Stichwahl in Dornbirn: Fässler vs. Fäßler im Duell um die Messestadt

Die NEUE am Sonntag lädt eine Woche vor der Stichwahl in Dornbirn zum verbalen Schlagabtausch der Kontrahenten Julian Fässler (ÖVP) und Markus Fäßler (SPÖ).
NEUE am Sonntag: Warum sind Sie der richtige Mann für den Posten in Dornbirn?
Julian Fässler: Ich bin leidenschaftlicher Dornbirner und tief mit dieser Stadt verwurzelt. Das Amt erfordert strategisches Denken und das Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge. Ich bringe 13 Jahre Erfahrung als Führungskraft in einem international tätigen Familienunternehmen mit. Das ermöglicht mir, unsere Stadt mit einem frischen Blick weiterzuentwickeln.
Markus Fäßler: Ich war in den vergangenen sieben Jahren stets nahe bei den Menschen und habe mich intensiv um viele kleinere Anliegen der Bevölkerung gekümmert. Dornbirn ist meine Heimatstadt, hier wohnen über 90 Prozent jener, die mir besonders am Herzen liegen. Mein Ziel ist es, mich weiterhin stark einzusetzen und Dornbirn sicherer und lebenswerter zu machen.

NEUE am Sonntag: Wie beurteilen Sie das Wahlergebnis und was bedeutet das neue Kräfteverhältnis?
Julian Fässler: Vor fünf Jahren hatten wir Rückenwind durch Sebastian Kurz und Markus Wallner. Aktuell sehen wir jedoch europaweit, dass regierende Parteien tendenziell abgestraft werden. Das wirkt sich auch auf kommunale Wahlen aus. Dennoch schließen wir niemanden aus. Wichtig ist mir eine konstruktive Zusammenarbeit, insbesondere mit FPÖ und SPÖ, die ihre Ergebnisse verbessern konnten und deutlich abgehoben sind.
Markus Fäßler: Sollte ich Bürgermeister werden, möchte ich mit allen zusammenarbeiten. Die derzeit angespannte Lage macht es nötig, gemeinsame Lösungen zu finden, um grundlegende Versorgungsleistungen wie Wasser, Kanalisation oder Pflege sicherzustellen. Wichtig ist auch, dass wir zentrale Bildungsprojekte realisieren können. Das gute Wahlergebnis bestätigt, dass mein langjähriger Einsatz geschätzt wird.

NEUE am Sonntag: Wie wollen Sie jene, die ihre Stimme nicht für Sie abgegeben haben, auf Ihre Seite ziehen?
Julian Fässler: Jetzt geht es nicht mehr um Parteipolitik, sondern um die Person. Ich möchte Bürgermeister für alle Dornbirnerinnen und Dornbirner sein. Wir werden unsere bisherigen Unterstützer erneut mobilisieren und durch persönliche Gespräche noch viele weitere Menschen überzeugen.
Markus Fäßler: Ich möchte der Wählerschaft anderer Fraktionen ein klares Angebot machen. Ich bin kein Kandidat der ÖVP, und dies könnte für frischen Wind im Rathaus sorgen. Ein zentrales Anliegen ist mir, die Zusammenarbeit zwischen allen Fraktionen deutlich auszubauen und zu intensivieren.

NEUE am Sonntag: Was wären Ihre wichtigsten Aufgaben, die Sie angehen möchten?
Julian Fässler: Intern möchte ich rasch den Kontakt zu unseren Mitarbeitenden suchen, da sie großartige Arbeit leisten. Extern setze ich klare Schwerpunkte bei Sicherheit, insbesondere am Bahnhof und beim Hochwasserschutz, bei Mobilität mit sicheren Fahrradwegen, beim Wirtschaftsstandort und in der Familienpolitik, von Kinderbetreuung bis hin zur Pflege älterer Menschen.
Markus Fäßler: Ich habe drei zentrale Aufgabenbereiche definiert. Erstens, der Bau der Volksschule Forach muss endlich umgesetzt werden. Zweitens, wir müssen die Deutschförderung im Kindergarten deutlich verstärken. Drittens gilt es, die Gesundheitsversorgung auszubauen, mit Ärztezentren und Community Nurses. Auch das Land Vorarlberg steht hier in der Pflicht.

