Hermann Gmeiner die Ehre aberkennen

Auch wenn das jetzt an vielen Orten geschieht, rechtlich wirksam ist es in vielen Fällen nicht.
Von Kurt Bereuter
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Landeshauptmann Markus Wallner sollte das endlich möglich machen. Die Fakten liegen auf dem Tisch, Gmeiners SOS-Kinderdorf-Organisation hatte den von sexuellem Missbrauch betroffenen Burschen geglaubt und ihnen „Entschädigungszahlungen“ und Therapie zukommen lassen. Morgen wird die Gemeindevertretung von Alberschwende wohl ihrem „Ehrenbürger“ Hermann Gmeiner die Ehre posthum aberkennen. Alles andere wäre unverständlich. Dass der nach ihm genannte Gemeindesaal umbenannt wird, versteht sich von selbst, wer will dort noch feiern? Schon im Falle der lebenslang überzeugten Nationalsozialistin Natalie Beer verweigerte sich Markus Wallner einer gesetzlichen Änderung, die es ermöglicht hätte, nach dem Tod der betroffenen Person, Ehrenbezeugungen abzuerkennen. Hermann Gmeiner hatte 1974 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg verliehen bekommen. Und es sollte wohl auch aberkannt werden (können).
1980 erhielt Gmeiner den Toni-Russ-Preis. Der sollte wohl auch aberkannt werden, sonst werden ihn andere Träger wohl zurückgeben, wie Monika Helfer ihre Felder-Medaille wegen Natalie Beer zurückgab, weil der Felder-Verein Natalie Beer die Medaille bis heute nicht aberkannt hat. Und wenn Bernie Weber im Falle von Natalie Beer Landeshauptmann Wallner vorwirft, dass er keine gesetzlichen Änderungen will, um solche Auszeichnungen posthum abzuerkennen, sollte er im eigenen Stall ausmisten, denn auch die Bundespräsidentschaftskanzlei unter dem ehemaligen Grünen, Bundespräsident Van der Bellen, weigerte sich eine gesetzliche Änderung vorzuschlagen, um Menschen wie Natalie Beer, ihre verliehene Auszeichnung aberkennen zu können.
Markus Wallner sollte nun die Gemeinden Rankweil und wohl auch Alberschwende mit ihren unbeirrt mutigen Entscheidungen nicht im Regen stehen lassen und die gesetzlichen Schritte zu einer rechtmäßigen posthumen Aberkennung von Ehrenbezeugungen möglich machen. „Mander, es isch Zeit“, pflegen die Tiroler zu sagen. Imst hat nicht lange gefackelt und entsorgt, was nicht aufrechterhalten werden kann, wenn wir die Menschenrechte und die Würde aller Menschen ernstnehmen und zu schützen vorgeben.