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Bären und Pyramiden auf fremden Planeten

06.02.2023 • 12:17 Uhr
Die Nasa hat auf dem Mars ein Bärengesicht gefunden. <span class="copyright">Nasa</span>
Die Nasa hat auf dem Mars ein Bärengesicht gefunden. Nasa

Kürzlich hat ein Mars-Orbiter ein Bärengesicht am Mars fotografiert.

Die Nächte um den Vollmond eignen sich gut, die ganze Oberfläche näher anzuschauen. Im Winter steht der Vollmond hoch am Himmel. Betrachten wir den Trabanten mit freiem Auge oder durch ein Fernglas. Wir Europäer erkennen meist in den Formationen aus Mondebenen (den Meeren) und Kratern das Antlitz eines Menschen. In Ostasien werden dieselben Objekte als Hase interpretiert. Angeblich sieht man beim Blick auf den Vollmond in Westafrika ein Krokodil und in Südafrika eine Frau, die Brennholz trägt.

Mondblitze

Die Wahrnehmung mit unseren Augen ist das eine, was das Gehirn daraus macht, ist oft etwas ganz anderes und hängt vom Erfahrungshintergrund der Beobachter ab. Langjährige und ausdauernde Mondbeobachter berichten von Mondblitzen, die auch auf dem unbeleuchteten Mondteil zu sehen sind. Während kaum jemand annimmt, dass ein großer Hase auf dem Mond ist, werden die Blitze kontrovers diskutiert. Gibt es dort Gewitter oder lebt am Mond eine Zivilisation im Verborgenen und ihre Spiegel oder ihre Laser blitzen zur Erde?
Der Mond hat keine Atmosphäre und die zweite Hypothese setzt schon einen starken Hang zur Science-Fiction oder eine Freude an ausgefallenen (nicht wissenschaftlich begründbaren) Erklärungen voraus. Wahrscheinlich entstehen die Blitze durch Meteoriteneinschläge.

Marskanäle

Der Mars ist noch immer sehr hell und steht abends hoch am Himmel im Sternbild Stier. Auch im Fernglas erkennt man auf seiner Oberfläche keine Details. Derzeit ist er 138 Millionen Kilometer entfernt und hat nur zehn Bogensekunden Durchmesser. Der Winkeldurchmesser des Mondes ist 180 Mal größer. Mit einem guten Teleskop sind Verfärbungen und Jahreszeiten auf dem Mars nachweisbar. Die weißen Polkappen schmelzen und wachsen im jahreszeitlichen Rhythmus von zirka zwei Erdjahren. Der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli berichtete im Jahre 1877 von feinen Linienstrukturen und Rinnen auf dem Mars. Er bezeichnete sie in italienischer Sprache als „canali“.

In den folgenden Jahrzehnten wurden die Linien durch Beobachter in Nizza und in den USA bestätigt. Sogar bedeutende Astronomen wie Camille Flammarion und Percival Lowell betrachteten die Kanäle als Bauwerke von Marsianern, um Wasser von den Polen in trockenere Gebiete zu befördern. Bessere Fernrohre machten aus den Kanälen dunkle Flecken. Heute werden die Kanäle als optische Täuschungen aus Farb- und Schattenstrukturen, die mit schlechten Optiken beobachtet wurden, erklärt. Dennoch blühte die Science-Fiction-Branche auf. Das Hörspiel „Krieg der Welten“ von Orson Welles löste Panik in der Bevölkerung aus.

Pyramiden

Selbst als mehrere Raumsonden und Lander den Mars erkundet hatten, wuchsen die Phantasien über intelligentes Leben auf dem Nachbarplaneten weiter. Im Jahre 2015 fotografierte der Marsroboter „Curiosity“ Mars-Pyramiden. Das Marsgesicht des Viking Orbiters gelangte schon 1976 zu Berühmtheit. Aus anderen Blickwinkeln und mit höherer Auflösung der Bilder verwandeln sich die geheimnisvollen Gestalten in schnöde Gesteinsbrocken.

Psychologen wie Axel Kohler aus Münster meinen, dass optische Täuschungen eher der Normalfall sind. Es ist wie beim Blick in die Wolken, wenn Kinder und Erwachsene plötzlich Schafe und Schlösser am Himmel entdecken, erklärt Kohler. Das niedliche Teddybären-Gesicht, das ein Nasa-Roboter fotografiert hat, besteht aus zwei Kratern für die Augen und einem Hügel für die Schnauze. Da leuchtet es jedem ein, dass Teddybären auf dem Mars gleich häufig wie Hasen auf dem Mond sind.

Robert Seeberger