NEUE am Sonntag: „Brennpunkt“ Bahnhof: Wie beurteilen Sie die Sicherheitslage und was gilt es, konkret zu tun?
Julian Fässler: Objektiv betrachtet hebt sich der Bahnhof Dornbirn nicht negativ von ähnlichen Orten in Österreich ab. Vorfälle betreffen meist ein bestimmtes Milieu, Unbeteiligte werden selten betroffen. Dennoch nehme ich die subjektiven Sicherheitsgefühle der Bevölkerung ernst. Deshalb gibt es seit September mehr Polizeipräsenz, einen städtischen Sicherheitsdienst, bessere Beleuchtung und Sozialarbeiter vor Ort. Wir müssen hier an allen Schrauben weiter drehen.
Markus Fäßler: Wichtig ist, dass das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung an diesem Verkehrsknotenpunkt ernst genommen wird. Allerdings reicht Polizeipräsenz allein nicht aus. Wir benötigen verstärkte präventive Sozialarbeit. Hier sehe ich das Land Vorarlberg, insbesondere Landesrat Allgäuer, klar in der Verantwortung, die entsprechenden finanziellen Mittel für zusätzliche Polizeistellen und sozialpräventive Maßnahmen bereitzustellen.
NEUE am Sonntag: Wie bewerten Sie die Amtszeit von Andrea Kaufmann und was würden Sie anders machen?
Julian Fässler: Andrea Kaufmann führte ihr Amt leidenschaftlich und mit Fokus auf Prävention und Innovation, besonders im Sozialbereich und für Familien. Ich bewerte ihre Amtszeit als sehr erfolgreich. Wir haben jedoch aktuell andere Herausforderungen, vor allem wirtschaftlich. Ich möchte daher noch stärker im Dialog mit der Bevölkerung stehen, um am Puls der Zeit zu bleiben.
Markus Fäßler: Ich schätze sie und wir hatten eine gute Zusammenarbeit. Persönlich sind wir unterschiedliche Typen. Andrea Kaufmann ist eine geradlinige, klassische Managerin. Mein Ansatz ist stärker auf Zusammenarbeit, Austausch und menschliches Miteinander ausgelegt. Kritisch könnte man anmerken, dass wichtige Projekte bisher nicht umgesetzt wurden.
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NEUE am Sonntag: Was würden Sie als beste und was als schlechteste Eigenschaft ihres Kontrahenten bezeichnen?
Julian Fässler: Ich werde keine schlechten Eigenschaften nennen, da ich einen positiven Wahlkampf führe. Markus und ich haben sehr lösungsorientiert zusammengearbeitet – er im Tiefbau, ich in der Stadtplanung. Das hat stets gut funktioniert.
Markus Fäßler: Julian Fässler hat eine besonders starke kommunikative Fähigkeit. Er pflegt aus meiner Sicht einen guten und engen Austausch mit anderen Fraktionen. Schwächen kann ich bei ihm aktuell nicht feststellen oder benennen.
NEUE am Sonntag: Bei einer Niederlage: Peilen sie den Vizebürgermeister an?
Julian Fässler: Ich trete an, um Bürgermeister zu werden und werde bis zuletzt darum kämpfen, möglichst viele Menschen zu überzeugen.
Markus Fäßler: Das Amt wäre eine Option für mich. Entscheidend ist die Ressort-Aufteilung und ein gemeinsames Programm für Dornbirns Zukunft.
NEUE am Sonntag: Ihre Prognose für den 30. März?
Julian Fässler: Ich bin zuversichtlich, dass wir mit einem guten Ergebnis gewinnen werden.
Markus Fäßler: Es wäre schön, wenn ich knapp über 50 Prozent erreichen und gewinnen könnte.