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Experten-Tipp: Entdecke das Christkind in dir

20.12.2020 • 20:00 Uhr
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Heidi Salmhofer mit Ihrer Sonntags-Kolumne in der NEUE am Sonntag.

Jetzt ist der vierte Advent und ich bin noch immer „geschenksunvollzählig“. Wieder einmal waren andere Menschen wesentlich organisierter als ich, nichts Neues. Immerhin, ich habe schon ein Klebeband organisiert, damit ich endlich einmal nicht auf Hilfsmittel wie Uhu, Büroklammern oder gar Stecknadeln zurückgreifen muss, damit das Present für die Kinder irgendwie nach „vom fleißigen Christkind gebracht“ aussieht.
Aber mehr Weihnachtliches ist noch nicht im Haus. Inzwischen stellen sich meine kleinen Härchen im Nacken leicht panisch auf. Zu meiner Verteidigung: Meine Mädels neigen nicht zur Bescheidenheit, was ihre Wunschliste betrifft, von iPads über Hundewelpe, Pony und ein neues Haus ist dort alles zu finden. Auf einen liebevoll gestalteten Brief an das Christkind mit dem einzigen Wunsch nach Weltfrieden und einer Tasse Kakao hoffe ich vergeblich. Also starre ich den gemalten Hundewelpen mit den zwei verschieden großen, treuherzigen Augen an und überlege mir, wie ich diesen taktisch klug umgehen kann. Eine Playmobil-Hundeschule? Einen aufziehbaren Plüsch-Chihuahua? Mir fällt nichts ein. Nichts, was mit meinem Geldbörsel und mit meiner Idee von Sinnhaftigkeit übereinstimmen würde.
Selbiges trifft auf das Pony, die iPads und das neue Haus zu. Ich werde also diesbezüglich noch einmal eine Nacht brauchen, um darüber zu schlafen, und dann einfach meine Mädels mit total anderen Dingen überraschen. Denn in Wahrheit wissen die Salmhofers ganz genau, dass es niemals darum geht, was man schenkt, sondern wie man schenkt. Und wenn das Ganze noch mit Kerzenduft, Weihrauch und Sternspritzer einhergeht, dazu ein lustiger Spieleabend beim Küchentisch mit anschließender Übelkeit vom vielen Kekse­essen, dann wissen wir, das das Christkind heuer mal wieder ausgesprochen lieb zu uns war. Und das erstaunliche dabei ist, das Christkind ist tatsächlich in uns drin, irgendwo.
Immer dann, wenn man ganz uneigennützig, ganz ohne Erwartung einer Gegenleistung, ganz ohne dem Bedürfnis einer Danksagung und ganz einfach aus purer Nächstenfreundlichkeit und Liebe jemandem etwas Gutes tut. Vom Füßemassieren bis zum Keksebacken ist da alles erlaubt.
Ich hatte mein unerwartetes Christkind heuer schon. Mein Christkind hat mir mit seiner Überraschung auch noch geschenkt, dass es ein Trugschluss ist, dass sich die Menschen gegenseitig wurscht sind. Dafür bedanke ich mich von ganzem Herzen. Und jetzt geh ich Kekse backen, wegen der heiß erwarteten Zuckerübelkeit, auf die die Mädels schon seit Tagen spitzeln.

Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.