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“Steigende Preise sind für alle spürbar”

11.12.2022 • 16:45 Uhr
Andrea Kaufmann (ÖVP) ist seit 2013 Bürgermeisterin von Dornbirn. Für das Stadtporträit Dornbirn spricht sie mit der NEUE am Sonntag über aktuelle und künftige Projekte der Stadt. <span class="copyright">Stadt Dornbirn</span>
Andrea Kaufmann (ÖVP) ist seit 2013 Bürgermeisterin von Dornbirn. Für das Stadtporträit Dornbirn spricht sie mit der NEUE am Sonntag über aktuelle und künftige Projekte der Stadt. Stadt Dornbirn

Interview. Bürgermeisterin Andrea Kaufmann spricht ­über Herausforderungen.

Frau Kaufmann, in der heutigen Zeit müssen Sie als Bürgermeisterin der Stadt Dornbirn vieles gleichzeitig leisten. Zunächst einmal ist die Stadt Servicedienstleister für die Bevölkerung.
Andrea Kaufmann
: Eine Stadt ist Behörde und Dienstleister zugleich. In beiden Bereichen geht es darum, die Anliegen der Bürger möglichst rasch, professionell und kompetent zu erledigen. In Dornbirn haben wir diesbezüglich hohe Ansprüche auch an uns selbst. Die Verwaltung arbeitet extrem bürger­orientiert, auch wenn der Aufwand aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen mitunter etwas größer ist. Hier ist Expertenwissen besonders wichtig. Um für die Bürger noch besser und einfacher ansprechbar zu sein, haben wir vor einigen Wochen eine neue Infothek im Eingangsbereich des Rathauses geschaffen, die auch über die Mittagszeit offensteht. Diese neue Schnittstelle zur Verwaltung wurde von der Bevölkerung gut angenommen.

Dazu kommen Herausforderungen von Außen, zum Beispiel die Coronakrise oder die Klimakrise. Wie können Sie sich dafür besser wappnen?
Kaufmann
: Gerade solche Entwicklungen zeigen, wie wichtig eine gut funktionierende Stadt für die Bevölkerung ist. Auch während der Pandemie waren wir für die Dornbirnerinnen und Dornbirner ein wichtiger Ansprechpartner. Das Engagement der Mitarbeiter war beeindruckend – viele neue Leistungen wie die Betreuung von Teststraßen, Impfanmeldungen, das Ausfertigen von Zertifikaten oder zusätzliche Beratungen konnten damit schnell angeboten werden. Im Bereich Klimaschutz ist Dornbirn schon seit mehr als 25 Jahren aktiv: mit dem ersten Umweltleitbild Österreichs und einem umfangreichen Maßnahmenplan, dem Energie- und Umweltprogramm, das jährlich angepasst und mit neuen Projekten bestückt wird. Gerade hier ist es wichtig, konkret und nachhaltig aktiv zu sein. Wenn wir heute beispielsweise einen Großteil der benötigt Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen, hilft uns das in der aktuellen Situation und verringert die Abhängigkeit von anderen. Dornbirn wurde erst vor wenigen Wochen erneut mit dem „Energy Award“ in Gold ausgezeichnet. Das sind die Früchte unserer Klimapolitik über viele Jahre hinweg. Es muss uns aber auch klar sein, dass noch viel zu tun sein wird und wir auch in den kommenden Jahren in den Klimaschutz investieren müssen.

Außerdem gibt es auch in Dornbirn benachteiligte Menschen, etwa Menschen, die nicht viel Geld haben. Was wird für sie getan?
Kaufmann
: Die steigenden Preise sind für alle spürbar. Der Bund und das Land Vorarlberg versuchen, mit mehreren Angeboten die Auswirkungen dieser angespannten Situation abzufedern. Das ist auch wichtig. Für akute Notfälle gibt es ein funktionierendes System für die soziale Unterstützung, das jenen zur Verfügung steht, die Hilfe benötigen. Eine verstärkte Nachfrage ist derzeit zwar noch nicht spürbar, unsere Sozialabteilung ist aber vorbereitet und steht für Beratungen und notfalls benötigte Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die Stadt ist ebenso Veranstalterin, zum Beispiel im Kulturbereich. Wurde hier schon das Vor-Corona-Niveau erreicht?
Kaufmann: Nach mehr als zwei für viele bedrückenden Jahren der Pandemie haben die Menschen wieder Lust, sich zu begegnen und gemeinsam zu feiern. Wir alle freuen uns, dass dies wieder möglich ist. Ja, wir spüren, dass unsere Veranstaltungen wieder stark besucht werden. Die Angebote tragen dazu bei, die Stadt mit Leben und Freude zu füllen, aktuell beim kürzlich eröffneten Christkindlemarkt in der Innenstadt. Ebenso während der Markttage ist in Dornbirn viel los, auch weil die Menschen die Vorteile einer regionalen und nachhaltigen Versorgung während der Pandemie wieder mehr schätzen gelernt haben. Und genau das bieten der Markt, aber auch viele Geschäfte in der Innenstadt. Das regionale „Christkindle“ ist heuer besonders gefragt.

