Reduzieren, Wiedernutzen, Recyclen: Wir müssen das Bauen neu denken

“Reduce, Rejuse, Recycle” sind heute zu den meistverwendeten Schlagworten im Zusammenhang mit Bauen geworden.
Von Herberg Kaufmann
neue-redaktion@neue.at
Forschungsprogramme, Initiativen und Institutionen befassen sich mit diesem Thema im Wissen, dass der derzeitige Ressourcenverbrauch absolut untragbar ist und Lösungen entwickelt werden müssen, wie wir drastisch einsparen können. Den größten Hebel haben wir, wenn wir den Altbestand an Bauten weiternutzen. Klingt einfach, in der Realität hindern oft überbordende gesetzliche Regelungen und Normen, aber auch übertriebene Komforterwartungen, leistbare Lösungen zu finden. Der Gesetzgeber ist gefordert, aber auch eine Hinterfragung der gehypten Bilder vom “schönen und glücklichen Wohnen” ist notwendig. Einsparungen können wir auch bei der Wiederverwendung von Baumaterialien erzielen. Das klingt ebenfalls logisch, in Wirklichkeit behindern uns fehlende organisatorische auch gesetzliche Rahmenbedingungen und die Tatsache, dass neues Material oft billiger ist als recyceltes. Doch das wird sich ändern. Ebenso werden wir uns auf die neue Ästhetik des Bauens mit Recyklaten umstellen müssen, was, wie aus bereits umgesetzten Beispielen ersichtlich, sehr spannend sein kann.
Da Grund und Boden eine limitierte Ressource ist, ist gerade dort Sparen unumgänglich, also Nachverdichtung! Was hindert uns daran, diese naheliegenden Schritte zu setzen? Da ist zum einen die Angst vor Dichte, erzeugt durch negative Beispiele. Leider kommen die positiven nicht durch und die Baubehörden sind oft einem immensen Druck seitens der Nachbarn ausgeliefert. Um geeignete örtliche Raumplanungsmassnahmen für eine Nachverdichtung werden die Gemeinden nicht herumkommen. Auch habe ich schon des Öfteren eine Diskussion zum Primat von Bestandsförderung gegenüber Neubauförderung gefordert, denn da gäbe es noch Stellschrauben, die das Thema auch finanziell interessant machen können. Gewerbe und Industrie scheuen sich noch, umzudenken und rufen lieber nach Flächen in der Landesgrünzone, statt auch in ihrem Bereich nachzuverdichten, was zugegeben nicht überall möglich ist. Steigende Grundpreise könnten da ebenfalls zu innovativen und ressourcenschonenden Lösungen verleiten. Und noch was – das sind alles schöne Zukunftsperspektiven für unser Handwerk, denn bei den benannten Bauaufgaben sind wir auf diese Spezialisten angewiesen.
