Wem gehört das Wasser?

Wasser ist ein öffentliches Gut. 89 Prozent der Österreicher sprachen sich unlängst bei einer Befragung der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach gegen eine Privatisierung und für das Modell einer öffentlichen, gemeinnützigen und regionalen Wasserversorgung aus.
Von Christoph Flatz
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Dabei soll – so die Theorie – der Verkauf öffentlicher Wasserversorgung an Privatkonzerne zu mehr Effizienz bei der Bewirtschaftung, weniger Durst auf der Welt und niedrigeren Preisen führen (Heinrich Böll Stiftung). Eingetreten ist aber vielfach das Gegenteil. In Großbritannien ringt man nun mit den Konsequenzen von Margaret Thatchers Privatisierungsentscheidungen der 1980er Jahre. Die neoliberale Premierministerin ließ damals die gesamte Trinkwasserversorgung in England und Wales privatisieren. Heute kommt der größte britische Wasserversorger Thames Water nicht mehr aus den Negativ-Schlagzeilen heraus und dürfte nun kurz vor der Pleite stehen.

Eigentlich wurde Thames Water, als Nachfolger der Thames Water Authority, der staatlichen Wasserbehörde, gegründet, um privates Kapital für die Sanierung des maroden Londoner Wasser- und Abwassersystems aufzutreiben. Das Unternehmen versorgt fast 9 Millionen Kunden im Großraum London mit Trinkwasser und erledigt deren Abwasserentsorgung. Die Universität von Greenwich berechnete, dass seit der Privatisierung an die 100 Milliarden Euro an Dividenden in die Taschen der Investoren geflossen sind. Davon profitierten vor allem die Eigentümer – kurzzeitig die deutsche RWE, seit 2006 Kemble Water, ein Konsortium, das einem australischen Investmentfonds untersteht. Heute steht der Wasserversorger mit 25 Milliarden Euro Schulden in der Kreide und mit einem Fuß in der Insolvenz. Zuletzt häuften sich auch noch Berichte über unrechtmäßig in Flüsse, Seen und ins Meer abgeleitete Abwässer (tagesschau.de). Wegen nicht eingehaltener Umwelt- und Verbraucherstandards wurden bereits Strafzahlungen verhängt. Im Februar hat das britische Parlament zusätzlich ein Gesetz verabschiedet, dass die Auszahlung von Bonuszahlungen für Top-Manager verbietet. Für eine Re-Nationalisierung fehlt der Labour-Regierung aber das Geld.
Ansonsten läuft es gut in der Branche. Der weltweit größte Wasserversorger, die französische Veolia Water, ist in 67 Ländern aktiv und versorgt nach eigenen Angaben 100 Millionen Menschen sowie 40.000 Industriekunden mit Wasser. Im Jahr 2024 erwirtschaftete der Wasserversorger einen Umsatz von rund 5 Milliarden Euro.
