„Arbeite gerne mit Menschen zusammen“

Lebens- und Sozialberaterin Christa Rhomberg-Schneider geht in ihrem Beruf auf, fühlt sich angekommen. Der Weg dorthin war lang und interessant, beinhaltete aber auch einige Umwege.
Seit 2020 führt Christa Rhomberg-Schneider in Dornbirn eine eigene Praxis als Lebens- und Sozialberaterin und eingetragene Mediatorin. „Das Leben bietet jeden Tag unglaublich viel Neues und Interessantes. Jede Geschichte und jeder Fall, den ich begleiten darf, sind einzigartig, bringen neue Aspekte und hält lebendig. Unterschiedliche Lebensgeschichten aus allen gesellschaftlichen Schichten erfahren zu dürfen, macht auch das eigene Leben bunter und offener.
Es zeigt mir immer wieder, dass schlussendlich jeder Mensch sehr wertvoll ist und Respekt verdient“, sagt die 60-Jährige, die ihren Beruf mit voller Leidenschaft ausübt. Das war auch im Gespräch mit der NEUE spürbar. „Ich arbeite einfach gerne mit Menschen zusammen.“
Über Umwege
Wie kam es dazu? „Das hat sich so ergeben“, so Rhomberg-Schneider mit einem Schmunzeln. „Der Weg war lang und interessant, beinhaltete aber auch einige Umwege.“ Eigentlich wollte sie in Richtung Journalismus gehen. Während ihres Germanistikstudiums ergab sich die Chance, bei einer namhaften Zeitung in Berlin eine Ausbildung zu starten. Es kam nicht dazu. „Pläne sind auch da, um verworfen zu werden.“ Früher als geplant gründete sie dann mit ihrem Mann Meinhard eine Familie, zog nach dem Studium in Innsbruck zurück ins Ländle. Neben ihren zwei kleinen Töchtern startete Rhomberg-Schneider auch ins Berufsleben. „Ich bin einfach kein klassisches Hausmütterchen.“ Da die Kinderbetreuung in Vorarlberg zu dieser Zeit noch kaum vorhanden war, sei dies nur durch Unterstützung ihrer Mutter und Familie möglich gewesen.
Feuer war entfacht
Ihren ersten Teilzeitjob absolvierte sie beim „aha – Jugendhilfe Vorarlberg“, bevor es dann als Spielgruppenleiterin zum Eltern-Kind-Zentrum ging. „Als die eigenen Kinder größer wurden, gründete ich zusammen mit einer Germanistikkollegin eine Lesewerkstadt. Dabei ging es ihnen nicht nur darum, Kinder und Jugendliche für Literatur, Sprache und Lesen zu begeistern, sondern auch „ihnen nahezubringen, dass Kommunikation wichtig ist und über verschiedenste Kanäle funktioniert“. Das Feuer war weiter entfacht.
„Ich wollte mehr und spürte den Wunsch, noch näher an Menschen heranzutreten.“ Gesagt, getan. Christa Rhomberg-Schneider absolvierte neben ihrem Beruf an der Fernuniversität Hagen in Deutschland ein Fernstudium der Mediation. „2001 war ich dann Mediatorin und machte mich erstmals selbstständig.“ Als Sprecherin des Österreichischen Bundesverbandes für Mediation (ÖBM) für den Bereich Schulmediation in Vorarlberg führte sie viele Schulmediationen durch, war in Krisensituationen oft vor Ort.

