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Badetage nur für Frauen: Ist das notwendig?

02.09.2021 • 18:53 Uhr
Bloggerin "Dariadaria" hat für Freitag einen männerfreien Bereich im Thermalbad Vöslau organisiert.<span class="copyright">Symbolbild/Shutterstock</span>
Bloggerin "Dariadaria" hat für Freitag einen männerfreien Bereich im Thermalbad Vöslau organisiert.Symbolbild/Shutterstock

Pro und Kontra: Ist der männerfreie Badetag das richtige Zeichen?

PRO: “So lange Frauen das Bedürfnis nach geschützten Räumen haben, soll es welche geben.”

Blicke, Sprüche oder Übergriffe: Auf Instagram dokumentierte die Unternehmerin Madeleine Alizadeh in den vergangenen Tagen, was sie und andere Frauen in Freibädern erleben. Zu lesen ist von Kommentaren zum eigenen Körper, die – egal, ob sie als Kompliment oder als Abwertung gemeint sind – in jedem Fall unangenehm sind. Von „zufälligen“ Berührungen im Schwimmbecken, von Fotos, die beim Umziehen gemacht werden. Von Männern, die Frauen im Vorbeigehen das Bikini-Oberteil öffnen. Wer das liest, wird verstehen, warum sich manche Frauen einen eigenen Frauenbereich im Schwimmbad wünschen.

Einige möchten sich von der Last befreien, einem Schönheitsideal entsprechen zu müssen. Andere möchten einfach ihre Ruhe haben. Dass manche Frauen das Gefühl haben, das nicht in Anwesenheit von Männern tun zu können, ist tragisch. Es ist eine dringende Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, das zu ändern. Aber das wird dauern. Wertekurse für Zuwanderer werden dafür nicht reichen. Es braucht ein konsequentes Hinterfragen von Geschlechterrollen und ein Aufbrechen von Vorstellungen davon, wie Frauen oder Männer eben zu sein haben. Und es braucht ein Sichtbarmachen von geschlechterspezifischen Übergriffen – auch jener, die ganz „alltäglich“ stattfinden, und sei es im Schwimmbad. Die Frauen-Badetag-Initiative einer reichweitenstarken Influencerin leistet dazu einen wertvollen Beitrag.

Niemand wird dazu gedrängt, in ein Schwimmbad nur für Frauen zu gehen. Es gibt – zum Glück – genügend Orte, an denen sich Frauen und Männer gemeinsam aufhalten können. Aber so lange Frauen das Bedürfnis nach geschützten Räumen haben, soll es welche für sie geben.

KONTRA: “Einen Raum ohne Ausgrenzung können wir nicht durch Ausgrenzung schaffen.”

Einen Raum ohne Schönheitsstandards, Körpernormen und “Male Gaze” (Blicke von Männern) wolle die Bloggerin “Dariadaria” alias Madeleine Alizadeh schaffen. Dafür wird nun ein Männer-freier-Badetag in Bad Vöslau stattfinden. Das sorgt für viel Zustimmung – aber auch Kritik, die oft am Thema vorbeigeht.

Die Diskussion darüber, ob Männer dadurch kategorisch ausgeschlossen werden, ist nicht die Debatte, die wir in diesem Zusammenhang führen müssen. Schließlich gibt es auch eine reine Frauensauna und auch Fitnesscenter nur für Frauen. Auch dort haben Männer keinen Zutritt. Wirklich aufregen tut das niemanden. Auch, dass es in einem Land wie Österreich nicht notwendig sei, auf die Probleme von Flint (Frauen, Lesben, Inter-, nicht-binäre und Transpersonen) aufmerksam zu machen, ist ein schlechtes Argument. Denn das ist notwendig – ohne Frage. Aber reichen ein paar Stunden dafür aus? Ist das das richtige Signal, das wir senden wollen?

Die Diskussion muss tiefer gehen. Lästigen Blicken und blöden Sprüchen mit Ausgrenzung zu begegnen, ist zu kurzfristig gedacht. Im Besonderen, wenn die Aktion nur einen Tag dauert. Ja, der Badetag schafft zweifelsohne Aufmerksamkeit. Aber wäre es nicht viel wichtiger, an einem Klima zu arbeiten, in dem niemand ausgegrenzt werden muss. An einem Klima, in dem alle Menschen respektiert werden – egal ob Frauen, Männer oder Flint. Und von dieser Entwicklungsarbeit Männer einfach auszusperren, löst keine Probleme. Insbesondere wenn es um “Male Gaze” geht – sprich ihre Blicke. Dass das nicht von einem Tag auf den anderen gehen kann, ist klar. Insbesondere sind lesbische, intersexuelle, nicht-binäre und transgender Personen immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, die mit Sicherheit nicht immer leicht zu ertragen sind. Einen Raum ganz ohne Ausgrenzung können wir nicht mit Ausgrenzung der vermeintlichen “Haupttäter” schaffen. An diesem Prozess muss man alle beteiligen.

Von Veronika Dolna und Maria Schaunitzer