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Vorbereiten auf Klassenzimmer voller Vielfalt

05.06.2025 • 18:09 Uhr
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PH-Rektorin Elisabeth Haas gibt Auskunft über die neuen Studienpläne an der PH Vorarlberg. Klaus Hartinger

Überarbeitete Studienpläne sollen an der PH Vorarlberg angehende Volksschullehrerinnen und -lehrer gezielter auf die komplexen Anforderungen des heutigen Schulalltags vorbereiten. Und: Studiendauer wird verkürzt.

Wer im Herbst an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg die Ausbildung zur Volksschullehrerin oder zum Volksschullehrer beginnt, startet in ein neu gestaltetes Studium. Dieses verknüpft Theorie, Praxis und Forschung noch enger als bisher – und bietet den Studierenden mehr Möglichkeiten, ihren eigenen Bildungsweg aktiv mitzugestalten.

Kürzere Studien

Möglich machen das neue Studienpläne an allen 14 Pädagogischen Hochschulen in Österreich. Die letzte große Reform der Lehramtsausbildung in der Primarstufe liegt über zehn Jahre zurück. Seither hat sich die Welt – und mit ihr der Schulalltag – stark verändert: Krisen wie Fluchtbewegungen, die Pandemie, der Krieg in Europa und die fortschreitende Digitalisierung stellen Lehrpersonen heute vor ganz neue Herausforderungen. Mit dem im Frühjahr 2024 beschlossenen Hochschulrechtspaket wurde der Weg frei für eine umfassende inhaltliche Neuausrichtung der Lehramtsstudien, aber auch eine strukturelle Veränderung. Künftig dauert das Bachelorstudium sechs Semester (statt vorher acht) und das Masterstudium vier Semester. Die Pädagogischen Hochschulen haben intensiv daran gearbeitet, das Studium zeitgemäß weiterzuentwickeln. Ziel ist es, künftige Lehrerinnen und Lehrer noch besser auf das vorzubereiten, was sie in der Praxis erwartet.

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Wissen und Freude am Lernen vermitteln: Damit ist es für die Lehrkräfte längst nicht mehr getan. neue

Studienpläne abgesegnet

Die neuen Studienpläne sind nun fertiggestellt und wurden vom Qualitätssicherungsrat für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (QSR) abgesegnet. Sie gelten ab dem Wintersemester 2025. An der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg ist man überzeugt, dass die Neuerungen genau zur richtigen Zeit kommen. „Wir bereiten unsere Studierenden auf eine Zukunft vor, in der pädagogisches Handeln mehr denn je auf fundierter Theorie, Praxiserfahrung und Forschung basiert“, sagt Rektorin Elisabeth Haas. „Die systematische Verbindung dieser drei Säulen ist entscheidend, um aktuelle und kommende Herausforderungen gut zu meistern – von Globalisierung und Digitalisierung bis zu Inklusion, Mehrsprachigkeit und Bildungsgerechtigkeit.“
Ziel der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg sei es, Studierende zu „kritischen, forschenden und reflexiven“ Gestalterinnen und Gestaltern in den Volksschulen auszubilden.

Vorbereiten auf Klassenzimmer voller Vielfalt
Rektorin an der PH Vorarlberg in Feldkirch: Elisabeth Haas. Hartinger


Zu den verbindlichen Themen, die in allen Studienplänen enthalten sein müssen und gesetzlich vorgeschrieben sind, zählen unter anderem Deutsch als Zweitsprache, Medienpädagogik, Inklusion, Demokratiebildung, Digitalisierung und der professionelle Umgang mit herausfordernden Situationen. Darüber hinaus hatten die Hochschulen die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte oder Wahl- und Vertiefungsfächer zu setzen – angepasst an regionale Besonderheiten und pädagogische Zielsetzungen. Diese betreffen ein Fünftel des Gesamtstudienanteils und sind von den Studierenden frei wählbar.

Für alle Fächer ausgebildet

Die PH Vorarlberg bildet für das Klassenlehrer:innen-Prinzip aus. Das heißt, Studierende im Lehramt Primarstufe werden für alle Fächer der Volksschule ausgebildet. In anderen europäischen Ländern sind es meist nur zwei Fächer. Haas betont: „Wir bilden unsere Studierenden in den Bereichen der Primarstufenpädagogik und -didaktik wie Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Englisch, Musik, Bewegung und Sport, Kunst und Gestaltung, Technik und Design als Generalistinnen und Generalisten aus. Studierende werden befähigt, Verbindungen zwischen verschiedenen Fächern herzustellen, was dem kindlichen Lernverständnis entgegenkommt und innovativen Unterricht ermöglicht.“

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Die PH Vorarlberg bildet für das “Klassenlehrer:innen-Prinzip” aus. Das heißt, Studierende im Lehramt Primarstufe werden für alle Fächer der Volksschule ausgebildet. Hartinger

Rolle hat sich geändert

Die neue Ausbildungsstruktur der Lehrpersonen für die Primarstufe war aufgrund der rasanten Entwicklungen der vergangenen Jahre ein Gebot, ist sich Elisabeth Haas sicher. Die Rolle der Volksschullehrerinnen und -lehrer hat sich angesichts höchst unterschiedlich zusammengesetzter Klassen massiv verändert – zum Teil bis zur Überforderung. Sprachprobleme hier, schwierige Familienverhältnisse dort, dazu kulturelle und soziale Dissonanzen. Wissen und Freude am Lernen vermitteln: Damit ist es für die Lehrkräfte längst nicht mehr getan. Sie sollen auch erziehen, beraten, betreuen, schlichten, unterstützen, fordern, fördern – und den Kindern eine digitale Grundausbildung bieten.


„Mit den neuen Studienplänen ist der Weg dafür bereitet“, sagt die PH-Rektorin und führt aus: „Der Schulalltag ist komplexer geworden. Unsere Aufgabe ist es, unsere Studierenden gut darauf vorzubereiten und ihnen das nötige Rüstzeug mitzugeben. Dazu gehört auch, pädagogisches Handeln immer wieder zu hinterfragen, weiterzuentwickeln und gemeinsam neue Lösungen zu finden.“ Und sie fügt stets hinzu: „Lehrperson zu sein, ist ein toller Beruf – im Idealfall eine Berufung.“