Allgemein

Nach Homeschooling kamen Ängste

01.04.2023 • 07:00 Uhr
Kinder der Volksschule besuchten zwischen dem 1. Jänner 2020 und dem 20. Mai 2021 nur 75 Tage die Schule.<span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Kinder der Volksschule besuchten zwischen dem 1. Jänner 2020 und dem 20. Mai 2021 nur 75 Tage die Schule.Klaus Hartinger

75 Tage Präsenzunterricht innerhalb eines Jahres. Hat das Folgen bei Vorarlbergs Schülern hinterlassen?

Homeschooling oder Distance Learning – Begriffe, die den Fernunterricht während der Coronapandemie an Öster­reichs Schulen beschreiben. Innerhalb weniger Tage musste sich ganz Österreich auf eine neue Lebensrealität einlassen. Gesundheitseinrichtungen und Unternehmen des täglichen Bedarfs blieben geöffnet, alles andere befand sich im Lockdown, so auch Österreichs Schulen. Vom 1. Jänner 2020 bis zum 20. Mai 2021 verbrachten die Kinder der Volksschulen sowie der Unterstufe in weiterbildenden Schulen 14 Wochen im Fernunterricht. Zusätzlich gab es von Mai 2020 bis zum Sommerferienbeginn weitere sieben Wochen im Schichtbetrieb, sprich die Klassengrößen wurden minimiert. Zählt man alle Tage zusammen, an denen Kinder zwischen der ersten und achten Schulstufe die Schule besucht haben, kommt man auf insgesamt nur 75 Präsenztage.

An Kärntner Schulen fand man nun im Nachgang heraus, dass diese Zeit der fehlenden sozialen Kontakte nachhaltig Spuren im Schulalltag hinterlassen hat. So gab es im Jahr 2022 so viele Suspendierungen an Kärntner Schulen wie noch nie zuvor.

Schulverweise in Vorarlberg

Auch in Vorarlberg hat das Distance Learning offenbar hinreichende Folgen, mehr Schulverweise gab es im Schuljahr 2021/22 aber nicht, wie die Sprecherin der Bildungsdirektion Elisabeth Mettauer-Stubler gegenüber der NEUE bestätigte. Im vergangenen Schuljahr gab es im Land 78 Suspendierungen. „Zum Vergleich: In den drei Jahren vor Corona waren es zwischen 68 und 97“, meint sie.

Elisabeth Mettauer-Stubler ist die Sprecherin der Bildungsdirektion.<span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Elisabeth Mettauer-Stubler ist die Sprecherin der Bildungsdirektion.Klaus Hartinger

Dennoch sei festzustellen, dass es bei vielen Kindern psychische Auffälligkeiten seit der Schulrückkehr zu beobachten gibt. „Laut Schulsozialarbeit werden bei einzelnen Schülerinnen und Schülern vermehrt Verhaltensauffälligkeiten be­obachtet“, so Mettauer-Stubler. Darunter fallen aggressives Verhalten, Konzentrationsprobleme, Ängste, sozialer Rückzug und Antriebslosigkeit. Zudem falle es den Kindern schwer, sich in ihrer Freizeit selbst zu beschäftigen.

Die Bildungsdirektion Vorarl­berg sieht aber auch positive Auswirkungen der Pandemie. „Insgesamt hat das Bewusstsein für das psychosoziale Befinden von Kindern und Jugendlichen durch die Pandemie zugenommen“, heißt es von offizieller Seite. Unterstützungsangebote seien ausgebaut worden und man könne nun rasch auf Auffälligkeiten reagieren.

Schulpflicht

In Österreich gibt es keine Schulpflicht, sondern lediglich eine Unterrichtspflicht. Nach dem Staatsgrundgesetz Artikel 17 ist es Eltern erlaubt, ihre Kinder daheim zu unterrichten. Auch die Matura kann im Rahmen einer Externistenprüfung abgelegt werden.

Häuslicher Unterricht

In Österreich gibt es keine Schulpflicht, sondern eine Unterrichtspflicht für alle Kinder ab dem sechsten Lebensjahr für insgesamt neun Schuljahre. Im Staatsgrundgesetz ist in Artikel 17 geregelt, dass Kinder auch zu Hause unterrichtet werden dürfen. Damit das funktioniert, müssen die Erziehungsberechtigten vor Beginn des Schuljahrs eine Anzeige bei der Bildungsdirektion machen, dass ihr Kind der Schule fern bleibt und stattdessen daheim beschult wird. Um den Lernerfolg zu kontrollieren, müssen die betroffenen Kinder am Ende des Schuljahrs eine sogeannnte „Externistenprüfung“ ablegen. „Werden keine Externistenprüfungen abgelegt und somit kein positives Zeugnis bei der Bildungsdirektion eingereicht, ist der Schüler oder die Schülerin verpflichtet, im darauffolgenden Schuljahr die Schulstufe in einer öffentlichen Schule zu wiederholen“, heißt es von Staatsseite. Nach der Coronapandemie hat die Zahl der Kinder, die sich im häuslichen Unterricht befinden, erhöht. Dennoch ist die Zahl in Vorarlberg über das gesamte Schuljahr betrachtet rückläufig. Während es zu Beginn des laufenden Jahres noch 190 Kinder waren, befinden sich derzeit noch 150 Kinder daheim.