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Evangeliumkommentar: Neue Orientierung finden

16.03.2025 • 08:00 Uhr
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SHUTTERSTOCK

In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Brigitte Knünz, Leiterin des Werkes der Frohbotschaft Batschuns.

Sonntagsevangelium

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in Herrlichkeit und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Und es geschah, als diese sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten. Da erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem von dem, was sie gesehen hatten. Lukas 9,28b-36

Neue Orientierung finden

Wenn sich alles dreht, wenn der Alltag einen überrennt, wenn man die Welt nicht mehr versteht, dann heraustreten aus dem Laufrad, eine langsamere Gangart einlegen und den Kopf lüften. Dabei hilft manchen, auf einen Berg zu gehen, allein oder mit vertrauten Menschen. Schritt für Schritt auf Distanz gehen mit dem, was einen belastet; Tritt für Tritt mehr Aus- und Übersicht bekommen – außen wie innen. Im vertrauensvollen Gespräch verstanden werden und neue Perspektiven bekommen. Im besten Fall erleichtert und für sich klarer wieder zurückgehen. So könnte man eine heilsame Bergtour beschreiben.

Brigitte Knünz
Brigitte Knünz ist Leiterin des Werkes der Frohbotschaft Batschuns.

Als Jesus mit seinen vertrautesten Freunden auf einen Berg steigt, sucht er dieses Heraustreten aus der Menschenmenge, weil ihn eine schlimme Ahnung erschüttert: Kurz zuvor hat er vor seinen Jüngern davon gesprochen, dass er leiden müsse, verworfen und getötet werde. Sein „Konzept“ vom Reich Gottes, das angebrochen ist und den Menschen die Fülle des Lebens bringen sollte, ist radikal infrage gestellt – und somit er selbst. So tut Jesus das, was er schon oft erprobt hat: Er zieht sich zurück und verbindet sich im Gebet mit seinem Vater im Himmel. Und es scheint fast so, als wären seine Freunde jetzt nicht die richtigen Austauschpartner (sie schlafen, als wollten sie nichts vom Tod Jesu hören). Dafür erscheinen Mose und Elija, jene alttestamentlichen Männer, die selbst im Dienst Gottes stehend, größte Anfeindung erlebt hatten. Sie reden mit Jesus über sein schmerzhaftes Ende – für sie ist es kein Tabu. Während sich für Jesus etwas klärt („Jesus in strahlendem Licht“), sind die verschlafenen Freunde verwirrt, Petrus redet, ohne zu wissen, was er sagt – die Wolke, die sie einhüllt, versinnbildlicht ihre Orientierungslosigkeit. Dann aber kommt die Stimme aus der Wolke mit zwei sehr klaren Ansagen: Jesus ist der auserwählte Sohn – das ist eine entscheidende Bestätigung und Bestärkung für Jesus und seinen weiteren Weg, aber auch für seine Freude, dass sie sich dem Richtigen angeschlossen haben. Und: Auf ihn sollt ihr hören – auch wenn immer mehr Gegenstimmen laut werden, auch, wenn es jetzt ungemütlich wird an der Seite Jesu, haltet euch an ihn.

Sowohl Jesus als auch seine Freunde haben in diesem besonderen Gipfelerlebnis Orientierung erfahren. Gerade in diesen Tagen sind wir gut beraten, den inneren Kompass klar auf ihn auszurichten.