Polarlichter, E.T. und der Große Wagen

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Letzte Woche waren die Sozialen Medien voll von rosa-violetten Himmelbildern. Motiviert bin auch ich in der Nacht nach draußen gestürmt und habe in den Himmel gestarrt und gestarrt und gestarrt. Wo ist das Polarlicht? Nicht, dass ich nicht dennoch beeindruckt gewesen wäre von den unfassbar vielen Sternen am Himmel und ich mit stolz geschwellter Brust erneut darauf hinwies, dass das dort oben der Große Wagen ist. Selbst wenn ich allein bin, bestätige ich mir selbst meine Sichtung, weil ich ihn einfach mag. Er ist da oben und schaut seit Jahrtausenden auf uns herunter. Immer und überall.
Ich war vor wirklich vielen Jahren auf Urlaub in Ägypten und durfte an einem kleinen Ausflug in die Wüste teilnehmen. Den Sternenhimmel dort werde ich nie vergessen. Im wahrsten Sinne des Wortes unbe„helligt“ hatte man in der Dunkelheit der Sinai einen worteraubenden Blick auf die Sternennacht und den vertrauten „Ursa Major“. Man konnte unvermittelt fühlen, dass man selbst nur ein winziges, subatomares Teilchen in diesem riesigen Universum war und ist.
Die Polarlichter hingegen versuchte ich, in der hellen Nacht einer Kleinstadt zu erhaschen. Das ging mehr schlecht als recht. Irgendwann konnte ich dennoch, mit zusammengekniffenen Augen und viel Eigeninterpretation, einen leicht dunkelvioletten Himmel mit kaum wahrnehmbaren Leuchtstreifen erkennen. Es sah ein bisschen so aus, als ob in Dornbirn eine Disco ihr Laserlicht in den Himmel projiziert, um Tanzlaunige anzulocken. Es wäre nur eine ziemlich große Disco gewesen.
Ha! Apropos Laserlicht. Tatsächlich bin ich diesem einmal für ein paar Sekündchen auf den Leim gegangen. Auf einer nächtlichen Heimfahrt zwischen Bregenz und Hohenems tummelten sich plötzlich fünf Lichtpunkte am Himmel. Mein Hirn ist leider so gestrickt, dass es sich zuerst in wildeste Phantasien verrennt, bevor ich es bewusst auf den Weg der Vernunft zurückgeleiten muss. Kurzfristig überkam mich der kalte Schauer. Es ist soweit. Frau Salmhofer wird Zeugin des Erstkontaktes mit extraterrestrischen Lebensformen. Krass! Irgendetwas zwischen Panik und extremer Neugier wollte schon hochkriechen, als sich meine Sachlichkeit einklinkte und mir enttäuschend zu verstehen gab, dass sich hier lediglich ein paar junge, durchwegs terrestrische Jugendliche auf einer Tanzfläche vergnügten. Zusammenfassend sei gesagt: Ich habe E.T. nicht gesehen und keine Polarlichter, aber den weiterhin beeindruckenden Großen Wagen. Auf den ist einfach Verlass.
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.