Unterhaltsame Selbstfindung

Verspätetes Coming-of-Age eines Mannes, der im heimatlichen Österreich als Verlierer abgestempelt ist und in der Ägäis seinen Frieden findet. Ab heute im Kino.
Kabarettist Thomas Stipsits ist der Wiener Hotelerbe Johannes, der unter der Knute seiner dominanten Mutter Christine (Mona Seefried), des nicht minder geschäftstüchtigen Vaters Friedrich (Erwin Steinhauer) und seiner Verlobten Julia (Katharina Straßer) steht. Erst ein Brief aus Griechenland rüttelt den in sich Gefangenen auf: Sein bis dato geheimgehaltener leiblicher Vater hat ihm auf einer griechischen Insel eine Immobilie hinterlassen. Kurzentschlossen macht sich der sonst so Entschlussscheue gen Süden auf. Aber auch dort ist nicht alles eitel Sonnenschein. Johannes gerät zwischen die Fronten der Inselbevölkerung, scheinen doch Bürgermeister Ilias (Kostas Antalopoulos) und seine Gegenspielerin Rina (Claudia Kottal) ganz eigene Pläne mit dem Grundstück zu haben. Sie verstricken den gutgläubigen Erben in komplexe Lügenkonstrukte. Letztlich ist es an Johannes, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und den eigenen Weg zu gehen.
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Fröhlicher Klamauk
Im Drehbuch, für das Stipsits mitverantwortlich zeichnete, liegen somit Melancholie und Komik nah beieinander. Und tatsächlich fällt die Tonalität unter der Doppelregie von Eva Spreizhofer und Claudia Jüptner-Jonstorff stellenweise etwas dunkler aus als im handelsüblichen Kabarettfilm. Wenngleich nicht jede Szene auf Schlusspointe angelegt ist, dominiert aber letztlich dennoch der fröhliche Klamauk. Papas Asche wird im Joghurtbecher transportiert, Hunde kotzen in Autos, und auf jede Aussage a la „Mache ich sicher nicht!“ folgt verlässlich der Schnitt auf die Situation, in der eben das getan wird. „Griechenland“ ist mithin kein Ausbund an Subtilität, offeriert aber immer wieder charmante Sequenzen. Die Diagonale-Schauspielpreisträgerin Margarethe Tiesel darf mit Andreas Vitasek ein dauergeiles Pärchen geben, und Kathi Straßer ist ungeachtet der jüngst publik gemachten Trennung des Schauspielerpaares eine selbstbewusste Gespielin an der Seite von Thomas Stipsits. Somit ist „Griechenland“ keine moralinschwere Erzählung von der Selbstfindung eines Mannes geworden, sondern ein unterhaltsames Stück heimischen Kinos voller Metaxa und Sonnenschein, mit dem sich die kalte Jahreszeit gut überbrücken lässt.
