Keine Angst vor der digitalen Welt

Sozialarbeiter Martin Fellacher hat sein erstes Buch geschrieben.
Seit über einem Jahrzehnt befasst sich Sozialarbeiter Martin Fellacher bereits mit dem Prinzip der „Neuen Autorität“. In Feldkirch betreibt er das Institut „Pina Praxis und Innovation – Neue Autorität“, wo Beratung für Familien, Gemeinden, Unternehmen und andere Institutionen angeboten wird. Ebenso stehen Schulungs- und Weiterbildungskurse auf dem Programm. Im Zentrum steht die „Neue Autorität“, ein Erziehungs- und Führungsprinzip, das vom israelischen Psychologen Haim Omer erarbeitet worden ist. Konflikte sollen dabei nicht durch Machtausübung, sondern das Einnehmen einer klaren Haltung und gewaltfreien Widerstand gelöst werden.
Grund für Konflikte
In seinem ersten Buch beschreibt Fellacher nun, wie Eltern mithilfe der „Neuen Autorität“ ihre Kinder in der digitalen Welt begleiten können. Unter dem Titel „Digitale Medien und Neue Autorität – Kinder und Jugendliche in digitalen Welten begleiten“ schildert der Sozialarbeiter, wie mithilfe „wachsamer Sorge“ Probleme gelöst oder schon im Vorhinein verhindert werden können. Den Anstoß dazu, ein Buch zu schreiben, hat die alltägliche Arbeit gegeben: „Ich habe festgestellt, dass digitale Medien in fast jeder Elternberatung ein Thema sind“, sagt Fellacher. Der Umgang mit Smartphone, Computerspielen und Co. ist nicht selten der Grund für Konflikte. Das zeigt der Autor in seinem Werk anhand einiger Beispiele aus der Praxis. Sei es eine alleinerziehende Mutter, deren beiden Söhne sich mit Laptops und Spielkonsolen immer mehr zurückziehen. Seien es Eltern, deren Tochter nicht mehr in die Schule gehen will und sich nur noch für Beauty-Vloggerinnen interessiert.
Elternseminar
In seinem Institut Pina in Feldkirch bietet Martin Fellacher im Oktober das „Elternseminar: Kinder und Jugendliche in der virtuellen Welt begleiten“ an. An drei Abenden veranschaulicht er in jeweils zwei Stunden wie ein verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien gefunden werden kann. Das Seminar richtet sich an Eltern, Pflege- und Adoptiveltern von Kindern und Jugendlichen im Pflichtschulalter sowie Lehrpersonen, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Sozialbetreuerinnen und -betreuer, die mit Kindern in diesem Alter und deren Familien arbeiten. Termine für das dreiteilige Seminar sind der 7. Oktober, der 21. Oktober und der 4. November (jeweils von 19.30 bis 21.30 Uhr) im Institut Pina (Schubertplatz 3, 6800 Feldkirch). Die Kosten für die Teilnahme betragen 65 Euro bzw. 110 Euro für Paare. Weitere Informationen und Anmeldung auf https://pina.at/seminare-termine/-event/elternseminar-kinder-und-jugendliche-in-der-virtuellen-welt-begleiten
„Wachsame Sorge“ nennt sich das Konzept aus der „Neuen Autorität“, das hier Abhilfe schaffen sollen. Es geht darum, dass Eltern auch in der virtuellen Welt Präsenz zeigen und sich für die Aktivitäten des Nachwuchses interessieren. Dies kann etwa passieren, indem sich die Erziehungsberechtigten erklären lassen, womit sich ihr Kind online beschäftigt. Genauso sind striktere Maßnahmen möglich, wenn Eltern feststellen, dass ihr Kind sich oder andere mit seinem Verhalten schädigt oder gefährdet. Wie in anderen Fragen geht es bei der „Neuen Autorität“ auch beim Umgang mit digitalen Medien darum, dass die Erwachsenen ihre Erwartungen klar zum Ausdruck bringen und klare Grenzen setzen. Werden letztere überschritten, so muss auch klar sein, welche Konsequenzen dies nach sich zieht – nicht im Sinne einer Bestrafung, sondern in Form von gewaltfreiem Widerstand durch die Eltern.

Von einer generellen Beschränkung der Nutzungsdauer von Smartphones für Kinder hält Fellacher nichts. Schließlich seien die Geräte längst mehr als nur ein Telefon, sondern dienten auch zum Musikhören oder sogar als Taschenlampe. Viel mehr empfiehlt er, Zeiten zu definieren, zu denen das Smartphone zur Seite gelegt wird – beispielsweise beim Frühstück oder beim Abendessen. Wichtig ist für ihn aber, dass diese Regelung auch für die Eltern gilt, und dass die Vielfältigkeit bei den Kindern gewährleistet ist. Das bedeutet, dass sie ihre Pflichten erledigen und altersadäquaten Freizeitbeschäftigungen außerhalb der virtuellen Welt nachgehen.
Nicht verteufeln
In seinem Buch zeigt Fellacher Wege auf, wie es Eltern möglich ist, ihre Kinder in der digitalen Welt zu begleiten, ohne selbst Experten in diesen Fragen zu sein. Es geht darum, Interesse an den Aktivitäten des Kindes zu zeigen und präsent zu sein. Ebenso macht der Sozialarbeiter deutlich, dass digitale Medien nicht verteufelt werden sollen. Vielmehr geht es darum, Kinder und Jugendliche bei deren Nutzung zu begleiten und sie mit den Gefahren, die in der virtuellen Welt lauern, nicht alleine zu lassen.
Digitale Medien und Neue Autorität
Das Buch „Digitale Medien und Neue Autorität – Kinder und Jugendliche in virtuellen Welten begleiten“ von Martin Fellacher ist in der Reihe „Leben. Lieben. Arbeiten: systemisch beraten“ des Verlags „Vandenhoeck & Ruprecht“ erschienen und seit Kurzem im Handel erhältlich (ISBN: 978-3-525-40778-3). Auf 80 Seiten veranschaulicht der Autor darin den Umgang mit digitalen Medien unter Berücksichtigung der „Neuen Autorität“.