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Stadt will wachsen, aber „Mit Grund und Boden sparsam umgehen“

17.11.2025 • 13:26 Uhr
Stadt will wachsen, aber „Mit Grund und Boden sparsam umgehen“
Der Dornbirner Marktplatz ist ein zentraler Stadtraum, der im REP eine besondere Rolle für die Innenstadtentwicklung spielt. Hartinger

Mit dem Räumlichen Entwicklungsplan legt Dornbirn fest, wie zukünftig Wohnen, Grünräume, Wirtschaft und Mobilität zusammengeführt werden sollen.

Dornbirn stellt sich neu auf. Mit dem Räumlichen Entwicklungsplan, kurz REP, legt die Stadt erstmals einen umfassenden Rahmen dafür fest, wie sie sich zukünftig räumlich entwickeln soll. Der Plan, Mitte November von der Stadtvertretung beschlossen und seitdem öffentlich aufgelegt, ist für die zukünftige Stadtentwicklung von zentraler Bedeutung. Er definiert, wo künftig gebaut werden darf, und auch, welche Grünräume langfristig gesichert bleiben, wie Wohnen und Wirtschaft verteilt werden und welche Rolle Mobilität, Klima und öffentlicher Raum spielen. „Dornbirn ist eine Stadt, die wächst – und das soll auch in Zukunft verantwortungsvoll und planvoll geschehen“, betont Bürgermeister Markus Fäßler. Mit dem REP schaffe die Stadt „ein klares Fundament, damit Stadtentwicklung, Wirtschaft und Lebensqualität in Einklang bleiben“.

Im REP wird festgehalten, dass Dornbirn seine Rolle als urbanes Zentrum des Rheintals weiterentwickeln will. Im Verordnungstext heißt es: „Dornbirn stärkt die Rolle als Herz der Region, als urbane, prosperierende und lebenswerte Mitte weiter.“ Die Stadt sieht sich damit als regionaler Dreh- und Angelpunkt, dessen Aufgaben von Wohnen über Arbeiten bis hin zu Versorgung, Gemeinschaft und Freizeit reichen. Die neuen Leitlinien sollen über Jahre hinweg Orientierung geben und gleichzeitig flexibel genug bleiben, um auf künftige Entwicklungen reagieren zu können.

Flächenverbrauch

Eine der zentralen Herausforderungen ist der sorgsame Umgang mit Grund und Boden. Dornbirn verfügt derzeit über rund 1333 Hektar Baufläche, etwa ein Viertel davon ist unbebaut. Rein rechnerisch könnten diese Reserven Platz für rund 16.600 weitere Einwohner bieten. Gleichzeitig rechnet die Statistik bis 2050 mit einem Wachstum von mehr als 11.500 Menschen. Vor diesem Hintergrund betont der REP, dass Boden ein knappes Gut ist und dass sparsam damit umzugehen sei. Der Leitsatz „Mit Grund und Boden sparsam umgehen“ bildet daher eine der Grundsäulen des Plans.

Siedlungsränder

Daraus ergibt sich eine klare Entwicklungsstrategie: Innenentwicklung vor Neubauten. Der REP legt einen mittelfristigen Siedlungsrand fest, der künftig bestimmt, wo Neubauflächen möglich sind. Innerhalb dieser Grenze können Areale entwickelt werden, außerhalb bleiben sie weitgehend tabu. Kleinste Anpassungen außerhalb des Siedlungsrands sind nur im Ausnahmefall erlaubt und dürfen maximal 200 Quadratmeter umfassen. Damit sollen Zersiedelung und isolierte Neuwidmungen verhindert und klare räumliche Strukturen erhalten bleiben.

Lebensqualität erhalten

Damit zunehmende Verdichtung keine negative Auswirkung auf das Stadtbild oder die Lebensqualität hat, definiert der REP klare Qualitätsstandards. Dazu zählen hochwertige Freiräume, gute Erschließung ohne Auto, sichere und attraktive Wege, Radabstellanlagen sowie eine funktionierende Mischung von Nutzungen. Besonders rund um die Bahnstationen sieht der REP Potenzial für kompakte Quartiere. Die Bahn sei das Rückgrat der örtlichen und regionalen Verbindung; Verdichtung solle dort stattfinden, wo Wege kurz sind und der Öffentliche Verkehr stark genutzt wird. Damit folgt Dornbirn dem Prinzip der Stadt der kurzen Wege – einem Leitbild, das die Stadt bereits seit Jahren verfolgt.

Parallel dazu will Dornbirn das traditionelle Leitbild der „Gartenstadt“ weiterentwickeln. Der REP spricht ausdrücklich davon, das Selbstverständnis hin zu einer „Green & Blue City“ auszubauen – also zu einer Stadt, die Grün- und Wasserflächen nicht nur erhält, sondern bewusst stärkt. Begrünte Dächer, entsiegelte Flächen, mehr Stadtbäume, schattenspendende Wege und ein besserer Umgang mit Regenwasser – Stichwort Schwammstadt – sollen die Stadt klimaresilienter machen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Dornbirner Ach. Sie wird im REP als „zentraler Grünzug durchs Siedlungsgebiet“ bezeichnet. Ziel ist es, das Ufer besser zugänglich zu machen und den Fluss vom Gütle bis zur Mäanderstrecke als durchgehenden Natur- und Erholungsraum zu stärken. Auch die Riedlandschaft und die Hangzone bleiben fest geschützte Bereiche und sollen in ihrer ökologischen Funktion weiter gestärkt werden.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Dornbirner Ach. Sie wird im REP als „zentraler Grünzug durchs Siedlungsgebiet“ bezeichnet. Ziel ist es, das Ufer besser zugänglich zu machen und den Fluss vom Gütle bis zur Mäanderstrecke als durchgehenden Natur- und Erholungsraum zu stärken. Auch die Riedlandschaft und die Hangzone bleiben fest geschützte Bereiche. Sie prägen nicht nur das Landschaftsbild, sondern dienen als klimatische Ausgleichsräume, landwirtschaftliche Produktionsflächen und Naherholungsgebiete.

