Der vergessene Feinstaub aus dem Kachelofen

Heizungen verursachen mehr Feinstaub als der Verkehr. Bei Holzöfen liegt das vor allem an unsachgemäßer Befeuerung. Auch alte Anlagen tragen zur Schadstoffbelastung bei.
Feinstaubwerte werden vor allem an stark befahrenen Verkehrsknotenpunkten wie der Feldkircher Bärenkreuzung gemessen. In smoggeplagten Städten wird deshalb regelmäßig über Fahrverbote diskutiert, wenn der Feinstaubgehalt in der Luft wieder einmal die zulässigen Grenzwerte überschreitet. Betrachtet man die Werte genauer, fällt aber auf, dass sie vor allem im Winter deutlich ansteigen. Gründe dafür sind der fehlende Regen, der ansonsten die Schadstoffe aus der Luft wäscht, sowie der auf den verschneiten Straßen ausgebrachte Streusplitt, der in trockenen Witterungsphasen zusätzlichen Staub abgibt. Zu den winterlichen Feinstauberzeugern zählen aber auch die sogenannten Feststoffheizungen – früher häufig Koks- und Kohleverbrenner, heute in der Regel Kachel- oder Schwedenöfen
Anstieg bei Holzheizungen
Im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren bei Kraftfahrzeugen, deren Feinstaubausstoß sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert hat, brennt das Holz im Kachelofen noch wie vor 10.000 Jahren am Lagerfeuer. Im vergangenen Jahr haben Holzheizungen durch den Krieg in der Ukraine zusätzlich an Attraktivität gewonnen: Sie verbrennen einen nachwachsenden Rohstoff und versprechen Unabhängigkeit gegenüber Gaslieferungen und Stromversorgung.
Während die Zahl der Haushalte, die primär mit Holz heizten, zwischen 2003/04 und 2019/20 österreichweit von 17,3 Prozent leicht auf 16,8 Porzent sank, legte sie in Vorarlberg von 18,3 auf 19,2 Prozent sogar zu. Das Einbauverbot für Gas- und Ölheizungen und Probleme bei der Versorgungssicherheit mit diesen Rohstoffen werden den Anteil von Holzheizungen in Zukunft wohl weiter steigen lassen.
Verbot in Graz
Hausheizungen trugen 2017 bundesweit 26,3 Prozent zur Feinstaubbelastung bei, der Verkehr hingegen nur 15,7 Prozent. Die steirische Landesregierung hat den Einbau von Zweitöfen, die mit Feststoffen beheizt werden, im Großraum Graz bereits 2007 verboten. Graz gilt aufgrund des von seiner Kessellage begünstigten häufigen Smogs als Sanierungsgebiet in Sachen Luftgüte.
Vom Menschen selbst befeuerte Öfen und alte Anlagen wie Allesbrenner sind im Heizungsbereich die größten Feinstaubemittenten. Während in Deutschland alte Holzöfen getauscht werden müssen, gibt es solche Regelungen bei uns nicht.
Durch das richtige Anheizen kann bei Holzöfen der Schadstoffausstoß jedoch deutlich reduziert werden. Wichtig ist, das Holz von oben abbrennen zu lassen, mindestens drei Jahre und richtig getrocknetes Holz zu verwenden.
Positiver Trend
Laut Umweltbundesamt hat sich die PM-2,5-Feinstaubkonzentration (siehe Factbox) in Österreich seit 1990 mehr als halbiert. Zwischen 2000 und 2014 nahm auch der Feinstaubausstoß durch Kleinverbraucher, zu denen häusliche Heizungen zählen, um 26 Prozent ab. Allerdings lag das auch am Umstieg auf Gasheizungen, die emissionsärmer als Holzöfen sind, nun aber aus Klimaschutzgründen verboten werden. Der Rückgang war besonders im Burgenland, Niederösterreich und Salzburg groß: „Dies ist zum einen auf den rückläufigen Einsatz von Kohle und Kohleprodukten und zum anderen auf den Rückgang von traditionellen Holzeinzelöfen zurückzuführen“, so das Umweltbundesamt.
Der Einfluss von Holzheizungen auf die Feinstaubbelastung ist unmittelbar messbar: 2013 verzeichnete das Umweltbundesamt erhöhte Werte in Wien, weil dort vermehrt Zentralheizungen mit Holz eingebaut worden waren. Feinstaubärmer sind Hackschnitzel- und Pelletsheizungen. Letztere erzeugen im Schnitt sechs Mal weniger Feinstaub als ein Schwedenofen.
Die Umweltbehörde untersuchte auch den Winter 2016/17 und stellte in keinem anderen Bundesland so hohe Schwankungen des Feinstaubausstoßes durch Heizungen fest, wie in Vorarlberg. Er stieg aufgrund der Kälte um 11,7 Prozent an, in Tirol hingegen nur um 2,8 Prozent. Allerdings blieb der Feinstaubwert im Ländle trotz Schwankungen insgesamt verhältnismäßig niedrig, was das Umweltbundesamt auf den steigenden Anteil der Fernwärme zurückführte.
Viele Faktoren
Dass Vorarlberg auch im Sommer vergleichsweise gute Feinstaubwerte aufweist, liegt nicht nur an den dann kalten Holzöfen, sondern auch an der Landwirtschaft. Sie macht österreichweit einen ebenfalls oft unterschätzten Anteil an den Emissionen aus und spielt bei uns eine geringere Rolle.
Für Ausreißer bei den Messungen können auch Phänomene wie Silvesterfeuerwerke und Funken führen, aber auch sehr lokale Einflüsse wie die Baustelle des „Bärahus“ in Feldkirch, die unmittelbar neben der Messstation an der Bärenkreuzung lag und für die beiden Perioden hoher Feinstaubkonzentrationen verantwortlich war, die in der Grafik zu sehen sind.