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Community Nursing auf dem “Prüfstand”

28.03.2025 • 16:58 Uhr
Andrea Roskosch-Schenker
Niederschwellige Anlaufstellen wie die Community Nurses sind auch für ältere Menschen wichtig. std

Die bestehenden Pilotprojekte werden heuer über den Pflegefonds finanziert. Die Weiterführung der Unterstützung über das Jahr 2025 hinaus hängt von der Evaluierung der aktuellen Maßnahmen ab.

In Österreich existiert das Modell Community Nursing seit dem Jahr 2022. Ermöglicht hat dies die Europäische Union, die finanzielle Mittel für die Umsetzung gemäß dem österreichischen Aufbau- und Resilienzplan bis 2024 bereitstellte. Insgesamt wurden 123 Pilotprojekte mit mehr als 190 Community Nurses, frei übersetzt Gemeinde-Gesundheitsmanagerinnen, in Österreich gestartet. In Vorarlberg beteiligten sich Dornbirn, Bludenz, Bregenz und Wolfurt.

Gemeinsam initiiert

„Die bisher über den Resilienzfonds finanzierten Community Nurses wurden in Vorarlberg direkt vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz gemeinsam mit den Gemeinden initiiert“, erklärt Landesrätin Martina Rüscher. Und weiter: „Community Nurses sind ein wertvoller Bestandteil eines ganzheitlichen und gemeindenahen Versorgungssystems. Viele der zentralen Elemente, die durch Community Nursing in anderen Bundesländern neu eingeführt wurden, sind in Vorarlberg bereits seit Jahren im bestehenden ambulanten Pflegenetz integriert. Insbesondere das Care- und Case-Management, ambulante Dienste wie Hauskrankenpflege und Mobile Hilfsdienste bieten bereits zahlreiche dieser Leistungen an.“

Maurice Shourot
Landesrätin Martina Rüscher. Shourot

Um ein Jahr verlängert

Bisher habe das Land Vorarlberg lediglich beratend agiert und strategische Empfehlungen zur Umsetzung eingebracht. „In den Pilotprojekten wurden unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, und die Projekte haben sich je nach Gemeinde unterschiedlich entwickelt“, so Rüscher. Deshalb habe die Vorarlberger Landesregierung beschlossen, die bestehenden Pilotprojekte über 2024 hinaus um ein weiteres Jahr zu verlängern und über den Pflegefonds zu finanzieren. „Die entsprechenden Förderzusagen für 2025 wurden bereits kommuniziert“, sagt die Landesrätin. Ziel sei es, die Kerninhalte des Community Nursing – insbesondere die Förderung von Gesundheitskompetenz, Prävention und Gesundheitsförderung – in das Regelangebot des Pflegenetzes zu überführen. Die zuständige Fachabteilung erarbeite aktuell einen Vorschlag zur dauerhaften Implementierung. Die laufenden Arbeiten seien ein wichtiger Schritt, um die Gesundheitsförderung im ambulanten Bereich weiter zu stärken und langfristig in den Gemeinden zu verankern. Rüscher betont: „Eine mögliche weitere Unterstützung über das Jahr 2025 hinaus hängt von der Evaluierung der aktuellen Maßnahmen ab.“

Projekt in Bregenz ausgelaufen

Wie es nach 2025 mit dem Modell weitergeht, ist offen. Diese Ungewissheit war unter anderem ein Grund dafür, dass das Pilotprojekt in Bregenz beendet wurde. Der Fokus lag dort auf Menschen mit Migrationshintergrund unter 60 Jahren. „Dieses Thema war eine große Herausforderung für uns. Mit Peter Köb konnten wir jedoch einen sehr engagierten Projektbetreiber gewinnen“, berichtet Stadträtin Annette Fritsch. „Peter hat hervorragende Arbeit geleistet. Da aber unklar war, wie es mit dem Projekt und damit auch mit seiner Anstellung weitergeht, hat er sich verständlicherweise für eine andere Stelle entschieden – schließlich geht es auch um seine Zukunft“, so Fritsch. Die Stelle wurde nicht nachbesetzt, das Projekt endete. „Die Stadt Bregenz ist dennoch sehr gut aufgestellt – mit Angeboten wie Care- und Case-Management, ambulanten Diensten und Mobilen Hilfsdiensten.“