Die Stadt Dornbirn hat viele Arbeitnehmer. Kann sie derzeit offene Stellen besetzen?
Kaufmann: Mit rund 180 Berufsfeldern an 90 verschiedenen Standorten ist die Stadt eine äußerst vielseitige Arbeitgeberin. Die eigentliche Verwaltung macht nur einen kleinen Teil der rund 2100 Mitarbeitenden aus. Dass es attraktiv ist, für die Stadt zu arbeiten, zeigt sich bei den zahlreichen und qualitativ guten Rückmeldungen unserer Stellenausschreibungen. Freilich gibt es auch bei uns Bereiche, wo es nicht so einfach ist, Fachpersonal zu bekommen. Das sind wie überall im Land die Pflege und die Kinderbetreuung, aber auch hier hat sich herumgesprochen, dass die Stadt ein gutes Arbeitsumfeld, ein angenehmes Arbeitsklima und vor allem einen sicheren Arbeitsplatz bieten kann.

Wenn Sie die Lage insgesamt betrachten: Wird Bürgermeisterin sein einfacher oder schwieriger?
Kaufmann: Die Themen und Herausforderungen ändern sich, das Tempo und die Vielseitigkeit der Aufgaben nehmen eindeutig zu. Die Gesamtverantwortung ist dadurch sicher noch größer geworden. Die vergangenen Jahre haben von uns allen viel gefordert und auch vieles verändert. Die Pandemie scheinen wir, sofern es nicht neue Entwicklungen gibt, gut überstanden zu haben. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine sind spürbar und wir wissen auch nicht, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Wichtig ist für mich, dass wir den aktuellen Herausforderungen gemeinsam begegnen und die richtigen Schritte setzen. Das bedeutet auch, dass wir die Stadt positiv und nachhaltig weiter entwickeln müssen, zu­versichtlich in die Zukunft blicken und uns von den negativen Meldungen, die leider immer öfters in den Medien stehen, nicht entmutigen lassen. Alles, was wir an Positivem und Konstruktivem in unserem direkten Umfeld ­beitragen können, sollten wir auch tun; mit Freude und Zuversicht.

Welche Themen stehen bei Ihnen im Rathaus aktuell an?
Kaufmann: Da wir bereits mitten in der Planung für das kommende Jahr sind, ist die Erstellung des Voranschlags für 2023 ­aktuell die größte Herausforderung. Die Entwicklung der vergangenen Jahre ist an den Städten und Gemeinden nicht spurlos vorübergegangen, vor allem, was die budgetären Mittel betrifft. Die mit dem Bund verhandelte „Gemeindemillarde“ wird uns bei den Investitionen helfen. Bei den laufenden Ausgaben werden aber auch wir, wie viele andere Städte, Einsparungen vornehmen müssen. Die bereits begonnenen Projekte werden wir selbstverständlich fortführen.

Und noch eine Weihnachtsfrage: Worauf freuen Sie sich zurzeit am meisten?
Kaufmann
: Die Wochen und Tage vor Weihnachten sind wie jedes Jahr mit zahlreichen Terminen verplant. Vor allem die Zeit vor dem Beschluss des Budgets Mitte Dezember. Anschließend freue ich mich auf etwas mehr Zeit mit meiner Familie. Das traditionelle Keksebacken ist für uns eine schöne Vorbereitung auf die kommenden Feiertage, die wir gemeinsam genießen wollen. Darauf freue ich mich auch heuer ganz besonders.