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“BuntaLada” ist in einem geschichtsträchtigen Gebäude untergebracht

15.04.2025 • 11:03 Uhr
"BuntaLada" ist in einem geschichtsträchtigen Gebäude untergebracht
Heidrun Engl und Elke Metzler vor dem “BuntaLada” in der August-Reis-Straße 10 in Hohenems. Klaus Hartinger

In der August-Reis-Straße 10 in Hohenems betreibt Heidrun Engl seit fünfeinhalb Jahren den „BuntaLada“. Das Gebäude hat eine lange und vielfältige Geschichte, wie die 57-Jährige auch aus eigener Erfahrung weiß.

Vom Fenster ihres Geschäfts aus kann Heidrun Engl auf ihr Elternhaus blicken. Die Emserin hat hier einen Großteil ihres Lebens verbracht – nun hat es sie wieder in die August-Reis-Straße nach Hohenems gezogen. Dort betreibt sie den „BuntaLada“, in dem sie ausgewählte Dekorationsartikel und italienische Spezialitäten anbietet. „Hier ist mir alles vertraut“, so die zweifache Mutter lachend.

"BuntaLada" ist in einem geschichtsträchtigen Gebäude untergebracht
Aussenansicht des Gebäudes in den 1950er-Jahren. he

Das Gebäude mit der Hausnummer 10 hat eine bewegte Geschichte. Der älteste Teil stammt aus dem Jahr 1900, 1924 wurde eine Bühne samt Bücherei angebaut. In den 1930er- und 1940er-Jahren diente das Haus als Veranstaltungsort für die Laienbühne Hohenems. „Aus Erzählungen weiß ich, dass hier zum Beispiel auch Kinderfasching gefeiert wurde. Der Eintritt war ein Holzscheit“, berichtet die Hohenemserin „Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zeitweise von Motorradfahrern der Wehrmacht als Unterkunft genutzt. Laut Überlieferung waren sie eines Tages plötzlich wieder verschwunden – ohne erkennbaren Grund.“

"BuntaLada" ist in einem geschichtsträchtigen Gebäude untergebracht
Heidrun Engls Vater Horst Jäger bei der Arbeit in seiner Textildruckerei im Jahr 1966. he

“In die Wiege gelegt”

„In die Wiege gelegt“. Es ist nicht das erste Mal, dass Heidrun Engl in diesem Haus arbeitet. 1959 kaufte ihr Vater Horst Jäger das Gebäude von der Pfarre Hohenems. Bis dahin führten Theaterschauspieler der Laienbühne Hohenems dort ihre Stücke auf. Ein großes Foto der Theatergruppe an der Wand erinnert noch heute an diese Zeit. Ihr Vater eröffnete eine Textildruckerei, in der auch sie mithalf und nach ihrer Schulzeit die Buchhaltung übernahm. „Sorgfältiges Arbeiten wurde mir quasi in die Wiege gelegt – wir hatten auch keine andere Wahl.“ Zum Sortiment gehörten unter anderem Wimpel – ein Abnehmer war etwa der Österreichische Fußballbund (ÖFB). Später übernahm ihr Bruder den Betrieb. Da Textildruck heute meist digital erfolgt, wurde das Haus bald zu groß für ihn, und er wollte es verkaufen.

BuntaLada-Geschichte
Theaterschauspieler der Laienbühne Hohenems in den 1950er-Jahren vor dem Gebäude. he


„Mir ist das Gebäude ans Herz gewachsen. Ich wollte nicht, dass es verkauft, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird.“ Also fasste sie sich ein Herz und kaufte es ihrem Bruder ab – zunächst jedoch ohne konkreten Plan für ein neues Geschäft. Es war nicht ihr erster Versuch, Genuss und Ästhetik zu verbinden: Bereits 2010 führte sie in Altach einen „BuntaLada“. „2012 habe ich aus verschiedenen Gründen aufgehört – aber ich wusste immer: Das war noch nicht das Ende“, erinnert sie sich. „Deshalb habe ich alles aufbewahrt: Möbel, Kaffeemaschine, Geschirr. Es hat einfach ein paar Jahre gebraucht, bis ich den richtigen Standort gefunden habe.“ Und den hat sie nun – im geschichtsträchtigen Haus in der August-Reis-Straße 10. Auf dem über 100 Jahre alten Riemenboden sind noch heute bunte Farbkleckse zu sehen, stille Zeugen der lebendigen Vergangenheit dieses Ortes.

"BuntaLada" ist in einem geschichtsträchtigen Gebäude untergebracht
Der “BuntaLada” füllt das Gebäude heute mit viel Farbe und Charme. Hartinger