Es wird Frühling am Sternenhimmel

Der Winter verabschiedet sich. Die Sternbilder Orion und Stier stehen tief im Westen. Das Frühlingssternbild Löwe beherrscht den Abendhimmel. Die Morgenstunden zeigen bereits den Sommerhimmel.
Von Robert Seeberger
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Jede Jahreszeit hat ihre charakteristischen Sternbilder. Während der letzten Monate beherrschten Stier, Orion und die Zwillinge den Abendhimmel. Sie sind markant und beeindruckend. Der Orion mit dem Gürtelstern sowie die Hyaden und Plejaden, wunderschöne Sternhaufen im Stier sind Glanzlichter. Der helle Planet Jupiter stand in der Gegend des Stiers. An den Zwillingssternen konnte man beobachten, wie sich der Planet Mars zwischen den Sternen weiterbewegt.
Doch diese Beobachtungsperiode neigt sich ihrem Ende zu. Am 20. März war astronomischer Frühlingsbeginn. Seither sind die Tage länger als die Nächte. Vom 29. auf den 30. März wurden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Deshalb wird es um eine Stunde später dunkel. Die Sonne geht heute Sonntag um 19.47 Uhr Sommerzeit unter. Das Ende der astronomischen Dämmerung beginnt, wenn die Sonne 18 Grad unter dem Horizont abgesunken ist. Kurz nach 21.30 Uhr ist es für Astronomen dunkel genug. Jetzt steht der Stier schon recht tief im Westen. Am Abend des 1. April gesellt sich die zunehmende Mondsichel zu den Plejaden – ein prächtiges Bild. Dennoch, die Wintersternbilder verabschieden sich.
Der Löwe
Zur selben Uhrzeit steht der Große Wagen hoch im Nordosten, die Deichsel weist nach unten. Der Löwe befindet sich 60 Grad hoch im Südosten. Ein größeres Sternentrapez stellt den Rumpf, ein kleineres in südlicher Richtung den Kopf des Raubtieres dar. Auffällig ist auch eine sichelförmige Anordnung von Sternen, Brust und Kopf des Löwen. Der „Griff“ der Sichel ist Regulus, der hellste Stern im Löwen. Er ist erst 50 Millionen Jahre alt und 79 Lichtjahre entfernt. Seine Leuchtkraft ist 240-mal höher als jene der Sonne. Wegen der hohen Oberflächentemperatur 15.000 Grad strahlt Regulus die meiste Energie im UV-Bereich ab. Regulus ist in der Ekliptik und deshalb sind immer wieder schöne Begegnungen mit Planeten oder dem Mond zu beobachten.
Frühlingsdreieck
Gehen wir nochmals zur Deichsel des Großen Wagens und verlängern gedanklich den Bogen weiter zum nächsten hellen Stern. Wir treffen auf Arkturus, den Hauptstern des Bärenhüters, der zu den hellsten Sternen des Nordhimmels gehört. Ziehen wir den Bogen noch weiter, so sehen wir knapp über dem Horizont im Osten Spica. Der Stern ist der hellste des Frühlingssternbilds Jungfrau. Im Verlauf der Nacht, aber auch im Laufe des fortschreitenden Frühlings steigt Spica immer höher auf. Man kombiniert gerne helle Sterne zu sogenannten Asterismen, Sternfiguren, die keine Sternbilder, aber für eine Jahreszeit typische geometrische Formen haben. So gibt es ein Wintersechseck, ein Herbstviereck und im Frühling und Sommer sind es auffällige Dreiecke. Regulus im Stier, Arcturus im Bärenhüter und Spica in der Jungfrau werden Frühlingsdreieck genannt.
Jahres- und Nachtzeit
Die Nachtzeit und das Datum einer Sternbeobachtung bestimmen die sichtbaren Sterne am Himmel. Zwischen beiden besteht ein Zusammenhang. Sprechen wir von typischen Frühlingssternbildern, so meinen wir, dass beispielsweise der Löwe im Frühling abends um 22 Uhr im Süden gut sichtbar ist. Genau derselbe Himmel zeigt sich einen halben Monat später und eine Stunde früher. Die Grenzen dieser Variationen sind nur durch das Erfordernis der Dunkelheit bei der Beobachtung gegeben. Daher können wir zu vorgerückter Stunde die Sternbilder der kommenden Jahreszeit erhaschen. Sechs Stunden später, also um vier Uhr Früh, machen wir einen Sprung von drei Monaten und die Sternbilder des Sommerbeginns zeigen sich. So sieht man im Fernglas den Kugelsternhaufen im Herkules und kann überprüfen, ob die seit einiger Zeit erwartete Nova in der Nördlichen Krone ausgebrochen ist.