Frauen-Power für die Regio Bregenzerwald

Bürgermeister und neuer Landtagsabgeordneter Guido Flatz hat sein Amt an Bürgermeisterin Bianca Moosbrugger-Petter aus Reuthe übergeben. Im Interview mit der NEUE spricht sie über die Herausforderungen einer ganzen Region.
Von Kurt Bereuter
neue-redaktion@neue.at
Frau Bürgermeisterin Moosbrugger-Petter, haben Sie ein Wunschamt bekommen?
Moosbrugger-Petter: Ich bin als Bürgermeisterin schon seit zehn Jahren Teil der Regio und habe absolut gute Erfahrungen in und mit der Regio gemacht. Ich war überrascht, als ich gefragt wurde, aber auch erfreut und stolz, dass mir dieses Amt zugetraut wird, als Bürgermeisterin einer Kleingemeinde mit 700 Einwohnern. Ich mache das gerne.
Sie sind die erste Frau in diesem Amt, ist es denn bezahlt?
Moosbrugger-Petter: Ja, ich bin in über 50 Jahren die erste Frau an der Spitze der Regio. Es gibt eine Kostenentschädigung, aber ich weiß noch nicht in welcher Höhe, das wird im Herbst beschlossen. Das war aber schon bei meinem Vorgänger so, weil die Aufgaben und Themen immer mehr wurden und damit auch der Zeitaufwand.
Die Regio-Geschäftsführung ist nach dem überraschenden Rücktritt von Lukas Schrott noch unbesetzt, die neuen Räume im „Posthaus“ Egg aber eingerichtet?
Moosbrugger-Petter: Wir hatten mit Alois Mätzler einen interimistischen Geschäftsführer und ab 1. August ist er auch bestellter Geschäftsführer der Regio an unserem neuen Standort im neuen Posthaus in Egg. Wir werden uns dort regelmäßig treffen, haben einmal im Monat eine Vorstandssitzung und quartalsmäßig die Regio-Vollversammlung mit allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern des Bregenzerwaldes.
Sie sind nun die wichtigste Repräsentantin des Bregenzerwaldes mit 34.000 Einwohnern in 24 Gemeinden. Was steht an?
Moosbrugger-Petter: Es gibt erstens für verschiedene Themen Referentinnen/Referenten, und zweitens sind wir ein Vorstandsteam mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer. Wir haben jahrzehntelange Projekte wie den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und mir ist es wichtig, dass wir das Miteinander so gut weiterpflegen wie bisher und daneben auch mit den finanziellen Mitteln gut haushalten. Auch wir müssen Sparpotentiale finden und dazu werden wir im Herbst eine Klausur abhalten.

Der Öffentliche Persionennahverkehr wird aber nicht gekürzt?
Moosbrugger-Petter: Nein, ich gehe davon aus, dass der so bleibt, auf den sind wir auch stolz.
Der Wälderfonds als finanzielles Polster.
Moosbrugger-Petter: Nach der Stilllegung der Wälderbahn hat der Bregenzerwald ja damals diesen Fonds bekommen, dessen Geld nur nach den Vorgaben der Statuten verwendet werden darf. Also zum Beispiel für die Trassenerhaltung selbst und für den ÖPNV. Daraus haben wir Mittel für den neuen Busbahnhof in Egg als neue Drehscheibe für den ÖNPV herausnehmen können. Daneben gibt es die Gemeindebeiträge und Beiträge für einzelne Projekte, wie zum Beispiel den Werkraum, die Käsestrasse oder das Bregenzerwald-Archiv.
Zum Thema Mobilität: es sind ja in Alberschwende und in Egg Umfahrungen geplant.
Moosbrugger-Petter: Unser oberstes Ziel ist eine lebenswerte Region zu erhalten, in der Menschen gut und gerne leben und die wirtschaftlich intakt ist. Mobilität ist ein großes Thema, Egg ist sicher viel weiter als Alberschwende und wird die Umfahrung, so wie es ausschaut, auch bekommen. Die Verkehrsbelastung gibt es aber auch im Hinteren Bregenzerwald – wir sind mittendrin – da braucht es gegenseitiges Verständnis. Ich meine nicht, dass nur Umfahrungen die Lösung sind, wir müssen Mobilität breiter denken. Da müssen wir auch an den Tourismus im Auge behalten.
Der Tourismus spielt sich aber hauptsächlich im hinteren Teil ab und die Gemeinden davor werden mehr oder weniger überfahren.
Moosbrugger-Petter: Das ist ein Thema unserer nächsten Klausur, da möchte ich und kann ich nicht vorgreifen, weil ich vorher nicht im Vorstand war. Der Tourismus ist über den Bregenzerwald-Tourismus gut abgedeckt.
Stichwort Wälderbahntrasse – wie ist der Stand?
Moosbrugger-Petter: Es gibt den Gehweg, der soll erhalten bleiben.
Und eine Radweganbindung ans Rheintal?
Moosbrugger-Petter: Ein Alltagsradweg laut Radwegekonzept muss immer straßenbegleitend sein, aber über das Schwarzachtobel oder Achrain wird das sehr schwierig sein, schon wegen der vielen Grundstückseigentümern. Der Radwegausbau ist tatsächlich eine große Herausforderung, vor allem von Egg über Alberschwende in Rheintal hinaus und im Vorderwald. Ab Doren Bozenau in den Hinterwald bis Schoppernau haben wir einen funktionierenden Radweg. Aber wir müssen auch immer im Auge behalten, was große Ströme von Radfahrenden für die Region heißen würden, welche Konsequenzen diese für die Region hätten.

