Von Himmelsstern und Gurkenkraut – der Borretsch

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Der Borretsch ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze, die mit himmlisch blauen Blüten bezaubert. Er ist einfach anzubauen und lockt Hummeln, Bienen und andere Insekten an.
Von Christine Moosmann-Hämmerle
neue-redaktion@neue.at
Himmelsstern ist nur einer der vielen Namen, den die alte Heil- und Würzpflanze Borretsch trägt. Er ist vor allem in Kräuter- und Gemüsegeräten zu finden und wird auch Gurkenkraut, Herzfreude, Wohlgemutsblume oder Liebäuglein genannt. Das einjährige Kraut schmückt sich mit himmelblauen, manchmal zartvioletten, sternförmigen Blüten, die ab Mai erscheinen. Sie enthalten viel Nektar und sind ein wahrer Magnet für Bienen und andere nektarliebende Insekten. Der Borretsch gehört zu den Vagabunden im Garten. Hat er sich einmal etabliert, dann versamt er sich von selbst und taucht an den verschiedensten Stellen wieder auf. Borretsch (Borago officinalis) gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) und stammt ursprünglich aus Kleinasien und dem Mittelmeerraum. Im 8. Jahrhundert brachten ihn vermutlich die Araber nach Spanien, von wo aus er sich auf dem europäischen Festland verbreitete. Im Mittelalter wurde die Heilpflanze in Klostergärten angebaut und zur Reinigung des Blutes angewandt, sowie als Mittel gegen Melancholie. Als Symptome der Melancholie galten damals Traurigkeit, Ohnmacht, Herzschwäche, Herzrasen und Fieber. Die Behandlung von Herzkrankheiten mit Zucker und Borretsch wurde „Manus Christi“ genannt, die „Hände von Christus“.

Die einjährige Pflanze ist einfach anzubauen. Sie kann von April bis Juli direkt im Freiland ausgesät werden. Da Borretsch ein Dunkelkeimer ist, müssen die Samen gut mit Erde bedeckt werden. Die Pflanzen dürfen nicht zu dicht stehen, denn wenn keine ausreichende Luftzirkulation vorhanden ist, werden sie gerne von Mehltau befallen. Borretsch gedeiht auf jedem normalen Gartenboden, am besten auf sonnigen bis halbschattigen Plätzen. Da die Pflanze sehr wuchsfreudig ist und sich von selbst ausbreitet, wird sie am besten mit anderen wuchsstarken Pflanzen kombiniert. Kleinere Kräuter überwuchert sie gerne. Sehr schön wirkt Borretsch in Kombination mit ebenfalls einjährigen Ringelblumen, Mädchenauge oder Phlox. Auch in Gemüsebeeten macht er eine gute Figur und lockt zudem wichtige Bestäuber an.

Die Blätter und Blüten des Borretschs sind essbar und schmecken leicht nach Gurke, woher wohl auch der Name Gurkenkraut stammt. Da die Blätter Alkaloide enthalten, die in größeren Mengen leberschädigend wirken, dürfen sie nicht zu oft gegessen werden. Unbedenklich sind dagegen die Blüten, sie enthalten nur geringe Mengen dieses Stoffes. Sie sind schön als essbare Dekoration auf Salaten und Kräuterdips. Heutzutage finden vor allem die Borretschsamen medizinische Verwendung. Das in den Samen enthaltene Öl hat einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren und wird bei Ekzemen und Neurodermitis angewendet.

Warum der Borretsch im Garten wandert
Die Blüten des Borretsch werden von zahlreichen Insekten besucht und bilden reichlich Samen. Die neuen Pflanzen sprießen jedoch nicht nur in unmittelbarer Nähe ihrer Vorgängerin, sondern auch an ganz anderen Stellen im Garten. Die Pflanze bedient sich dabei eines besonderen Tricks.
An den Samen hängt ein sogenanntes Elaiosom, oder Fettkörperchen. Das fettreiche Anhängsel ist bei Ameisen äußerst beliebt. Es enthält Fette und Zucker, je nach Pflanzenart auch Stärke, Eiweiß sowie Vitamin B und Vitamin C. Die Ameisen transportieren die Samen zu ihrem Bau, verzehren aber nur das nahrhafte Elaiosom. Sie trennen es vom eigentlichen Samen, den sie wieder aus ihrem Bau entfernen. Zu den heimischen Pflanzen, die ein Elaiosom bilden, gehören beispielsweise Lerchensporn, Ochsenzungen, Leberblümchen, Flockenblume und einige Veilchen-Arten. Um der Ausbreitung der Pflanze entgegenzuwirken, können die Samen vor ihrer Verbreitung abgeerntet werden.
wissenswertes
Namen: Borretsch (Borago officinalis), Gurkenkraut oder Kurkumerkraut
Gattung: Borretsch
Familie: Raublattgewächse
Tipp: Eine besondere Dekoration in sommerlichen Getränken sind in Eiswürfeln eingefrorene Borretschblüten. Legen Sie dazu je eine frisch gepflückte Blüte in die Mulden der Eiswürfelform. Füllen Sie diese vorsichtig mit Wasser auf und frieren sie ein.