Fake News – System der Unwahrheit

Fake News sind in aller Munde. Hetze verbreitet sich schneller als Covid-19.
Seit sich Maskenpflicht und Corona-Maßnahmen häufig ändern, ist es wichtiger denn je, am Laufenden zu sein. Doch was sieht man teilweise beim Blick auf das Handy? Eine Fülle an Informationen überflutet uns täglich. Was wahr oder falsch ist, lässt sich oft nicht auf den ersten Blick sagen. Fake News und Halbwahrheiten machen es einem schwer, die korrekte Information herauszufiltern. Gerade in Bezug auf Corona geistern viele Gerüchte, Mythen und Unwahrheiten durch das Netz. Das Internet ist gnädig und lässt jeden binnen Sekunden zum Experten werden. Der unendlich scheinende Zugang zu Informationen ist Fluch und Segen zugleich.
Fachleute wie der Molekularbiologe Martin Moder erklären in leicht verständlichen Videos, was an Behauptungen dran ist. Unter dem Motto „Make Europa gscheit again“, kurz M.E.G.A., produzieren die EU Mythbusters regelmäßig Videos zu Fake News rund um Corona, die auf einem eigenen Youtube-Kanal gezeigt werden.
Leitfaden
Wie man Unwahrheiten im Netz begegnet
Leitfaden für den Umgang mit Verschwörungstheorien und möglichen Unwahrheiten im Internet und sozialen Medien.
1 Check die Fakten.
Google die Behauptungen. Sind sie auch in anderen Quellen zu finden? Sind das seriöse Nachrichtenagenturen oder ist das vielleicht jemand, der viel Aufmerksamkeit möchte oder in der Vergangenheit schon mit antisemitischen, rassistischen oder anderen nicht nachvollziehbaren Behauptungen aufgefallen ist?
2 Check die Quelle!
Wer hat das gesagt? Ist keine Quelle herauszufinden oder ist die Quelle eine rechts orientierte Gruppe oder ein Netzwerk, das generell an deiner Aufmerksamkeit interessiert ist? Ist es eine Einzelperson, deren Aktivitäten im Netz du generell gerne verfolgst? Du musst nicht alles gut finden, was sie tut.
3 Solange du die Nachricht nicht überprüfen konntest, verbreite sie nicht weiter. Denn genau so entstehen mitunter Fake News.
4 Frage dich: Welche Emotionen ruft die Nachricht hervor? Will sie mir weismachen, dass ich ein Opfer bin? Mit Verbreiten der Nachricht kann ich Einfluss nehmen und Unrecht verhindern? Vorsicht, wenn solche Gefühle angesprochen werden. Vielleicht möchte dich der Adressat nur für seine Zwecke benutzen.
5 Sprich über die Nachricht.
Mit Erwachsenen, zum Beispiel deinen Eltern oder anderen Bezugspersonen. Sie haben mehr Erfahrung und können Fake News manchmal besser entlarven. Wenn du sie mit deinen Argumenten überzeugen kannst, umso besser. Fake News sind häufig voller Emotionen und bieten kaum Argumente. Das wirst du in solchen Diskussionen merken.
6 Sprich mit der Person, die dir den Link weitergeleitet hat.
Aber erst, wenn du Argumente und Sichtweisen gesammelt hast. Lass dich nicht auf Totschlagargumente ein. Wenn du inhaltlich nicht weiterkommst, sei einfach ehrlich und sag so was wie: „Du bist mir wichtig, aber das heißt nicht, dass wir immer einer Meinung sein müssen. Mir ist es wichtig, dass du auch meine Meinung gelten lässt.“
Gerade in Zeiten von Corona sind korrekte Informationen wichtig. Es ist zeitweise abenteuerlich, was für „Nachrichten“ man auf sein Handy geschickt bekommt. Die Verbreitung von Falschnachrichten über das Virus ist weltweit ein riesiges Problem. Die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht ihrerseits schon von einer „Infodemie“. Bereits in den 1980er-Jahren gab es Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem HI-Virus. Die USA hätten HIV als Biowaffe gegen Russland entwickelt. Nur damals war Social Media noch kein Thema. Die heutigen Verbreitungswege befeuern die Informationsgeschwindigkeit. Je mehr wir über die Welt wissen, desto größer wird unsere Unsicherheit. So scheint es zumindest. Ab 2016 mit der Brexit-Diskussion und der Wahl Donald Trumps sei eine deutlich häufigere Verbreitung von Verschwörungstheorien zu verzeichnen, sagt die Gründerin von hoaxmap.org Karolin Schwarz in einem Podcast. Es gibt aber noch wenig Schulmaterial dazu. Und keinen standardisierten Umgang damit von offizieller Seite. „Einige Polizeidienststellen gehen aktiv gegen Verschwörungstheorien auf ihrem Social-Media-Kanal vor, andere nicht“, sagt Schwarz.

Mit Infos gegenhalten
Auch die Vorarlberger Jugendinfo aha tritt dem Phänomen „mit dem Bereitstellen von gut recherchierten Informationen entgegen“. So geht sie auf die Jugendlichen zu: „Hast du dir auch schon Gedanken gemacht über das Impfen und ganz speziell über die Corona-Impfung? Bist du dir unsicher, welche Informationen zur Covid-19-Impfung wissenschaftlich bewiesen sind und welche Fake News? Hier findest du einige Informationen, um dir eine eigene Meinung zu bilden, sie werden laufend aktualisiert.“ Ein wichtiges Tool zum Überprüfen sind auch Faktenchecker-Seiten wie mimikama.at, sagt Judith Thurnher-Schweiker, die bei aha auch entsprechende Workshops für Jugendliche anbietet. „Wir merken aufgrund der zahlreichen Anfragen zu unseren beiden Workshops ‚Surf Smart‘ und ,Lost in Information‘, die wir zurzeit online anbieten, dass das Thema Fake News viele interessiert und beschäftigt.“

Guten Umgang vorleben
„Wir stellen auch Lehrpersonen Infos zu den verschiedenen Themen zur Verfügung, etwa zu Corona und Fake News oder Vorschläge für Unterrichtseinheiten zu den Themen Klimawandel und Fake News. Hier werden anhand einer Broschüre und mit Postkarten sieben gängigen Behauptungen von Klimawandel-Leugnern erklärt und gezeigt, wie sie entkräftet werden können“, sagt Thurnher-Schweiker. Wichtig sei, dass Erwachsene den Jugendlichen einen guten Umgang mit Information vorleben: „Dass sie sich für die Lebenswelten der Jugendlichen interessieren, dass sie nachfragen und in Austausch gehen. Digitale Medien und Smartphones haben einen hohen Stellenwert für Kinder und Jugendliche. Sie sind gerade jetzt ihre Verbindung nach draußen, zu ihren Freundinnen und Freunden.“
„Einige Polizeidienststellen gehen aktiv gegen Verschwörungstheorien auf ihrem Social-Media-Kanal vor, andere nicht.“
Karolin Schwarz, hoaxmap.org
Und was macht man, wenn eine Freundin oder ein Freund ein Video schickt und man merkt, dass das so nicht stimmen kann? „Nimm ihnen ihre Meinung nicht weg, sondern bring sie dazu, weiterzudenken. Tauch für zehn Minuten in ihre Argumentationswelt ein. Und dann sag: So habe ich das noch nicht betrachtet. Und: Hast du vielleicht auch daran schon gedacht? Eine echte Begegnung zu schaffen ist das Um und Auf“, wie Rhetorik-Coach Heidi Winsauer aus Dornbirn betont.