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Im Feurstein zieht jetzt neues Leben ein

18.12.2021 • 18:26 Uhr
Die gebürtige Kärntnerin und ehemalige Hecht-Wirtin Waltraud Waldner.     <span class="copyright">Hartinger</span>
Die gebürtige Kärntnerin und ehemalige Hecht-Wirtin Waltraud Waldner. Hartinger

Das Feldkircher Traditionskaffeehaus wird wieder hergerichtet.

An der Ecke Schmidgasse/Schlossergasse tut sich was: Dort, wo man fast zwei Jahre lang an dunklen Fens­tern vorbeiging, arbeiten hinter dem Bauzaun nun die Handwerker an der Sanierung des Traditionskaffeehauses Feurstein. Das Brummen der Bohrmaschinen und der Schutt in den Schubkarren markieren nun quasi endgültig das Ende einer ausgedehnten Debatte über die Zukunft des 1949 eröffneten und seit Ende 2020 leerstehenden Lokals.

Die künftige Betreiberin Waltraud Waldner, besser bekannt als Wally, ist jedenfalls voller Tatendrang. Ende September musste sie das Café Hecht, das nur einen Steinwurf entfernt liegt, nach Rechtsstreitigkeiten mit dem Besitzer hinter sich lassen. Im Café Feurstein will die 52-jährige Gastronomin nun noch einmal voll durchstarten – mit großem Respekt vor dem, was dort einmal war und mit klarer Vision für das, was kommen wird. Den vor einem Jahr verstorbenen Cafetier Klaus Feurstein hat sie gut gekannt, ebenso dessen Lebensgefährtin Maria Bawart. Der einmalige Charme des Kaffeehauses, das die beiden über Jahrzehnte gemeinsam führten, hat es Waldner seit jeher angetan. „Ich mache das nur, weil es hier so aussieht wie es aussieht. Sonst würde mich das nicht interessieren.“

Behutsame Sanierung

In den nächsten Monaten werden das Foyer, die Küche und die Sanitäranlagen erneuert und die beiden – noch nicht rechtskräftig – unter Denkmalschutz gestellten Gaststuben samt dem einmaligen Inventar behutsam saniert. Auch der seinerzeitige Blickfang des nicht denkmalgeschützten Foyers, ein dunkel gebeizter raumhoher historistischer Einbauschrank mit Thekenvorbau, soll erhalten bleiben. Der Altar, so nennt Waldner das skulptural anmutende Möbel, „wird so gut es geht hergerichtet. Ich liebe dieses Teil.“

Gemietet und hergerichtet wird das Lokal vom Feldkircher Immobilienunternehmen REI GmbH, dessen Geschäftsführer im Hintergrund bleiben möchte und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die Sanierungskosten werden mit knapp 250.000 Euro beziffert, Waldner selbst nimmt noch einmal rund 60.000 Euro für die Küchen- und Barausstattung in die Hand.

Die Baustelle.   <span class="copyright">Hartinger</span>
Die Baustelle. Hartinger

Speisenmäßig will die Gastronomin „mehr liefern“ als im Hecht, wo vor allem die Flammkuchen-Variationen sehr beliebt waren. „Die wird es natürlich wieder geben, genauso wie die Kärntner Nudeln oder die Suppen.“ Natürlich möchte Waldner auch Kuchen anbieten und ein zu­gekauftes Gulasch, „denn in so ein Lokal gehört ein gutes Gulasch“.

Dass die Suche nach Mitarbeitern schwierig werden könnte, ist sich die 52-Jährige bewusst. Das Tagesgeschäft würde sie deshalb gerne so ähnlich aufziehen, wie es das Generationencafé Vollpension in Wien bereits seit vielen Jahren mit Erfolg macht. Dort arbeiten überwiegend ältere alleinstehende Damen und Herren, die sich zu ihrer meist schmalen Pension geringfügig etwas dazuverdienen und gleichzeitig in Kontakt mit anderen Menschen kommen. „Ich bin überzeugt, dass das hier auch funktioniert.“

Eröffnung im Frühjahr

Auf die Eröffnung, die laut Waldner im April oder Mai erfolgen soll, freuen sich jedenfalls schon zahlreiche Stammgäste, die Waldner aus dem Hecht mitnimmt – und natürlich auch all jene, die gerne im Feurstein saßen. Denn lange Zeit war ungewiss, wie es mit dem schmucken, aber schon etwas heruntergekommenen Café weitergehen wird. Schon kurz nachdem Klaus Feurstein sein verlängertes Wohnzimmer Ende 2019 geschlossen hatte, klopfte das Bundesdenkmalamt bei der Eigentümerin, der Stadt Feldkirch, an und leitete ein Unterschutzstellungsverfahren ein. Im Rathaus war man davon wenig begeistert, man sprach von kalter Enteignung, weil das Inventar im Gegensatz zum Haus nicht der Stadt gehöre.

Nächste Instanz?

Das Verfahren ist noch anhängig. Morgen, Montag, soll im Stadtrat besprochen werden, ob man den Ende November zugestellten Unterschutzstellungsbescheid vor dem Bundesverwaltungsgericht anfechten wird. Er werde sich jedenfalls dafür aussprechen, sagt der zuständige Stadtrat Benedikt König (ÖVP) auf Anfrage. Er sei zwar froh darüber, dass gemeinsam mit der REI GmbH und Betreiberin Waldner „eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung“ gefunden wurde, einen Denkmalschutz, der den Spielraum der Stadt auf ewig einschränke, wolle man allerdings nicht haben.