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Auch ein Landesrat kann irren

08.06.2025 • 09:00 Uhr
Auch ein Landesrat kann irren

Klar, dass Landesrat Gantner sich bei der Vorarlberger Jägerschaft bedankt, aber …

Von Kurt Bereuter
neue-redaktion@neue.at

Dass sich der zuständige Landesrat bei der Generalversammlung der Vorarlberger Jägerschaft bedankt, ist eine Selbstverständlichkeit. Wenn er sagt, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, wenn die Jägerinnen und Jäger die Maßnahmen zur Vorbeugung und zur Bekämpfung von TBC in Rotwildbeständen mittragen, ist das gelinde gesagt ein Anbiedern. Im Februar versuchten der Landesveterinär, der Landes-Wildökologe, der Bezirksjägermeister aus Bludenz und allen voran der Landwirtschaftskammerpräsident in einer Veranstaltung klarzumachen, dass es im Falle eines behördlich verordneten TBC-Bekämpfungsgebietes um Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung geht, die durchgeführt und von den Behörden überwacht werden müssen. 

Dass eine gesunde Rotwildpopulation das Ziel aller ist, versteht sich. Dass dazu ein regulierter Rotwildbestand nötig ist, auch. Aber dass die Bestände derart angewachsen sind, verstehen vermutlich nur die Jagenden und vielleicht noch die Grundbesitzer, deren Jagdpacht bei höherem Bestand höher wird. Nicht verstehen können das jene, die ihr Vieh auf die Alpen auftreiben und damit das Risiko einer TBC-Infektion mit in ihre Ställe nehmen. Da ein Jagdjahr von April bis März dauert – und die Abschusszahlen für ein Jahr gelten – werden wir heuer noch mit einem hohen und risikobehafteten TBC-Geschehen auf unseren Alpen rechnen müssen. Erst im nächsten Alpsommer sollten wir dann deutlich reduzierte Rotwildbestände auf den Alpen haben, wenngleich im Frühjahr 2025 noch mehr Tiere erlegt wurden als im Jahr davor.  

Wenn man bedenkt, dass TBC vom Wild nicht nur auf Vieh übertragen werden kann, sondern auch auf Menschen – gefährdet sind vor allem Jäger selbst, Tierärzte, Metzger und eben bäuerliche Familien – dann ist akuter Handlungsbedarf gegeben. Genau so dramatisch ist aber auch die Gefährdung des Viehs und damit der Alpwirtschaft im Land. Dass der viel zu hohe Wildbestand auch unseren Wald gefährdet, sollte reichen, dass die Befolgung der verordneten Maßnahmen eine Selbstverständlichkeit ist. Und überdies hätten die Behörden vorzugehen, wenn die verordneten Maßnahmen nicht erfüllt werden.   

Auch ein Landesrat kann irren
Kurt Bereuter ist Organisationsberater, Moderator, Coach und freier Journalist. NEUE