Wirtschaftliche Zentren

Im Wirtschaftsbereich setzt Dornbirn klar auf Zentren statt Randlagen. Die Innenstadt und die Stadtteilzentren sollen die wesentlichen Standorte für Handel und Dienstleistungen bleiben. Publikumsintensive Großbetriebe am Stadtrand sollen vermieden werden, um bestehende Zentren nicht zu schwächen. Gleichzeitig sollen Betriebsgebiete an den Stadteingängen verdichtet und gestalterisch verbessert werden. Insgesamt gibt es rund 1800 Unternehmen in der Stadt, Wachstumspotenziale bestehen vor allem im Süden und Westen

Stadt der kurzen Wege

Ein zentrales Kapitel widmet der REP dem Thema Mobilität. Die Stadt verfolgt das Ziel, alltägliche Wege möglichst zu Fuß, mit dem Rad oder per Öffentlichem Verkehr zu ermöglichen. Das Rad- und Fußwegenetz soll verbessert, Oberflächenparkplätze reduziert und neue Mobilitätsachsen entwickelt werden. Der REP hält Geschwindigkeitsreduktionen fest: 40 Kilometer pro Stunde auf Hauptachsen, maximal 30 Kilometer pro Stunde in Wohngebieten. Der Öffentliche Verkehr deckt bereits 88 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 300 Metern ab; einzelne Quartiere sollen weiter angebunden werden. „Wir wollen klare räumliche Leitbilder, die Dornbirns Charakter als vielfältige, kompakte und lebensnahe Stadt sichern“, erklärt Stadtplanungsstadtrat Johannes Zangerl. Der REP sei „ein strategisches Werkzeug“, das Planung mit Weitsicht ermögliche und zugleich flexibel bleibe.

Bürgerbeteiligung

Im Hintergrund all dieser Maßnahmen steht ein breiter Beteiligungsprozess. Workshops mit der Verwaltung, Themenspaziergänge, eine Busrundfahrt zur Siedlungsentwicklung und Gespräche mit Jugendlichen sind nur einige Beispiele, durch die vielfältige Perspektiven in den REP eingeflossen seien.

Mit der öffentlichen Auflage startet nun die letzte Phase des Planungsprozesses. Bürger können bis Mitte Dezember Stellungnahmen abgeben. Der REP setzt einen Rahmen, der künftig bindend ist. Wie er im Detail greift, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Etwa dann, wenn Verdichtungsprojekte umgesetzt, Grünräume aufgewertet oder neue Mobilitätslösungen realisiert werden. Klar ist schon jetzt: Dornbirn will wachsen, aber es will es geordnet tun.

1333 Hektar

umfasst die Baufläche Dornbirns. 53 Prozent davon sind Wohngebiete, 21 Prozent Mischgebiete und 18 Prozent Betriebsflächen. Das Kerngebiet in der Innenstadt macht 27 Hektar aus.

25 Prozent

aller gewidmeten Bauflächen in Dornbirn sind unbebaut. Diese Baulandreserven bieten Platz für rund 16.600 zusätzliche Einwohner – vorausgesetzt, die Bebauungsdichte bleibt gleich.

11.550 Menschen

mehr wird Dornbirn laut Prognose bis zum Jahr 2050 haben. Das entspricht einem Wachstum von 23 Prozent, was deutlich über dem Schnitt der Vorarlberger Gemeinden liegt.

88 Prozent

der Dornbirner Bevölkerung erreichen eine Bushaltestelle innerhalb von nur 300 Metern. Einige Quartiere weisen jedoch Versorgungsdefizite auf, die der REP gezielt ansprechen soll.

1800 Unternehmen

sind derzeit in Dornbirn tätig. Die Stadt setzt dabei auf starke Zentren und will die bestehenden Betriebsgebiete, insbesondere an den Stadteingängen, gezielt verdichten und aufwerten.

5330 Hektar

Wald bedecken rund 44 Prozent des Dornbirner Gemeindegebiets. Der Anteil wirkt als klimatischer Ausgleichsraum, prägt das Stadtbild und dient als Natur- und Erholungsraum.

Das legt der rep fest

Siedlungsgrenze
Der neue mittelfristige Siedlungsrand definiert klar, wo Dornbirn wachsen darf und wo nicht.

Fokus auf Innenentwicklung
Vorrang für Lückenschlüsse und Nachverdichtung, bevor neue Flächen gewidmet werden.

Green & Blue City
Mehr Bäume, Entsiegelung, bessere Nutzung von Regenwasser, Aufwertung der Ach und Vernetzung der Grünräume.

Wohnen mit Qualität
Qualitative Verdichtung mit guten Freiräumen, sicheren Wegen und moderner Mobilität am Standort.

Zentren stärken
Innenstadt und Stadtteilzentren für Handel und Dienstleistungen.

Mobilität
Mehr Komfort für Rad- und Fußverkehr, Temporeduktionen und Prüfung zusätzlicher Bahnstationen.