AK-Direktor tadelt Gastronomie

Keckeis kritisiert, dass Preise trotz Steuersenkung erhöht wurden.
Kritik an der Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie und an den Verantwortlichen der Branche übt Rainer Keckeis, Direktor der Vorarlberger Arbeiterkammer (AK). Die im Juli vorgenommene Reduktion der Abgaben sei von den Wirten nicht an die Kunden weitergegeben worden. Dazu sei die Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie der falsche Weg gewesen. Tauglicher wäre laut Keckeis eine Förderung, wie etwa der Wiener Gastro-Gutschein, gewesen.
Keckeis: Hilfe ist notwendig
Die Notwendigkeit der Hilfe für die betroffenen Betriebe stelle niemand in Abrede, betont Keckeis in einer Aussendung. Schließlich erhole sich die Wirtschaft nur langsam von den Folgen der Pandemie und der Konsummotor stottere. Dazu werde das Leben immer teurer. So sei die Inflation in Vorarlberg im Juli auf 1,7 Prozent geklettert. An sich wären die Teuerungen nicht dramatisch, glaubt der AK-Direktor. Allerdings sei es zu hinterfragen, dass Preissteigerungen beim Wohnen und bei Restaurantbesuchen für die Hälfte der Inflation verantwortlich seien.
“Überdurchschnittliche Steigerungen”
Im aktuellen Bericht der Landesstelle für Statistik sei dies schwarz auf weiß nachzulesen. Es seien „überdurchschnittliche Steigerungen bei Preisen in Restaurants und Hotels sowie bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken“ registriert worden. Weiters werde vermerkt: „Die Senkung der Mehrwertsteuer für Gastronomie, Beherbergung, Kultur sowie Publikationen ab 1. Juli hatte keinen spürbaren Effekt auf die Entwicklung der Verbraucherpreise.“

Keckeis weist darauf hin, dass sich die Beherbergungsdienstleistungen um lediglich 0,4 Prozent verteuert hätten. Die Restaurants gehörten mit einem Preisanstieg von 3,7 Prozent zu den größten Preistreibern. Und das, obwohl die Steuerzahler 900 Millionen Euro für die gesamte Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, Hotellerie, für Kultur und Publikationen aufgebracht hätten.
Nicht im Sinne des Erfinders
Alleine die gastronomischen Betriebe würden bundesweit eine steuerliche Entlastung von 700 Millionen Euro erfahren. Dazu habe das Land auch noch eine Sonderförderung von 15 Millionen Euro ausgeschüttet. Da sei es „völlig inakzeptabel“, dass die Unternehmen ihre Preise noch erhöht hätten. Kunden, die unter Corona-Bedingungen „ihrem“ Wirt die Treue halten und dafür quasi noch mit höheren Kosten abgestraft würden, verlören irgendwann die Lust auf diese Art „Gastfreundschaft“. „Und was folgt dann? Wieder der Ruf nach staatlicher Hilfe?“, fragt sich der AK-Direktor. Die Preiserhöhungen seien sicher nicht im Sinne des Erfinders der Mehrwertsteuersenkung gewesen.

Diese sei überhaupt der falsche Weg gewesen, findet Keckeis. Der Wiener Gastro-Gutschein sei als Unterstützung besser geeignet. In der Bundeshauptstadt sind als Hilfe für Kaffeehäuser, Beisln und Restaurants rund 950.000 Gutscheine an Haushalte verschickt worden. Diese hatten einen Wert von 25 (Ein-Personen-Haushalte) beziehungsweise 50 Euro (Mehr-Personen-Haushalte). Noch bis September können die Gutscheine in einem von etwa 3700 Betrieben eingelöst werden. Seitens der Stadt und der Wirtschaftskammer wurden dafür 40 Millionen Euro budgetiert. Ende Juli waren schon 300.000 Gutscheine im Wert von zehn Millionen Euro eingelöst worden. Rund 3600 Haushalte folgten zudem einem Aufruf der Caritas und spendeten ihren Gutschein für Menschen in Not.