Danach war die 60-Jährige elf Jahre als Angestellte (Trainerin, Coach, Projektmitarbeiterin, Arbeitsassistentin und Jugendcoach) in verschiedenen Institutionen tätig. Unter anderem in der Aqua Mühle Frastanz und zuletzt bei „dafür“ in Hohenems. „Das war eine wichtige Zeit für mich. Ich konnte viele Lebensgeschichten hautnah miterleben und einen guten und tiefen Einblick in die Soziallandschaft Vorarlbergs erlangen.“
Wunsch erfüllt
Stillstand kennt Christa Rhomberg-Schneider aber nicht. „Ich hatte schon länger den Wunsch, mich wieder selbstständig zu machen.“ Sie wagte den Schritt und eröffnete wie eingangs erwähnt eine eigene Praxis mit dem Namen „einmalmehr“, was für „einmal mehr hinsehen, orientieren, die Sichtweise verändern und Berge versetzen steht“. Das bedeutet zum Beispiel, wenn jemand mit einer neutralen Person einmal mehr ein Thema beleuchtet, darüber reflektiert, kann mehr Verständnis für sich, für die eigene Situation, mehr Klarheit in Bezug auf ein Ziel, mehr Erleichterung erlangt werden. Ihr umfangreiches Angebot für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren enthält Beratung, Coaching, Supervisionen, Mediation und Case-Management.

„Jeder ist willkommen, alles basiert auf freiwilliger Basis.“ Wer nimmt die Beratung in Anspruch? „Jugendliche und Erwachsene, die sich beispielsweise neu orientieren, oder ihr Selbstwertgefühl stärken wollen sowie Konflikte in der Schule beziehungsweise Arbeitsplatz oder der Familie haben. Die Themen reichen von schlechter Kommunikation bis hin zu Mobbing.“ Dabei gehe es darum, eine vertrauensvolle Basis zu schaffen und den Klienten auf Augenhöhe und Einfühlsamkeit zu begegnen. Wichtig sei, dass es den Klienten gelingt, andere Perspektiven wahrzunehmen, zu entdecken, zu sehen und auch zu verstehen. Es gehe oft darum, die eigenen Ressourcen zu erkennen und vielleicht erst zu entdecken und natürlich zu nutzen.
Respektlose Ansagen
Ihr Hauptbetätigungsfeld ist neben Supervision die Mediation, was ein breites Spektrum umfasst, wie zum Beispiel Missverständnisse, Überforderung, finanzielle Themen, Kränkungen, Beschuldigungen, Umgang mit Krankheit, Hierarchien und vieles mehr. Dabei wird Rhomberg-Schneider von Familien, Paaren, die in Trennung oder Scheidung leben, Nachbarn, Chefs und Mitarbeiter, Pädagoginnen, aber auch von Teams und Organisatoren aufgesucht. „Ich begleite die Beteiligten dahingehend, dass sie eigenständige Lösungen für genau ihre Themen oder Situationen erarbeiten, die dann auch umsetzbar, sprich lebbar sind.“ Dabei muss sie die Prozesse steuern und darauf achten, dass alles auf den Tisch kommt. In Mediationen kann es manchmal auch heiß hergehen. „Auch mich haben schon verbal unangebrachte Aussagen getroffen. Attacken würde ich das aber nicht nennen, eher respektlose Ansagen. Ich merke durchaus auch, dass die Sprache allgemein rauer geworden ist.“

Case-Management kennt man hauptsächlich aus dem Gesundheitsbereich. „Ich sehe hier viel Potenzial und biete es deshalb in meinem Büro an. Es kann insofern helfen, als sich Menschen mit einer außenstehenden Person einen besseren Überblick über die eigene Lebenssituation verschaffen können.“
Humor ist wichtig
Das Case-Management will sie auf jeden Fall ausbauen. Genauso wie ihr Angebot an Workshops und Seminaren. „Ein neuer Ansatzpunkt wird demnächst sein, Personen im Übergang vom Arbeitsleben in die Pension zu begleiten und unterstützen“, sagt Christa Rhomberg-Schneider, für die Humor bei ihrer Arbeit „ganz wichtig ist“.
Nicht zuletzt, da sie auch mit viel Leid konfrontiert ist. „Zu sehen, wie schlecht es einzelnen Menschen geht, kann schon eine große Herausforderung sein.“ Um ihre Energie möglichst optimal für ihre Klienten einsetzen zu können, scheut sie sich nicht davor, selbst von Zeit zu Zeit Supervisionen zu nutzen. Als Selbständige ist es ihr zudem wichtig, immer wieder im Austausch mit Berufskollegen zu sein.