Sperrstunde wird verhandelt

Nach Forderung und Kritik der WKO neue Verhandlungen.
Seit Freitag, den 25 September, ist sie in Kraft und steht seither ordentlich in der Kritik. Die Rede ist von der Sperrstunde für die Gastronomie ab 22 Uhr. Die Stimmen, die sich gegen diese Maßnahme zur Eindämmung der Corona-Pandemie aussprechen, werden immer lauter. Zuletzt war die verfrühte Sperrstunde auch Thema im Landtag. FPÖ-Abgeordneter Hubert Kinz kritisierte außerdem die Verunsicherung durch unterschiedliche Vorgaben, die für Hotellerie und Gastronomie gelten.
Die aufbrandende Kritik aus der Branche, aber auch der Politik war daher sicher ein Mitgrund, weshalb die Entscheidungsträger im Land die Situation neu evaluieren möchten. Florian Themeßl-Huber, Leiter der Landespressestelle, bestätigte gegenüber der NEUE, dass es heute zu einem Gespräch kommen soll, in welchem alle Beteiligten die Situation beurteilen und die Sinnhaftigkeit der Sperrstunde ab 22 Uhr diskutieren. Möglich also, dass die verfrühte Sperrstunde zurückgenommen wird.
Eine solche Entscheidung würde in der Gastronomie wohlwollend aufgenommen werden. „22 Uhr ist eine Katastrophe. Weil es auch nichts bringt. Es macht keinen Sinn. Wir verlieren Gäste und damit Arbeitsplätze. Zudem hilft es auch der Gesundheit nicht. Denn es verlagert sich alles in den privaten Bereich, der komplett unkontrollierbar ist“, betont Markus Kegele, Spartenobmann für Tourismus und Gastronomie. Die Cluster, die es zu verhindern gilt, stammen laut Kegele zu etwa sechs Prozent aus der Tourismus-Industrie. Der Großteil komme aber aus dem privaten Bereich. Und der Rest von Vereinen. „Die haben diese Auflagen nicht, bei uns wird aber kontrolliert. Wir können mit all den Auflagen in unseren Betrieben für Sicherheit sorgen. Das wäre im Gegensatz zum Privatbereich ein kontrolliertes Ausgehen.“
Kaufkraftabwanderung
Zudem spitzt die Konkurrenzsituation für die heimischen Gastronomen aufgrund der Nähe zur Schweiz die Situation zu. Über der Grenze haben die Betriebe teilweise bis 2 Uhr in der Nacht geöffnet. Viele Vorarlberger fahren daher über die Grenze, um sich verköstigen zu lassen. „Das ist eine massive Abwanderung an Kaufkraft. Dort sind die Lokale voll, und bei uns sind sie leer. Es ist unkontrolliert und kontraproduktiv, wenn die Vorarlberger in die Schweiz fahren und dann wieder zurückkommen. Zudem verstehen wir nicht, warum wir mit Tirol und Salzburg gleichgesetzt werden. Wir haben doch eine vollkommen andere Grenzsituation“, kritisiert Kegele. Eine mögliche Verlängerung der Sperrstunde, wie sie heute diskutiert werden soll, wird vonseiten der Wirtschaftskammer nicht nur begrüßt, sondern seit Wochen gefordert. „Bis 24 Uhr wäre ideal, aber bereits mit einer Sperrstunde um 23 Uhr könnten schon viele Lokale leben“, lässt der Fachgruppenobmann wissen.

Kooperationsbereit
Trotz aller Kritik hat sich die Gastronomie in Vorarlberg strikt an den Vollzug der Sperrstunde gehalten. Das bestätigt auch die Exekutive. „Die Vorarlberger Gastronomen haben sich vorbildlich an die Vorgaben gehalten. Es gab bislang lediglich eine Anzeige wegen Nichteinhaltung der 22-Uhr-Sperrstunde. Das war im Bezirk Bludenz“, betont Robert Vonach von der Landespolizeidirektion Vorarlberg. Die Exekutive habe versucht, die Kontrollen so moderat wie möglich durchzuführen. „Es wurden insbesondere jene Lokale kontrolliert, die sogenannte ‚Hot-Spots‘ darstellen. Die anderen halten sich ohnehin an die Vorgaben“, ergänzt Vonach.
Im Zeitraum vom 18. September bis 7. Oktober wurden 334 Kontrollen durchgeführt.