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Gemeinsam zur besten Lösung für alle

16.05.2021 • 22:00 Uhr
Die Gegebenheiten wurden auch vor Ort begutachtet (Foto entstand vor der Corona-Pandemie). <span class="copyright">VLK/Gemeinde Lauterach/Erwin Rinderer</span>
Die Gegebenheiten wurden auch vor Ort begutachtet (Foto entstand vor der Corona-Pandemie). VLK/Gemeinde Lauterach/Erwin Rinderer

„Radfahren durchs Ried“ schließt Lücke im Radwegenetz.

Eine Lücke im Radwegenetz im unteren Rheintal soll bald geschlossen werden. Daran arbeitet bereits seit dem Jahr 2017 eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus zahlreichen Interessengruppen. Konkret geht es um eine Radwegverbindung zwischen den Rheindelta- und Hofsteiggemeinden, ­Lustenau und Dornbirn. Allerdings soll diese durch das Lauteracher Ried führen, in welchem sich ein Natura-2000-Gebiet sowie weitere Natur- und Landschaftsschutzgebiete befinden. Dazu werden Flächen im Ried auch landwirtschaftlich, zur Jagd oder als Naherholungsraum genutzt. Durch den breit aufgestellten Planungsprozess sollen alle Interessen entsprechend berücksichtigt werden. Es soll eine Radwegverbindung errichtet werden, hinter der alle Beteiligten stehen können.

Hier könnte der Radweg neben der Straße entstehen.
Hier könnte der Radweg neben der Straße entstehen.

Den Anstoß zum Planungsprozess hat im Jahr 2016 eine gemeinsame Petition der Gemeinden Höchst, Fußach, Gaißau, Lauterach, Hard, Schwarzach, Dornbirn, Wolfurt und ­Lustenau an das Land gegeben. Darin haben die Verantwortlichen der Kommunen sich für eine alltagstaugliche Radverbindung durch das Lauteracher Ried stark gemacht. Denn derzeit sind die verschiedenen Gemeinden für Radler eher schlecht als recht miteinander verbunden. Entweder müssen Umwege in Kauf genommen oder viel befahrene Straßen wie etwa die Lustenauer Zellgasse genutzt werden. Nördlich des Rieds gibt es zwar eine Verbindung zwischen Hard und Lauterach, allerdings sind manche der dortigen Abschnitte nicht staubfrei zu befahren beziehungsweise sind diese bei Regen oder Schnee nur erschwert passierbar. Auch dies sollte im Zuge des Projekts geändert werden.

Kernteam mit 29 Mitgliedern

Um nun die beste Lösung für alle Beteiligten zu finden, wurde ein umfangreicher Planungsprozess begonnen. In einem Kernteam sind insgesamt 29 Vertreter von Gemeinden, Land, Bezirksbehörden sowie Interessenvertretungen in den Bereichen Naturschutz, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Forstwirtschaft mit dabei. Dazu wurde ein Forum eingerichtet, das neben dem Kernteam aus zusätzlichen Vertretern aus den Bereichen Landwirtschaft, Jagd, Umwelt und Naturschutz sowie Verantwortlichen von lokalen Betrieben sowie aus der Politik besteht. In diesem Kreis werden die vom Kernteam erarbeiteten Zwischenergebnisse im Planungsprozess diskutiert. Als Prozessbegleiter fungiert die Rosniak & Partner ZT GmbH, das Planungsteam besteht aus Planoptimo Büro Dr. Kröll sowie Revital Integrative Naturraumplanung. Die Koordination des Projekts wird von den Auftraggebern übernommen. Dies sind einerseits die Gemeinde Lauterach sowie andererseits das Land Vorarlberg.

Die stark befahrene Zellgasse ist für Radfahrer wenig attraktiv. <span class="copyright">Archiv/Hartinger</span>
Die stark befahrene Zellgasse ist für Radfahrer wenig attraktiv. Archiv/Hartinger

Eine Vertreterin des Landes ist Radverkehrskoordinatorin Anna Schwerzler-Nigg von der Abteilung Straßenbau im Amt der Vorarlberger Landesregierung. Sie sieht den breit aufgestellten Planungsprozess sehr positiv. Die Tatsache, dass alle Interessengruppen mit am Tisch sitzen, erleichtert die Diskussion. Zudem fördert der Austausch auch das gegenseitige Verständnis. Durch die detaillierte Planung mit allen Beteilig­ten soll ein Projekt ausgearbeitet werden, das in dem sensiblen Gebiet genehmigungsfähig und umsetzbar ist.

