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Assoziationen zur Gegenwart

28.11.2020 • 20:30 Uhr
<span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Klaus Hartinger

Augustin Jagg erklärt Auswahl und Zugang zu seiner Adventgeschichte.

Seit vielen Jahren werde ich immer wieder gebeten, zu Weihnachtsfeiern oder weihnachtlichen Konzerten Texte auszusuchen und vorzutragen. Ich tue das sehr gerne. Aus doppeltem Grund: ers­tens gibt es wirklich viele Autorinnen und Autoren, die sich mit dem Thema Weihnachten intensiv und kreativ auseinandergesetzt haben – sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch – und zweitens gibt es selten so viele interessierte und geneigte Zuhörer wie zur Weihnachtszeit. Das gefällt einem Theatermann. Die textlichen Annäherungen an das Weihnachtsfest sind dabei so unterschiedlich wie die empathischen Sehnsüchte, die sie bei Leserinnen und Lesern wecken. Die einfache – und vielleicht gerade darum schöne – biblische Geschichte weckt nach wie vor tiefe menschliche Gefühle …

„Wie traurig ist doch diese Verweigerung eines Rastplatzes, diese Ablehnung gegenüber Schutzsuchenden.“

Augustin Jagg, Theater-Kosmos-Leiter

Die „Herbergsuche“ hat mich schon als Kind gepackt. Wie traurig ist doch diese Verweigerung eines Rastplatzes, diese Ablehnung gegenüber einem Schutzsuchenden, diese biedermännische Bosheit gegenüber einem ungebetenen Gast. Und wie nahe sind die Assoziationen zur gegenwärtigen Situation von Flüchtlingen, die an Europas Grenzen im Mittelmeer entweder ertrinken oder auf einer Insel stranden und dort sogleich von aller Welt gehasst und möglichst schnell abgewiesen werden.
Der Text von Dina Donohue nimmt sich dieses Themas mit einem Lächeln an. Das Krippenspiel kennen wahrscheinlich die meisten Leserinnen und Leser noch aus ihrer Zeit im Kindergarten oder in der Volksschule. Ich selber durfte damals zweimal (!) den Josef spielen. Und die kleine Wendung am Ende von Dina Donohues Geschichte verblüfft mich mit ihrer menschenliebenden Art. Nicht nur als Theatermacher. Das ist tatsächlich so etwas wie „Weihnachten“!
Augustin Jagg