“Zukunftsträchtige Vision”: Wehinger wird Bürgermeister-Kandidat

Elias Wehinger, Stadtparteivorsitzender der Feldkircher SPÖ, gab am Dienstag seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt bekannt.
Herr Wehinger, seit Juli 2023 sind Sie Stadtparteivorsitzender. Wie haben Sie die ersten Monate erlebt?
Elias Wehinger: Es war eine spannende Zeit. Auch, weil ich gemerkt habe, dass die Stadtregierung viele Veränderungen, Anträge und Ambitionen blockiert. Viele Anliegen wurden niedergeschmettert, etwa zum Thema Wohnen oder auch die Unterstützung Studierender beim Klimaticket, was jede andere Stadt in Vorarlberg macht. Da wir jetzt noch ein Jahr bis zur Wahl haben, konzentrieren wir uns jetzt darauf, Themen zu platzieren, die Themenführerschaft zu übernehmen und gar nicht so sehr darauf, was die Stadtregierung macht. Wir bieten ein Gegenmodell, haben eine zukunftsträchtige Vision für ein sozial gerechtes und leistbares Feldkirch – das ist unsere Botschaft.

Wie beurteilen Sie, ein Jahr vor den Wahlen, den ÖVP-Bürgermeisterwechsel von Wolfgang Matt zu Manfred Rädler?
Wehinger: Ich finde, es beweist, wie verzweifelt und ideenlos die ÖVP derzeit ist. Offenbar war niemand aus den eigenen Reihen, sie haben ja Stadträte, bereit, den Scherbenhaufen, den Wolfgang Matt hinterlassen hat, zusammenzukehren. Jetzt wird eben ein Übergangsbürgermeister installiert, der sich in den letzten Jahren in der Stadtvertretung aber nie zu einem Thema geäußert hat und von dem ich nicht das Gefühl habe, dass er eine Vision für Feldkirch hat. Es zeigt auch, dass die ÖVP schon lange keine Kraft der politischen Mitte mehr ist, wenn man einen ehemaligen FPÖ-Spitzenkandidaten auswählt. Ich verstehe das als Annäherung an den rechten Rand.
Welche Chancen ergeben sich dadurch für die SPÖ und Sie als Bürgermeisterkandidaten?
Wehinger: Wir haben jetzt ganz klar die Chance, zu zeigen: Wir können es besser, wir können verjüngen. Wolfgang Matt ist 68, er übergibt das Amt an einen 59-Jährigen. Ich bin mit 20 Jahren wohl der jüngste Bürgermeisterkandidat Vorarlbergs – meiner Meinung nach ein starkes Zeichen dafür, dass wir eine Veränderung wollen. Wir glauben, dass die Stadt Feldkirch ein großes Potenzial hat, welches aber aktuell nicht ausgeschöpft wird.
Sie erwähnten es bereits – mit 20 Jahren sind Sie ein sehr junger Kandidat. Was setzen Sie kritischen Stimmen entgegen?
Wehinger: Wenn man mich fragt, ob ich mit 20 Jahren alt genüg für das Amt bin, stelle ich die Gegenfrage: Ist man mit 68 Jahren jung genug dafür? Es mag sein, dass ich an der Lebensrealität eines Pensionisten nicht sehr nah dran bin, das ist der amtierende Bürgermeister aber auch nicht an der Realität eines jungen Menschen. Dafür hat man ja aber auch ein breit gefächertes Team aus vielen gesellschaftlichen Gruppen. Wir machen Politik für alle Altersklassen.
Die älteren Generationen könnten sich da vielleicht zurückgesetzt fühlen.
Wehinger: Absolut nicht – viele unserer Themen sind auch für Ältere und gerade Pensionisten sehr relevant, wie etwa das leistbare Wohnen und die Lebenserhaltungskosten, unter denen sie massiv leiden, genauso wie die prekäre Situation der Gesundheitsversorgung. Da setzen wir uns ein, mit einer Wohnbauoffensive etwa und auch mit dem Anstoß – der natürlich auch auf Landesebene passieren muss – für die Verbesserung und die Verfügbarkeit des Gesundheitssystems.

Mario Leiter sprach von einem Zulauf für die Sozialdemokratie. Erleben Sie das auch in Feldkirch?
Wehinger: Definitiv. Ich habe das Gefühl, dass die Leute sich wieder mehr politisch engagieren wollen und auch wieder die Bereitschaft da ist, Mitglied einer Partei zu werden und aktiv mitzuwirken. Das ist insbesondere in einer Zeit der Politik- beziehungsweise Politikerverdrossenheit, sehr bemerkenswert.
Stichwort Partizipation: Sie haben auch einmal die Funktion der Feldkircher Ortsteilvorsteher angesprochen.
Wehinger: Genau, denen fällt aber im Moment nicht wirklich eine Aufgabe zu – meiner Meinung nach werden diese Posten aktuell eher dazu genutzt, Mandataren ein gutes Gehalt zukommen zu lassen. Dabei wäre das eine tolle Möglichkeit, näher am Bürger zu sein, ihn mit einzubinden und Projekte anzustoßen, die den Feldkircher Bewohnern nutzen und am Herzen liegen.
Ein Wunschprojekt von Ihnen?
Wehinger: Ja, und vor allem auch die Einrichtung eines partizipativen Bürgerbudgets zur aktiven Mitbestimmung und Umsetzung von Projekten, die die Feldkircher sich wünschen – als Zeichen dafür, dass Politik nicht über ihre Köpfe hinweg, sondern mit ihnen passiert.