Den flinken Planeten finden: Wann und wo Merkur zu sehen ist

Die kommenden Abende ist der innerste Planet, der Merkur, von freiem Auge oder zumindest mit einem Fernglas zu sehen. Es wird ein Wettlauf gegen die späte Dämmerung sein.
Von Robert Seeberger
neue-redaktion@neue.at
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Fünf Planeten sind seit dem Altertum bekannt. Die Venus, die als Abend- und Morgenstern bekannt ist, hat schon jeder gesehen. Derzeit leuchtet die Venus in der Morgendämmerung 13 Grad über dem Osthorizont. Heute am Sonntag wird sie von der abnehmenden Mondsichel, die oberhalb der Venus steht, begleitet. Der Mars ist gegen 22.30 Uhr im Westen im Bereich des Sternbilds Löwe zu finden, er ist recht hell und an seiner rötlichen Farbe zu erkennen. Jupiter hat viele Monate den Himmel dominiert, derzeit ist er unsichtbar. Der wunderschöne Saturn steht frühmorgens im Südosten. Somit fehlt nur noch der innerste Planet, der Merkur, der wegen seiner Nähe zur Sonne schwer zu finden ist. Er ist mit 58 Millionen Kilometern der Sonne fast dreimal näher als die Erde. Für einen Umlauf braucht Merkur nur 88 Tage, man nennt ihn daher auch den flinken Planeten.

Selten zu sehen
Während des Umlaufs von Merkur um die Sonne bewegt sich auch die Erde weiter. Will man daher wissen, nach welcher Zeit der Merkur von der Erde aus betrachtet wieder im selben Winkelabstand zur Sonne steht, muss man fast 116 Tage warten. Dieser Zeitraum heißt nach dem altgriechischen Wort für Zusammentreffen synodische Periode. Während eines synodischen Umlaufs ist der Merkur eine gewisse Zeit hinter der Sonne, das heißt, er wird von der Sonne verdeckt und steht eine gewisse Zeit zwischen uns und der Sonne. Während dieser Zeitabschnitte und wenn er seitlich neben der Sonne ist, aber in zu geringem Winkelabstand, bleibt er unbeobachtbar. Somit verbleiben jeweils nur wenige Tage für eine Sichtbarkeit in der Morgen- und Abenddämmerung.
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Der berühmte Astronom Nikolaus Kopernikus und Begründer des heliozentrischen Weltbildes soll an seinem Sterbebett geklagt haben, dass er Merkur nie mit eigenen Augen gesehen habe. Diese Legende ist wahrscheinlich nicht zutreffend, aber gut erfunden, denn sie verdeutlicht, dass es nicht selbstverständlich ist, einen Blick auf den Merkur zu werfen. Falls in den wenigen Beobachtungsfenstern das Wetter nicht mitspielt, muss man auf die nächste Chance warten.
Beobachtungsplan
Heuer gibt es zwei kurze Perioden für eine Abend- und eine Morgensichtbarkeit. In der zweiten Augusthälfte und der ersten Dezemberhälfte zeigt sich der Merkur wenige Tage am Morgenhimmel im Osten. Die erste Abendsichtbarkeit war Anfang März, und genau jetzt können wir wieder versuchen, ihn in der Abenddämmerung zu sehen. Am 30. Mai befand sich der Merkur hinter der Sonne, Astronomen sprechen von der oberen Konjunktion. Seither gewinnt er stetig an östlichem Abstand zur Sonne und ist Ende Juni fast 26 Grad von Zentralgestirn entfernt.

Gestern, am 21. Juni, war Sommerbeginn. Die Nächte sind daher sehr kurz, und die Dämmerung ist nach 22 Uhr noch nicht vorbei. Am 15. Juni war Merkur mit minus 0,6 Magnituden sehr hell, aber er ist schon um 22.45 Uhr untergegangen. Heute Abend geht er kurz vor 23 Uhr unter. Mittlerweile hat er an Helligkeit etwas eingebüßt (- 0,1 Magnituden) und steht um 22 Uhr noch sieben Grad hoch in westnordwestlicher Richtung – eine Kompassnadel würde 295 Grad anzeigen. Die Sonne geht um 20.20 Uhr unter. Die Herausforderung besteht dahin, ein zwar helles Objekt zu finden, das knapp über dem Horizont steht und es noch nicht völlig dunkel ist. Voraussetzung ist, dass der Horizont wolkenfrei ist. Dann beginnt man in dieser Westnordwest-Richtung mit einem Fernglas nach dem hellsten Objekt zu suchen. Während der Merkur tiefer sinkt, verfolgt man ihn im Fernglas und versucht zwischendurch von freiem Auge einen Blick auf ihn zu erhaschen. Vielleicht sind wir erfolgreicher als Kopernikus in der Legende.
🧭 Factbox: Der flinke Planet Merkur
🔭 Position | Innerster Planet des Sonnensystems |
🌞 Sonnenabstand | Ø 58 Millionen Kilometer |
🌀 Umlaufzeit | 88 Tage um die Sonne |
🔁 Rotation (ein Tag) | Ca. 59 Erdtage |
🌡 Temperatur | –173 °C bis +427 °C |
🧱 Durchmesser | 4.880 Kilometer |
🔬 Atmosphäre | Dünn: Helium, Wasserstoff |
👁 Sichtbarkeit | Nur in der Dämmerung sichtbar |
📅 Synodische Periode | Ca. 116 Tage |
🪐 Besonderheit | Kein Mond, kein Ringsystem |