Papst Franziskus wirkte als „Türenöffner“

In unseren wöchentlichen Evangelienkommentaren geben Geistliche, Religionslehrerinnen, Theologinnen und andere ihre Gedanken zum Sonntagsevangelium weiter. Heute mit Erich Baldauf, Pfarrer in Hard und Bibelreferent der Diözese.
Sonntagsevangelium
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen. Johannes 20, 19-31
Papst Franziskus wirkte als „Türenöffner“
Als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus in ihre Mitte, so beginnt Johannes sein Osterevangelium. Die Jünger fürchten sich als Freunde und Wegbegleiter Jesu, dem Aufwiegler, dass ihnen Ähnliches wie Jesus widerfährt: Gefangennahme und Verurteilung zum Tod.
Mit Papst Franziskus verbinde ich eine Persönlichkeit, die Menschen eine besondere Aufmerksamkeit schenkte, denen Türen verschlossen waren oder die hinter „verschlossenen Türen“ leben mussten. Betroffene sind etwa Menschen, die arm sind, denen Ausbildung fehlt oder die für die Gesellschaft nicht (mehr) wichtig sind. Ihnen bleiben viele Türen zu. Franziskus hat sie gesehen, er hat ihnen seine Stimme gegeben und hat sie besucht, soweit und so oft es ihm möglich war. Eindrücklich bleiben für mich jene Maßnahmen, die er den Menschen zukommen ließ, die um den Vatikan ihr Dasein fristen oder fristeten: Zugang zu Duschen, Möglichkeit der medizinischen Versorgung, Versorgung mit Essen und Ausgaben von Kleidung. Er hat ihnen Türen geöffnet. Als besonders erwähnenswert erscheint mir in diesem Zusammenhang sein Besuch von Gefangenen am Gründonnerstag. Es war einer seiner letzten pastoralen Dienste, trotz seiner gesundheitlichen Schwäche. Seine Intention dabei war: Sie als Menschen in ihrer Würde zu sehen und Mut zu machen.
Papst Franziskus hat es mit seinem Wirken verstanden, diese österliche Botschaft für Menschen zu deuten und zu erfahren – im heute.
