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„Kostenexplosion ist nicht zu erwarten“

06.12.2022 • 19:29 Uhr
Arthur Heel erntete diesen Christbaum für die Pressekonferenz ausnahmsweise früher. Die anderen dürfen noch eine Woche wachsen, damit sie an Weihnachten noch frisch sind. <span class="copyright">Paulitsch </span>
Arthur Heel erntete diesen Christbaum für die Pressekonferenz ausnahmsweise früher. Die anderen dürfen noch eine Woche wachsen, damit sie an Weihnachten noch frisch sind. Paulitsch

Die Inflation macht vor der besinnlichen Zeit keine Halt. Auf Preise der regionalen Christbäume soll sie nur geringe Auswirkungen haben.

Käufer von regionalen Weihnachtsbäumen der 34 Ländle Christbaumproduzenten erwartet dieses Jahr keine böse Überraschung aufgrund der Inflation, gab es gestern die Entwarnung.

Moderate Anpassung

Bei einer Pressekonferenz war von einer lediglich „moderaten Preisanpassung“ die Rede. Diese sei aber notwendig, damit die Produktion rentabel sei, hieß es. Doch „eine Kostenexplosion ist nicht zu erwarten“, beschwichtigte Thomas Ölz vom Bereich Forst und Umwelt der Landwirtschaftskammer Vorarlberg.

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Keine Auswirkungen der Teuerung bei Diesel und Dünger

Aufgrund des regionalen Anbaus und des dadurch wegfallenden weiten Transportwegs würden die Dieselkosten nicht auf den Christbaumpreis schlagen, begründete dies Ölz. Auch die Teuerung bei den Dünger- und Pflanzenschutzmittelpreisen hätte keine Auswirkungen. Die Richtlinien des Ländle Gütesiegels schreibt nämlich eine Reduktion des Pflanzenschutzmittels aufs Nötigste vor. Nur bestimmte Mittel sind erlaubt..

Auch Dünger kommen nach Angaben des Ländle Qualitätsprodukte Marketing auf Grund der Kleinstrukturiertheit der Ländle-Christbaum-Produzenten kaum zum Einsatz. Mit wenig Chemie angebaute Bäume sind durch das individuelle Aussehen und dünnere Stämme identifizierbar. Die voraussichtlichen Preisanpassungen sind auf höhere Kosten bei Anlage und Pflege der Christbaumkulturen zurückzuführen, heißt es.

Die Christbaumkultur Hanenberg beim Forsthaus Hanenberg in Weiler. <span class="copyright">Paulitsch</span>
Die Christbaumkultur Hanenberg beim Forsthaus Hanenberg in Weiler. Paulitsch

Diese ungefähr fünf Prozent Preissteigerung orientierten sich laut Obmann der Agrargemeinschaft Weiler Friedrich Morscher an der Preisempfehlung der Landwirtschaftskammer. Die Empfehlung seien derzeit 17 Euro pro Laufmeter bei der Fichte und 25 Euro pro Laufmeter bei der Nordmann-Tanne. Das sind die zwei Favoriten der Vorarlberger. Mit 80 Prozent dominiert die Nordmann-Tanne den Markt, die traditionelle Fichte macht etwa 15 Prozent aus.

Im Zusammenhang mit der Anbauart und dem kurzen Transportweg wurde die Nachhaltigkeit betont. Noch nachhaltiger wäre es, keinen geschlagenen Baum ins Wohnzimmer zu stellen, oder auf einen mit Wurzeln im Topf oder einen wiederverwendbaren aus Holz oder Kunststoff auszuweichen. Ölz entgegnet diesbezüglich, dass die Bäume in einer Kultur extra für den Gebrauch als Christbaum angebaut werden und diese nicht in einem Wald gefällt werden: „Wenn einer geschlagen wird, wird wieder ein neuer gepflanzt. So bleibt die Natur im Kreislauf.“

Die Höhe bestimmt den Preis. Die Größe wird nicht ganz an der Spitze bestimmt. Sie wird so gemessen, dass der Ast nach oben geklappt wird. <span class="copyright">Schwärzler</span>
Die Höhe bestimmt den Preis. Die Größe wird nicht ganz an der Spitze bestimmt. Sie wird so gemessen, dass der Ast nach oben geklappt wird. Schwärzler

Nach etwa sieben Jahren werden sie geerntet. Morscher zieht für 2022 eine positive Bilanz, während im Vorjahr durch Hagel Abstriche gemacht wurden. In Weiler werden sie vier Tage vor Verkauf geerntet. Dadurch seien sie frischer im Gegensatz zu ausländischen Bäumen, welche wegen des Transports früher geschlagen werden.

Wie Verkäufer mogeln

Doch wie erkennt ein Kunde eine heimische Fichte oder Nordmann-Tanne? Denn nicht alles, was vorgibt, aus Vorarlberg zu sein, ist auch regional. Über 95 Prozent der Vorarlberger wolle laut einer von Ölz zitierten Umfrage einen heimischen Baum. Durch Corona sei die Nachfrage gestiegen. Dies widerspricht aber der tatsächlichen Anzahl der regionalen Bäume in den Vorarlberger Haushalten. Denn nur 28 Prozent der verkauften Weihnachtsbäume werden im Bundesland angebaut, so Ölz.

Die Herkunft der Bäumen mit Gütesiegel wird kontrolliert. Es kennzeichnet heimische Bäume. <span class="copyright">Paulitsch</span>
Die Herkunft der Bäumen mit Gütesiegel wird kontrolliert. Es kennzeichnet heimische Bäume. Paulitsch

Doch wo ist der Ursprung dieser Diskrepanz? „Manche Händler locken mit einzelnen heimischen Christbäumen Kunden an“, beschreibt Ölz eine Verkaufstaktik. Dabei würden Kunden nicht wissen, dass die anderen Bäume des gleichen Händlers etwa aus Ungarn stammen. Außerdem würde teilweise fälschlich eine heimische Herkunft suggeriert werden. Deswegen sei wichtig, auf das Ländle-Gütesiegel zu achten. Wenn ein Baum dieses trage, könnten sich Käufer sicher sein, dass er aus Vorarlberg komme, ergänzt Geschäftsführer von Ländle Marketing Marcel Strauß. Die Herkunft dieser Bäume wird überprüft und dann das Gütesiegel verliehen. „Denn hier gekauft bedeutet nicht, dass der Baum auch von da ist“, erklärt Strauß die Rolle des Siegels für die Orientierung.