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Mutter und Sohn zeigen ihren Schubert

07.10.2024 • 18:11 Uhr
Konzert Schubertiade
Die Pianistin Elena Bashkirova und ihr Sohn Michael Barenboim an der Geige.Schubertiade

Die Schubertiade lud zu einem doppelten Konzertabend nach Hohenems.

Die beiden Schubertiade-Konzerte vom Donnerstag waren ganz den Werken des Namenspatrons gewidmet: Ein frühes Streichquartett und das große Oktett spannte am Nachmittag das deutsche Armida Quartett mit herausragenden Bläsern zusammen, am Abend verströmten sich die Pianistin Elena Bashkirova und ihr Sohn Michael Barenboim mit Geige und Bratsche auf höchst feinsinnige Weise in Sonaten und anderen Duos des Wiener Meisters.

Organisches Spiel

Wieder konnte man mit dem frühen Es-Dur-Quartett D 87 darüber staunen, wie der junge Komponist, der als 16-jähriger gerade das Stadtkonvikt verlassen hatte und Schulgehilfe seines Vaters werden sollte, schon eine eigene Sprache gefunden hatte. Das Armida Quartett brachte es unter der Führung von Primarius Martin Funda mit großer Natürlichkeit in einem organischen Frage- und Antwortspiel.

Charakteristisch für den Scherzo-Satz an zweiter Stelle waren die kurzen Vorschlagsfiguren und das abspringende Intervall und der sanfte Mittelteil als Triosatz. Im Adagio erhob sich die Geige von Martin Funda über die gut abgestimmten Begleitfiguren von Johanna Staemmler (2. Violine), Teresa Schwamm (Bratsche) und Peter- Philipp Staemmler am Cello. Das Finale hatte Energie und Witz und war liebevoll gestaltet.

Konzert Schubertiade
Martin Funda (Violine), Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm (Viola) und Peter-Philipp Staemmler(Violoncello) sind das Armida Quartett. Recht von ihnen sind Knur Sundquist am Kontrabass, Christoph Eß am Horn, Dag Jensen am Fagott und Sabine Meyer an der Klarinette.Schubertiade

Eine Art Familientreffen

Die Besetzung beim beliebten Oktett D 803, das bei keiner Festivalausgabe fehlen darf, wurde zu einer Art Familientreffen, denn die Klarinettistin Sabine Meyer hat schon öfters mit dem jungen Quartett musiziert und hatte mit dem norwegischen Kontrabassisten Knut Sundquist, dem Fagottisten Dag Jensen und dem Hornisten Christoph Ess Musikerfreunde aus ihrem Bläserensemble und vom Lucerne Festival Orchestra an der Seite: Die Freude darüber war sicht- und vor allem hörbar, sei es im orchestralen Tutti, sei es in behutsamen Zwiegesprächen zwischen Geige und Klarinette, sei es in den herrlichen Variationen, in denen jeder und jede zum Zug kam. Dabei gingen die acht Musizierenden auch beherzt aufs Ganze, sodass buchstäblich die Funken flogen!

Im kommenden Herbst wird Sabine Meyer ihre Konzertkarriere beenden und davor in mehreren Konzerten die großen Quintette von Mozart, Brahms, Reger und Weber musizieren – und das im 40. Jahr ihrer Schubertiade-Auftritte! Man kann es sich noch nicht vorstellen…

Achtsam. Schuberts Kammermusik für Violine und Klavier reicht von der „einfachen“ Hausmusik der Sonatinen zum virtuosen Duo, einige Werke dieser Gattung hatten die Pianistin Elena Bashkirova und ihr Sohn Michael Barenboim aufs Programm gesetzt. Die eröffnende „Sonatine“ musizierten sie wunderbar schlicht und rund, nicht aufgebläht, der Mittelsatz klang liedhaft und warm, im Finalsatz gab es ein temperamentvolles Geben und Nehmen der beiden Stimmen.

Schattierung der Klangfarben

Im Mittelpunkt der C-Dur-Fantasie steht das Lied „Sei mir gegrüßt“, die Violinstimme ist eingebettet in Arpeggien und Tremolofiguren des Klaviers, hebt sich empor, tanzt im Volksliedton und mündet im Verlauf von mehreren Variationen in einen innigen Dialog der beiden Instrumente.

In schöner Vertrautheit und achtsamem Miteinander, erweckten Mutter und Sohn diese Fantasie zum Leben, ebenso das Rondeau brillant nach der Pause mit seinen stolzen Akkorden und den Harmoniewechseln, über denen sich die Violine emporschraubt. Für ein weiteres Lieblingsstück der Schubertianer, die „Arpeggione“-Sonate, wechselte Michael Barenboim zur Bratsche mit ihrem samtig warmen Klang: Der gemeinsame Atem, die Natürlichkeit des Spiels und die Schattierungen in den Klangfarben machten aus diesem Werk einmal mehr ein Juwel.

Katharina von Glasenapp