Annette Fritsch
Die Bregenzer Stadträtin Annette Fritsch. stb

Positive Entwicklung in Dornbirn

In Dornbirn hingegen läuft das Projekt erfolgreich: „Die Community Nurses sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Verwaltung, Gesundheitsangeboten, Sozialeinrichtungen und Bürgern. Das Angebot hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt“, teilt die Kommunikationsabteilung der Stadt auf Anfrage mit. Durch ihre Präsenz und den direkten Kontakt mit den Menschen vor Ort seien die Community Nurses ein integraler Bestandteil des städtischen Zusammenlebens geworden.

Weiter heißt es seitens der größten Stadt Vorarlbergs: „Wir haben gesehen, dass niederschwellige Anlaufstellen – vor allem für ältere Menschen, die auch die Hauptzielgruppe des Programms bilden – besonders wichtig sind. Seit Beginn des Angebots und durch den engagierten Einsatz der Community Nurses konnten neue Netzwerke in der Bevölkerung entstehen. Auch die Aktivierung von Nachbarschaften ist ein zentrales Ziel des Programms. Unsere Erfahrungen zeigen deutlich auf: Community Nursing stärkt das soziale Miteinander und sollte deshalb unbedingt fortgeführt werden.“

community nurses
Die Dornbirner Community Nurses mit Bürgermeisterin Andrea Kaufmann. std

Allein nicht finanzierbar

Seitens des Landes Vorarlberg gibt es für dieses Jahr eine Förderzusage. „Diese Unterstützung ist entscheidend für die Fortsetzung des Programms. Der laufende Evaluierungsprozess wird zeigen, dass der präventive Ansatz des Community Nursing nachhaltigen Nutzen stiftet. Auch wenn ein Teil der Kosten seit dem Auslaufen der EU-Förderung Ende 2024 bereits von der Stadt Dornbirn getragen wird, sind die Gemeinden auf die finanzielle Unterstützung des Landes angewiesen – allein lässt sich das Angebot nicht finanzieren“, teilt die Messestadt abschließend mit.

Interview mit Andrea Schwarz und Johanna Kaufmann vom Community Nursing Wolfurt.
Die Wolfurter Community Nurses Andrea Schwarz und Johanna Kaufmann bei der Arbeit. Serra

Positive Rückmeldungen in Wolfurt

Auch in Wolfurt sind die Rückmeldungen durchwegs positiv. Die Community Nurses arbeiten dort eng mit der Gemeinde, Hausärzten und mobilen Diensten zusammen. Ihr Angebot steht allen Wolfurtern kostenlos zur Verfügung. „Unser Fokus liegt auf Gesundheitsprävention und der Stärkung der Gesundheitskompetenz für alle Altersgruppen. Anfangs konzentrierten wir uns auf ältere Menschen und pflegende Angehörige. Mittlerweile betreuen wir auch Familien mit besonderen Herausforderungen – etwa mit Migrationshintergrund oder schwer erkrankten Eltern“, erklärt Andrea Schwarz gegenüber der NEUE. Gemeinsam mit Johanna Kaufmann bildet sie das Team der Community Nurses in Wolfurt. Ziel sei es, die Gesundheit langfristig zu stabilisieren und Menschen in ihrer Selbstbestimmung zu stärken.

Die Community Nurses sind dem Gesundheits- und Krankenpflegeverein Wolfurt angegliedert und dort auch angestellt. Doch auch in der Hofsteiggemeinde gilt: „Heuer wird das Projekt noch vom Land Vorarlberg unterstützt. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar“, berichtet Andrea Schwarz.