Landesrat Johannes Rauch sieht den breit aufgestellten Planungsprozess positiv (siehe weiter unten). <span class="copyright">Archiv/Lerch</span>
Landesrat Johannes Rauch sieht den breit aufgestellten Planungsprozess positiv (siehe weiter unten). Archiv/Lerch

Insgesamt wurden im Prozess elf mögliche Routenvarianten überprüft, um die Siedlingsräume mithilfe von Radwegen zu verbinden. Schlussendlich einigten sich die Verantwortlichen auf eine Kombination von drei Varianten, die sich am besten als Alltagsradwegverbindung zwischen den betroffenen Kommunen eignen. Derzeit wird gerade das Vorprojekt für die Ost-Westachse zwischen Lustenau und Wolfurt erstellt. Es ist geplant, dass parallel zur Zellgasse ein eigener Radweg bis zum Senderknoten errichtet wird. Hierfür wird derzeit an einer Naturverträglichkeitserklärung sowie einer artenschutzrechtlichen Prüfung gearbeitet. Im Zuge der Arbeiten für den Radweg soll zudem der Zellgassegraben renaturiert werden. Dadurch soll die Gewässerökologie in diesem Bereich verbessert werden.

Planung läuft

Auf der Strecke zwischen der Senderbrücke und Wolfurt soll eine ähnliche Lösung gefunden werden. Hier laufen derzeit gemeinsam mit den Interessenvertretern die Planungsarbeiten. Diese sollen bis zum Herbst abgeschlossen sein. Auch in diesem Bereich soll gleichzeitig mit dem Entstehen der Radwegverbindung die Gewässerökologie verbessert werden. In Abstimmung mit dem Wasserbau könnte der Landgraben in einem längeren Abschnitt renaturiert werden.

Transparenz statt Widerstände

Für Mobilitätslandesrat Johannes Rauch (Grüne) ist „Radfahren durchs Ried“ eines der „ganz großen und zentralen Projekte“ im Bereich des Radverkehrs. Es habe eine ähnliche Bedeutung von der Größe und den Kosten her wie die Rad­schnellverbindungen zwischen Rankweil, Götzis und Dornbirn. Umso wichtiger ist daher aus seiner Sicht der breit angelegte Planungsprozess. Ein solcher sei schon allein deshalb notwendig, weil das Vorhaben zahlreiche Gemeinden betreffe. Indem auch die Vertreter verschiedener Interessengruppen mit einbezogen werden, könne Transparenz geschaffen werden. Auf diese Weise sei es möglich, Lösungen zu finden, mit denen alle Beteiligten leben können, betont Rauch. „Dazu weiß ich aus politischer Erfahrung, dass es bei solchen Vorhaben wichtig ist, alle von Anfang an mit ins Boot zu holen, sonst drohen Widerstände.“ Auch wenn es oft den Anschein habe, dass derart breit aufgestellte Prozesse länger dauern, komme man schlussendlich doch schneller zu einer Lösung.

Als Verbindung zwischen den beiden Abschnitten soll künftig dann die bestehende Senderbrücke aus Holz fungieren. Diese ist nicht für das derzeitige Verkehrsaufkommen ausgelegt und soll durch eine neue Brücke ersetzt werden. Dieses Projekt befindet sich bereits in der Einreichplanung – unabhängig von der Radwegeverbindung. Die denkmalgeschützte Holzbrücke könnte dadurch in Zukunft exklusiv für Fußgänger und Radfahrer zur Verfügung stehen.
Nicht zuletzt soll in einer weiteren Etappe auch noch eine Verbindung in Richtung Dornbirn geschaffen werden. Die diesbezüglichen Planungen werden im Herbst in Angriff genommen. Der Radweg könnte hier entlang der Werbenstraße (L 42) in Richtung Messestadt geführt werden. Deutlich weiter sind die Planungen bei der Verbindung zwischen Hard und Lauterach nördlich des Rieds. Hier wird die Sackstraße staubfrei gemacht, sodass diese für Radfahrer bei jeder Witterung angenehm nutzbar ist. Das Genehmigungsverfahren dazu ist bereits abgeschlossen. Für eine Verbindung der Radroute nach Vorerlach und Im Birken in Hard sowie nach Fußach beginnen die Planungen.

Nächstes Treffen steht an

Im Planungsprozess wird in Kürze wieder das Forum tagen. Dann wird das Projektteam die aktuellen Planungen präsentieren. Nach einer Diskussion soll dann die weitere Vorgehensweise festgelegt werden. Schritt für Schritt wird auf diese Weise der Ausbau des Radwegenetzes zwischen den Gemeinden rund um das Lauteracher Ried weiter vorangetrieben.