Sunnahof: Besonderes Miteinander erleben

Der innovative Biohof ist beispielhaft für nachhaltige und zukunftsweisende Arbeit mit und für Menschen mit Behinderung. Die NEUE besuchte den Sunnahof in Göfis im Vorfeld der Frühlingswoche.
Die Lebenshilfe Vorarlberg konnte vom Land Vorarlberg den ehemaligen Gutshof des Landeskrankenhauses Rankweil pachten. Damit wurde die Voraussetzung für das landwirtschaftliche Projekt für Menschen mit Behinderung lanciert. Der Gutshof hieß nun Sunnahof Tufers und startete im Jahr 2000 seinen Betrieb mit dem Bereich Gärtnerei. Damals fanden sechs Beschäftigte eine Tätigkeit im Einklang mit der Natur.

Weiter ausgebaut
In den folgenden Jahren wurde der Sunnahof kontinuierlich ausgebaut und hat sich immer weiterentwickelt. Heute umfasst der Biohof in Göfis die Bereiche Landwirtschaft, Hofgastronomie, Hofladen, Gärtnerei, Tischlerei und Wohnen. Auch personell sind 2024 andere Dimensionen angesagt: Beschäftigte, Mitarbeiter und Zivildiener ergeben zusammen 130 Personen.

Der Sunnahof ist vor allem wegen seiner Vielfalt von Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung einzigartig. Diese können nach ihren Fähigkeiten und Neigungen in einer naturnahen Umgebung mit Menschen und Tieren arbeiten und lernen. Zudem wird Inklusion täglich gelebt. Das spiegelt sich auch in verschiedenen Angeboten und Veranstaltungen, verteilt über das ganze Jahr, wider und lockt jährlich über 50.000 Besucher nach Göfis.

Frühlingswoche am Sunnahof
Der erste große Event steht auch schon vor der Tür. Vom 22. bis 27. April lädt der Biohof der Lebenshilfe Vorarlberg Groß und Klein bei freiem Eintritt zur Frühlingswoche ein. Dabei dürfen sich die Gäste auf viele Highlights freuen. Gartenliebhaber kommen voll auf ihre Kosten und der Hofladen wartet mit einer vielfältigen Auswahl an Bioprodukten und hausgemachten Erzeugnissen auf. Kulinarisch wird man in der Hofgastronomie verwöhnt. Auch für die jüngsten Gäste ist mit Spiel und Spaß gesorgt. Ein Anziehungspunkt ist sicher auch die vielfältige Tierwelt auf dem Hof. „Wir haben ein buntes Programm, bei dem die Besucher in einer entspannten Atmosphäre Inklusion und ein besonderes Miteinander erleben“, freut sich Zangerle auf die kommenden Tage. „Zudem gibt es noch spontane Einlagen von Künstlern, die unentgeltlich auftreten. Das freut mich immer ganz besonders.“

Öffnungszeiten der Frühlingswoche am Sunnahof: Montag bis Freitag jeweils von 8.30 bis 18 Uhr, Samstag von 9 bis 13 Uhr.

Selbstständigkeit fördern
Zur Seite stehen Geschäftsführer Christian Zangerle bei der Arbeit am Sunnahof qualifizierte Mitarbeiter. Dadurch wird einerseits Unterstützung geboten, wo diese benötigt wird, und andererseits „gezielt die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl gefördert“. Zangerle weiter: „Wir müssen uns jeden Tag neu erfinden, auf unter anderem die Tagesverfassungen der Beschäftigten und die Natur Rücksicht nehmen.“ Wichtig sei auch, mit jedem Einzelnen Ziele zu definieren, die es danach umzusetzen oder zu korrigieren gilt.

Als zentrales Anliegen definiert der Geschäftsführer den Übergang ins reguläre Arbeitsleben. „Wir versuchen, allen diesen Schritt zu erleichtern und ermöglichen. Das geschieht durch verschiedene Programme und individuelle Unterstützung. Dabei ist ein gutes Netzwerk und kontinuierliche Beratung mit entscheidend.“ Diesbezüglich sei man auf einem guten Weg, „es gibt aber auch Niederlagen“.

Ständig weiterentwickeln
Was ist in Zukunft entscheidend? „Wir müssen uns ständig weiterentwickeln und anpassen, um den Bedürfnissen unserer Beschäftigten gerecht zu werden. Zum Beispiel das Thema Demenz, das wird eine große Herausforderung für uns. Die Förderung von Selbstständigkeit und Integration in die Gesellschaft steht natürlich auch weiter im Fokus.“
Drei Fragen an Geschäftsführer Christian Zangerle
1. Wie kamen Sie zum Sunnahof?
Christian Zangerle: Über Umwege, ich bin bezüglich Behindertenbegleitung ein Quereinsteiger. Ursprünglich war ich als Kreativdirektor in einer Eventagentur tätig. Durch einen Anlass, den ich für einen Vorarlberger Industriebetrieb am Sunnahof organisiert habe, lernte ich diesen kennen. Drei Jahre später bot sich mir die Möglichkeit, mich als Geschäftsführer zu bewerben. Ich habe den Schritt gewagt und bin mittlerweile seit fünf Jahren in dieser Position am Sunnahof aktiv.

2. Was hat Sie bewogen, diesen beruflichen Weg einzuschlagen?
Zangerle: Meine Motivation liegt vor allem im Arbeiten mit und für Menschen. Zudem ist der Sunnahof wie ein vielschichtiger Event mit unterschiedlichen Abteilungen. Weiters begegne ich täglich Menschen mit individuellen Herausforderungen, und es ist meine Aufgabe, all diese unterschiedlichen Elemente wie ein Zirkusdirektor zusammenzubringen. Dabei kann ich mich auch auf ein gutes Team verlassen.
Das Sunnahof-Team
Christian Zangerle, Geschäftsführung
Carmen Sunitsch, Assistentin Geschäftsführung
Benno Scherrer, Leitung Sozialpädagogik,
Inklusionskoordinator
Antoinette Trucker. Leitung Hofladen, Gastronomie
Lukas Höck, Leitung Tischlerei
Günther Toplak, Leitung Wohnen
Gunnar Domig, Leitung Gärtnerei
Thomas Engstler. Leitung Landwirtschaft
3. Wie finanziert sich der Sunnahof?
Zangerle: Wir sind ein Dienstleister, der auch vom Land Vorarlberg finanzielle Unterstützung erhält. Ganz wichtig für uns sind weiters Spenden, Gönner, Besucher und Aufträge. Bei allem, was Maschinen nicht können, sind wir bei Aufträgen gut aufgestellt. Leider ist die wirtschaftliche Lage derzeit nicht so rosig, das bekommen auch wir zu spüren.