Die Wälderhalle aus Regio-Sicht?
Moosbrugger-Petter: Auch bei diesem Thema war ich bisher nicht wirklich involviert. Ich möchte hier nicht spekulieren – ich kenne den aktuellen Stand nicht.
Auch der Werkraum steht in Andelsbuch und wird von allen Gemeinden mitfanziert. Weckt das nicht Begehrlichkeiten der anderen Gemeinden?
Moosbrugger-Petter: Beim Werkraum ist ja die Werkraumschule dazugekommen und die hat zur Stärkung des wichtigen Handwerks im Bregenzerwald eine größere Bedeutung erhalten und der Werkraum wird so auch von dieser Seite legitimiert. Die Käsestrasse hat touristisch für die Vermarktung eine sehr große Bedeutung. Die kennt man außerhalb des Landes viel besser als bei uns in der Region, aber für das Außenbild ist sie sehr wichtig.
Dann gibt es auch noch das Bregenzerwald-Archiv, das erweitert werden soll.
Moosbrugger-Petter: Das ist bereits fixiert, das Archiv wird am bestehenden Standort erweitert. Ich kenne hier die Pläne nicht und kann zum Raumkonzept deshalb nichts sagen.
Auch der Musikschulstandort soll saniert und erweitert werden.
Moosbrugger-Petter: Die Musikschule ist für mich eine ganz wichtige Institution, für die Kinder, aber auch für die Kultur unserer Region.
Ist die Notarztversorgung im Bregenzerwald jetzt gesichert?
Moosbrugger-Petter: Da wurde von unserer zuständigen Sprecherin, Landesrätin Martina Rüscher, die Lösung kommuniziert, ressortzuständig ist der Landeshauptmann. Die Notarztversorgung wurde in einer Pressemitteilung kommuniziert und wird auf Schiene gebracht. Der Stützpunkt wird nach Egg verlegt und die Versorgung auf mehrere Schultern verteilt. Untertags durch Notarzteinsatzfahrzeuge der Spitäler im Rheintal, verbunden mit einem First-Responder-System der Wälder Ärzteschaft. In der Nacht wird der Notarztstützpunkt weiter betrieben und mit Ärzten aus den Krankenhäusern bespielt
Thema Landwirtschaft im Bregenzerwald.
Moosbrugger-Petter: Wir sind eine ländliche Region, brauchen eine gut funktionierende Landwirtschaft und daran hängt unser Tourismus und unsere Naherholung. Das ist ein Miteinander und eine gute Zusammenarbeit ist grundlegend, sonst kann das nicht funktionieren. Wir wollen eine gesunde und erlebnisreiche Region bleiben, dafür brauchen wir das Miteinander in allen Bereichen. Dafür werde ich mich auch in der neuen Funktion weiter einsetzen.