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Spitzenwerke, spitze ­präsentiert

01.04.2025 • 08:00 Uhr
Spitzenwerke, spitze ­präsentiert
Die Stickereidesignerin Anita Keckeis beweist in ihrer Ausstellung, dass Spitze immer noch modern ist. STIPLOVSEK

Die Stickereidesignerin Anita Keckeis zeigt in der Villa Falkenhorst in Thüringen „20 Jahre inspirierende Spitzenbegegnungen“ – und beweist, dass Spitze keineswegs aus der Mode gekommen ist.

Von Miriam Jaeneke
neue-redaktion@neue.at

Schönheit versteht Anita Keckeis nicht nur als etwas Sichtbares, sondern auch als Seelenzustand. Sie selbst verkörpert diesen Begriff – mit Ästhetik, Bewusstsein und positiver Haltung. Aus dieser Offenheit erwuchsen viele Begegnungen, aus denen schließlich die Ausstellung entstand.

Spitzenwerke, spitze ­präsentiert
Keckeis trägt ihre Kreationen auch selbst.

In zwei großen Räumen mit rauen Wänden im Untergeschoss der Villa begegnet man Keckeis’ Spitzenarbeiten. Sinnlich und sorgfältig arrangiert werden Broschen, hellgraue Krägen, bestickte Schals, Colliers, Ohrringe und cremefarbene Blumen präsentiert – mal zart, mal auffällig.

Spitzenwerke, spitze ­präsentiert

Die Objekte stammen aus zwei Jahrzehnten kreativer Arbeit. Gezeigt werden sie vor allem auf Fotografien – getragen und in Szene gesetzt. Gestickte Strukturen und Farben treffen auf Ohrläppchen, Halsausschnitte und Gesichter. So entstehen intime Momente. Die deutsche Fotografin Karin Székessy fängt diese in ausdrucksstarken Porträts ein – zart, zurückgenommen oder eindrucksvoll.

Schwindende Tradition

Im Fokus bleibt die Spitze – auch bei Keckeis’ eigenen Bildern mit dem Titel „Das Verschwinden der Spitze“. Sie erinnern daran, dass ein traditionsreicher Umgang mit edlen Stoffen in Vorarlberg mehr und mehr verloren geht. Keckeis’ Entwürfe erzählen von der Leichtigkeit des Seins, seiner Vergänglichkeit – und der Schönheit, die genau darin liegt. Zwischen Tradition und Mut zur Eigenständigkeit entstehen Stücke, die erst am Körper lebendig werden. Das Licht kommt in allen Bildern aus der Dunkelheit, oft von der Seite – es wirkt wie ein seltener Gast, dem mit Achtsamkeit begegnet wird. Die Spitzenstücke changieren zwischen Blüte, Rechteck und Kreis, zwischen verspielt und streng, zwischen Schwarz und Weiß.

Spitzenwerke, spitze ­präsentiert
Die Ausstellung von Anita Keckeis kann noch bis Mitte April besichtigt werden.

Keckeis trägt ihre Kreationen selbst. Erst mit über 40 habe sie sich damit wirklich wohlgefühlt, erzählt sie. Die Jahre in Berlin, wo sie 17 Jahre lebte, hätten ihr geholfen, Träume zu verwirklichen – und neue zu entwickeln. Das empfindet sie als großes Glück. Auch, weil sie in dieser Zeit viele inspirierende Frauen kennengelernt hat. Eine Freundin kam extra zur Vernissage aus Berlin. Die Pianistin Aki Takasi wird am 1. April mit Daniel Erdmann ein Jazzkonzert geben.

Kreationen, weltweit gefragt

Keckeis verkauft ihre Arbeiten international. Dabei bleibt sie ihrem Grundsatz treu: Jede Frau, die eine ihrer Kreationen tragen möchte, soll sich das leisten können. Finanziell unabhängig zu sein, ist ihr wichtig – aber noch wichtiger ist ihr der Reichtum an Beziehungen, Begegnungen und gelebten Träumen.
Ihre erste Verbindung zur Textilkunst entstand durch ihre Mutter. Schon als Kind dachte sie sich, als sie ihre Mutter bei der Arbeit in einer Textilfabrik besuchte: „Das kann ich besser.“ Dieses Selbstvertrauen hat ihr nicht nur Applaus eingebracht – aber sie hat sich auf das Positive konzentriert.

Spitzenwerke, spitze ­präsentiert

Die Vogue widmete ihr einen Beitrag, Karl Lagerfeld fotografierte sie. Trotz der Dominanz billiger Massenmode ist sie ihrer Branche treu geblieben. „Der Wahnsinn des schnellen Konsums macht mich traurig, manchmal wütend“, sagt sie. Nachhaltigkeit sei für sie zentral: „Weniger ist mehr.“ Dass viele nicht wissen, dass sie in Bludenz einen Spitzensalon führt, erstaunt sie: „Die Leute laufen blind vorbei.“
Die Ausstellung ist auch ein Plädoyer für mehr Bewusstsein – für Schönheit im Allgemeinen und weibliche Ästhetik im Besonderen.

Anita Keckeis – 20 Jahre Spitzenbegegnungen

Öffnungszeiten: noch bis 13. April jeden Sonntag von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung
Dienstag, 1. April, 19 Uhr: Jazzkonzert mit Aki Takasi und Daniel Erdmann

Alle Informationen zur Ausstellung unter: www.falkenhorst.at