Eine Frage der Stimmung

Ich bin noch in der Phase der Sommer- und Wärmeverabschiedung. Der derzeitige Status diesbezüglich ist die Gewöhnung an bunte Blätter und Nebelschwaden.
Außerdem lerne ich, zum vorhandenen Außenklima die richtige Bekleidungswahl zu treffen. Und während ich mich langsam, sehr langsam auf diese kältere Jahreszeit einstelle, die im Moment noch den Namen „Herbst“ trägt, stapelt sich in den Einkaufshäusern schon die Weihnachtsdeko.
Ich mag weihnachtliche Stimmung im Haus und wäre durchwegs bereit, auch ein, zwei Euro für duftige Tannenzapfenkerzen, rotnasige Rentiere und leuchtendes Beiwerk wie Sterne oder dickbäuchige Weihnachtsmänner auszugeben. Momentan bin ich aber weit davon entfernt, mich auf die schmucktechnische Wegbereitung für das Christkind vorzubereiten. Ich bin nicht in Stimmung.
Ich bin auch nicht so vernunftbegabt, mich über diese nicht vorhandene Lust auf Weihnachtsshopping hinwegzusetzen und präventiv schon ein, zwei schöne Dinge einzukaufen. Stimmungsmäßig würde lieber noch Luftmatratzen und Badeschlapfen kaufen, so sehr hinke ich der passenden Jahreszeitenstimmung hinterher.
Das ist typisch ich. Friseurbesuche werden nicht geplant, sondern erst beim frustrierten Blick in den Spiegel organisiert. Essenskauf wird nicht geplant, vielmehr ist der Einkaufswagen ein Abbild meiner derzeitigen Gelüste. Dann stehe ich daheim und habe keine Ahnung, was ich mit asiatischen Nudeln, Käspätzlekäse und Avocados kochen soll.
Die Versuche, mich darüber hinwegzusetzen und auf die Woche vorbereitet einkaufen zu gehen, funktionieren ebenso miserabel. Weil, wenn ich am Sonntag in Laune auf Erdäpfelgulasch bin und mir dieses für Dienstag auf die Kochliste schreibe, kann ich fix davon ausgehen, dass ich just an diesem Tag Palatschinken in einer Pfanne brutzeln, weil mich die Gier auf Süßes übermannt.
Weihnachtlich habe ich somit ein Problem: Ich weiß jetzt noch nicht, was genau ich für meine zukünftige Stimmung benötige. Und wenn es mich dann überkommt, termingerecht am zweiten Advent, stehe ich vor leeren Regalen. Vielleicht gibt es noch ein paar Sternspritzer und irgendwo baumelt, vergessen und verloren, der letzte, noch nicht abgeholte Rudolf mit der roten Nase.
Was tun in dieser verzwickten Situation? Maroni kaufen und sich mit einem heißen Tee mit Rum ein paar Weihnachtsfilme via Notfallinfusion in die Venen fließen lassen. Während man die zwei Mädels ausschickt für den Deko-Einkauf. Verantwortung abgeben, denke ich mir, und zünde die erste Orangenschalenduftkerze an.