Lernen verbindet – digital im Alter

Das Digital Café ist ein Begegnungsort für ältere Menschen im Montafon, die den Schritt in die digitale Welt nicht allein gehen möchten.
Seit Jänner trifft sich die Ortsgruppe Schruns, Tschagguns und Bartholomäberg (Vorarlberg 50plus) einmal im Monat im Käsehaus Schruns. Initiiert wurde das Projekt von Tanja Eiselen. „Die Digitalisierung ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken – ob Fahrkarten, Online-Banking oder der Kontakt mit den Enkeln per WhatsApp“, sagt die engagierte Obfrau. Was für Jüngere selbstverständlich ist, stellt ältere Menschen oft vor große Hürden.

Das Format ist bewusst niederschwellig: kein Kurs, keine Anmeldung, keine Voraussetzungen – nur Interesse. „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt Eiselen. „Manche kommen, weil sie Hilfe suchen, andere, weil sie gerne ihr Wissen teilen.“ Sie beginnt jedes Treffen mit einem kurzen Input – meist zu einem Thema, das sich aus den vorherigen Treffen ergeben hat. Zum Beispiel zur „Fairtiq“-App: „Viele waren verunsichert, weil der Ticketkauf im Bus teurer geworden ist. Ich erklärte, wie man die App benutzt und dabei Geld spart.“

Es funktioniert
Das Prinzip des „Peer-Learnings“, also „Lernen unter Gleichgestellten“, funktioniert hier besonders gut. Alle Teilnehmenden befinden sich auf einem ähnlichen Wissensstand. „Wenn die Enkel sagen: ‚Oma, klick da – fertig‘, bleibt wenig hängen“, meint die 65-Jährige. „Hier erklären sich Menschen gegenseitig – langsam, verständlich und geduldig.“ Die größte Herausforderung sei oft die Auswahl. „Unsere Handys können alles, aber wir müssen herausfinden, was uns wirklich nützt.

Die Erfolgserlebnisse sind spürbar: „Wenn jemand zum ersten Mal ein Videotelefonat schafft oder ein Fotobuch mit Bildern der Enkel gestaltet – das sind echte Glücksmomente“, erzählt Eiselen. „Diese Freude ist ansteckend.“ Wer anfangs noch zögernd aufs Handy tippt, verlässt das Käsehaus oft mit einem Lächeln – und neuen Fähigkeiten.
WhatsApp im Visier
Davon konnte sich die NEUE am Sonntag selbst überzeugen: Beim fünften Treffen, diesmal unter dem Motto „Was man mit WhatsApp alles machen kann“, herrschte nach wenigen einführenden Worten von Tanja Eiselen bereits rege Betriebsamkeit. Das Interesse war groß, alle waren voll bei der Sache. Und: Jeder half jedem. „Es ist einfach so – man hat Fragen, hört dies und das, und hier bekommt man Antworten“, sagt Franz Stemer (67) aus Schruns. „Man hilft sich gegenseitig. Manche wissen in einem Bereich mehr, andere in einem anderen. Und genau das macht es aus: Jeder bringt etwas ein, jeder kann dazulernen.“ Auch Helga Schiefer (75) aus Tschagguns betont: „Ich bin immer neugierig auf Neues. Es gibt so viel zu lernen, und es verändert sich ständig. Man muss am Ball bleiben – sonst ist man irgendwann raus. Es ist wichtig, dass solche Kurse angeboten werden – für Jung und Alt.“

Verständlich erklärt
Karl Hueber (75) aus Schruns ergänzt: „Man sieht, wie viel Interesse da ist – und wie viel diskutiert wird. Es geht um ganz alltägliche Dinge: Wie suche ich etwas im Internet? Wie kaufe ich online ein? Das wird hier alles verständlich erklärt.“ Und ein Lob für die Kursleiterin: „Tanja spricht verständlich, geht auf jeden Einzelnen ein und erklärt alles so, dass man es wirklich kapiert.“

Was im Digital Café passiert, ist mehr als technische Hilfe – es ist soziale Teilhabe. Es zeigt, wie Digitalisierung auch im höheren Alter gelingen kann: durch Begegnung, Austausch und gegenseitige Unterstützung. Und mit einem Stück Kuchen und Kaffee – den die Ortsgruppe im Käsehaus natürlich auch genießt.