Von Bodendecker bis Bowle: der Waldmeister

Der kleine, oft unscheinbare Waldmeister überrascht durch vielfältige Verwendung im Garten und in der Küche. Die pflegeleichte Wildstaude bereichert jeden Frühlingsgarten.
Von Christine Moosmann-Hämmerle
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Der Waldmeister findet seit langer Zeit Verwendung als Heil- und Würzpflanze. Verwendet wird er vor allem zur Aromatisierung von Waldmeisterbowle und Bonbons sowie zum Färben von Wackelpudding. Doch auch im Garten ist dieser schöne Wildstaude vielseitig einsetzbar. Der Waldmeister ist in gemäßigten Zonen in Eurasien verbreitet, wo er hauptsächlich in Laubwäldern wächst und große lichte Flächen bedeckt. Die auch unter den Namen Maikraut oder Wohlriechendes Labkraut (Galium odoratum) bekannte Pflanze gehört zur Gattung der Labkräuter (Galium) innerhalb der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Sie wird zehn bis 30 Zentimeter hoch und bildet je nach Lage von April bis Juni kleine weiße Blüten aus.
Mythen und mittelalterliche Anwendungen
Der Waldmeister galt seit jeher als Frühjahrsbote, dem die Kräfte der Götter zugeschrieben wurden. Im Französischen wird er „Reine de bois“ genannt, was übersetzt „Königin der Wälder“ bedeutet. Im Mittelalter trug er auch die Namen Frauenbettstroh oder Mariabettstroh. Er wurde um die Füße gebärender Frauen gebunden, was die Geburt erleichtern sollte. Auch wurde er als Füllung für Betten verwendet, wegen seines Duftes, der Insekten fernhielt. Die Waldmeisterbowle, auch als Maiwein bekannt, soll der Benediktinermönch Wandalbertus bereits im Jahr 854 zur Stärkung von Herz und Leber erfunden haben.
Im Garten ist der Waldmeister insbesondere unter Bäumen und Sträuchern ein idealer Bodendecker. Dort breitet er sich durch seine unterirdischen Rhizome von selbst aus und bildet im Lauf der Zeit große Teppiche. Darüber hinaus passt er gut ins Kräuterbeet und ist eine schöne Pflanze für den Beetrand. Sein zartgrünes Laub treibt im Frühling früh aus. Das frische Grün seiner Blätter und die kleinen, sternförmigen Blüten sind ein Blickfang in jedem Garten. Im Herbst zieht die Pflanze ein. Sie ist winterhart und treibt im Frühling von selbst wieder aus. Waldmeister ist eine wichtige Futterpflanze für die Raupen verschiedener Nachtfalterarten.

Er verbreitet einen zarten süßlichen, leicht vanilleartigen Duft, der besonders nach dem Trocknen der Blätter zur Geltung kommt. Getrocknet kann er zum Befüllen von Duftsäckchen verwendet werden, die nicht nur ihren angenehmen Geruch verbreiten, sondern auch Motten fernhalten. Aus seinen Wurzeln wurde früher rote Farbe zum Färben von Textilien gewonnen. In der Medizin wurde er wegen seiner beruhigenden und krampflösenden Eigenschaften geschätzt. Die Pflanze enthält Gerbstoffe, Flavonide und das aromatische Cumarin. In größeren Mengen jedoch ist Cumarin gesundheitsschädlich. Es kann Schwindel und Kopfschmerzen auslösen und in extremen Fällen auch zu Leberschäden führen, weshalb der Waldmeister mit Vorsicht zu genießen ist.

Wissenswertes
Name: Wohlriechendes Labkraut (Galium odoratum), Waldmeister, Maikraut
Gattung: Labkräuter
Familie: Rötegewächse
Standort: Halbschattig, auf humosen, leicht feuchten Böden
Verwendung: Als Würzmittel, in der Heilkunde oder als Bodendecker