milchshakes in diversen Geschmacksrichtungen gibt es auch verschieden belegte Semmeln.