Wie Corona den Alltag umkrempelt

Der 3. Dezember ist „Internationale Tag der Menschen mit Behinderung“.
Das Leben in den Werkstätten, in den Wohngemeinschaften und im Sprungbrett Lädele ist bunt und ausgelassen – meistens. Doch die aktuelle Corona-Situation macht auch vor den Caritas-Einrichtungen des Bereichs „Assistenz & Teilhabe“ nicht Halt. „Wir sind momentan sehr gefordert, so viel Normalität wie möglich zu leben und andererseits den Blick auf die Sicherheit des Teams und der Menschen mit Beeinträchtigung zu bewahren“, berichtet Fachbereichsleiter Klaus Burger. „Mit dem ersten Lockdown im März war viel Leichtigkeit dahin, das spüren wir bis jetzt“, sagt Burger und betont aber gleichzeitig die Wichtigkeit aller Schutzmaßnahmen.
Veränderter Alltag
„Der Alltag hat sich stark verändert, auch weil nun gewohnte und liebgewonnene Dinge wegfallen: keine Feste, wenig Kontakte zu Verwandten oder wichtigen Bezugspersonen gerade für jene, die in den Wohngemeinschaften leben. Wir waren bis vor dem ersten Lockdown eine offene Einrichtung“, erzählt Helga Sartori, Stellenleiterin der Werkstätte in Bludenz. Die Klienten erledigten selbstständig Aufgaben, waren im Haus, aber auch für Botengänge in der Stadt unterwegs. Diese Tätigkeiten können sie nun nur sehr eingeschränkt übernehmen, da eine Durchmischung der Gruppen möglichst vermieden werden sollte. „Die Selbstständigkeit ist derzeit – auch zu ihrem eigenen Schutz – enorm eingeschränkt und die Menschen leiden sehr darunter“, sagt Sartori.
Neue Ängste
Auch die Informationsflut zum Virus können viele Menschen mit Beeinträchtigung nicht richtig einordnen. „Es ist für viele Klienten enorm belastend, weil sie auf viele Fragen, die wir uns alle stellen, noch schwerer eine Antwort finden“, sagt Burger. „Sie können die Infos schwer einordnen und sind unsicher.“ Auffallend seien auch zunehmende und neue Ängste – bei den Klienten ebenso wie ihren Eltern beziehungsweise Erwachsenenvertretern.
Gestik wichtig
Menschen mit Beeinträchtigung sind von der gegenwärtigen Situation viel mehr betroffen als andere. Als Beispiel nennt Stellenleiterin Helga Sartori Folgendes: „Viele kommunizieren mit Handzeichen, Gebärden und durch Lippenlesen. Durch das Tragen der Masken ist diese Kommunikation massiv eingeschränkt oder unmöglich“, sieht sie für die Klienten viele Auswirkungen auf deren persönliche und soziale Entwicklung. Doch es gibt auch durchwegs positive Entwicklungen. Die Mitarbeiter zeigen großen Einfallsreichtum, um eine gute Alltagsstruktur zu ermöglichen. „Alle sind in den letzten Monaten noch mehr zusammengerückt und leisten hervorragende Arbeit“, sind Helga Sartori und Klaus Burger voll des Lobes. Die Situation selbst, so schwierig sie auch sei, führe zu einer großen spürbaren Solidarität unter allen.