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Angst und Autorität

09.03.2025 • 15:00 Uhr
Angst und Autorität

Der Ruf nach totalitärer Führung in der Krise.

Von Christof Skala,
Ingenieurconsulent und Unternehmensberater in Bregenz

Seit einigen Wochen regiert der eigenwillige Präsident Donald Trump nicht nur Amerika, sondern mischt auch gehörig die Weltpolitik auf. Sein Vorgehen darf man als Elefant im Porzellanladen nach dem Motto „ich zuerst“ ohne Rücksicht auf Verluste und politischen Ausgleich bezeichnen. Dass der Trump-Kurs gerade in Europa auf eine gewisse Fangemeinde trifft, mutet auf den ersten Blick zwar erstaunlich an, hat aber seine Erklärungen.

In aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeiten von Defiziten, Rezession und Inflation, verstärkt durch soziale Verwerfungen (nicht nur wegen hoher Migration), wünscht man sich verständlicherweise die rasche Wiederherstellung des guten Zustandes herbei. Eine Sehnsucht nach Autorität mit starkem Durchgriff und wirksamer Kontrolle macht sich breit, denn demokratische Systeme haben genau dort ihre Schwächen. Langwierige Findungsprozesse, wie eben bei der Bildung einer neuen Bundesregierung erlebt, befeuern das Gefühl von Stillstand und Ineffizienz. Und leider können auch Demokratien Korruption und Machtmissbrauch nicht verhindern. Altgediente Parteien und etablierte Eliten neigen dazu, mehr Energie für ihren Machterhalt als für die Entwicklung von Staatsgefüge und wirtschaftlichem Fortkommen aufzuwenden – zu Lasten des Allgemeinwohls. Bei Absinken des Lebensstandards und Verlustängsten sind Menschen bereit, individuelle Freiheiten zugunsten von „Recht und Ordnung“ autoritärer Prägung aufzugeben. Nationalismus (wir zuerst) und Populismus (die anderen sind schuld) befinden sich mit Hilfe gezielter Manipulation und Propaganda schnell im Aufwind. All das lehrt uns die menschliche Geschichte.

Totalitäre Staatsführer wie Putin, der ihm nacheifernde Trump, aber auch europäische Politiker, die diese Herren zum Vorbild nehmen, lösen die Herausforderungen unserer Zeit nicht im Sinn des Gemeinwohls. Europa spürt nun die Notwendigkeit, sich endlich besser zu organisieren und sich von den USA zu emanzipieren. Wie? Durch Besinnen auf die eigenen Fähigkeiten, durch raschere Entscheidungen und mutiges Handeln, durch stärkere Einigkeit und weniger Spaltung.