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Wie stark Vorarlberg in zehn Jahren gealtert ist

10.04.2023 • 22:30 Uhr
Alterung Vorarlberg
Alterung Vorarlberg

Die Bevölkerungsstruktur hat sich in vielen Gemeinden in den letzten zehn Jahren verändert.

Vorarlberg ist in den vergangenen Jahren sichtbar älter geworden, das zeigen die Zahlen der Landesstelle für Statistik sowie der Statistik Austria: Waren im Jahr 2012 noch 35,6 Prozent der Bevölkerung (Personen mit Hauptwohnsitz in Vorarlberg) unter 30 Jahre alt, sank ihr Anteil innerhalb von zehn Jahren auf 33,1 Prozent. Dafür stieg das Alterssegment der Über-60-Jährigen im selben Zeitraum im ganzen Land von 21,3 auf 24,6 Prozent.

Nur eine Gemeinde ohne Anstieg

Nur eine Gemeinde ohne Anstieg. Besonders stark ging die Zahl der Einwohner im Alter über 60 in Viktorsberg nach oben – nämlich von 18 auf 28,2 Prozent. Die Gemeinde verzeichnete so mit 8,2 Prozentpunkten plus den höchsten Anstieg in dieser Altersgruppe. Starke statistische Schwankungen haben häufig auch mit der Zahl der Fälle zu tun: In Absoluten Zahlen wurden aus 69,8 Hauptwohnsitzen von Über-60-Jährigen Viktorsbergern (siehe Infobox) im Jahr 2012 letztlich 113,75 im Jahr 2022.

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Der Trend zur alternden Bevölkerung ist allerdings landesweit feststellbar. In einer einzigen Gemeinde gab es in den letzten zehn Jahren einen prozentuellen Rückgang dieser Altersgruppe: In Fontanella stieg die Zahl der Über-60-Jährigen mit Hauptwohnsitz zwar von 82 auf 85,5 – durch das noch höhere Bevölkerungswachstum im Ort sank ihr Anteil an den Einwohnern aber von 19,2 auf 18,1 Prozent.

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Jung, aber mit Einwohnerschwund

Der Bevölkerungszuwachs der letzten Jahre ist auf den Zuzug zurückzuführen. Am meisten Fremde, das sind Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, lebten 2022 in Mittelberg. Im Kleinwalsertal, wo sich viele Deutsche angesiedelt haben, liegt der Ausländeranteil mittlerweile bei 49,4 Prozent. Danach folgen mit großem Abstand Brand (28,1 %), Bludenz (27,8 %), Lochau (25,8 %), Feldkirch (23,9 %) und Bludesch (22,7 %). In 75 der 96 Gemeinden liegt der Ausländeranteil über zehn Prozent, 2012 waren es noch 45 Gemeinden gewesen. Mit 5,2 Prozent leben die wenigsten Fremden in Buch.

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Die Vorarlberger bekommen aber auch noch Kinder. Sehr jung ist die Bevölkerung beispielsweise in Sonntag: Mit 43,5 Prozent leben dort verhältnismäßig die meisten Unter-30-Jährigen im ganzen Land. Das ist vor allem für diese Gemeinde ein positives Zeichen für die Zukunft, musste sie doch bei der Bevölkerungsentwicklung der letzten zehn Jahre Verluste hinnehmen: Nur eine Gemeinde hatte zwischen 2012 und 2022 mit einem höheren Bevölkerungsrückgang zu kämpfen als Sonntag. Die Zahl der Hauptwohnsitze im Jahresschnitt sank dort um 6,3 Prozent, von 683,5 auf 640,75.

Nur in St. Anton im Montafon rutschte die Einwohnerentwicklung durch Tod und Abwanderung mit 7,2 Prozent noch deutlicher ins Minus. Neben diesen beiden Gemeinden verloren auch noch Schröcken (-6,4 %), Mellau (-4,6 %), Klösterle (-2,4 %), Kennelbach (-1,2 %), Klaus (-0,4 %) und Stallehr (-0,1 %) Einwohner.

Junger Wald, alte Skiorte

Die Liste der Regionen mit verhältnismäßig vielen jungen Einwohnern wird insgesamt sehr stark vom Bregenzerwald dominiert. Bezau, Andelsbuch, Reuthe und Schnepfau gehören zu den zehn Gemeinden mit dem höchsten Anteil an Einwohnern unter 30 Jahren. Unter den sechs größten Gemeinden liegt Lustenau an der Spitze, wo 36,9 Prozent der Einwohner jünger als 30 sind, gefolgt von Hohenems (36,5 %), Dornbirn (35,3 %), Feldkirch (34,9 %), Bregenz (34,1 %) und Bludenz (33,8 %). Am geringsten ist der Anteil der Unter-30-Jährigen in Lochau. Im Pensionistenparadies für wohlhabende Deutsche sind nur 29,7 Prozent der Einwohner unter 30 Jahre alt. Dafür hat Lochau zusammen mit Schruns mit 30,8 Prozent, den höchsten Anteil an Über-60-Jährigen im Land. Eher alt sind auch die Skiorte Lech, Brand, Tschagguns, St. Gallenkirch und Gaschurn. Auch Kennelbach gehört mit 29,9 Prozent der Einwohner über der Altersmarke von 60 Jahren zu den geriatrischen Spitzenreitern.

Das Dorf der alten Männer

Eine überalternde Bevölkerung ist aber nicht nur in Tourismusorten vorzufinden. Auch strukturschwächere Gemeinden haben damit zu kämpfen. Bei Dünserberg stellt sich angesichts der Zahlen die Frage nach der strukturellen Überlebensfähigkeit: Sie ist mit 147 Einwohnern im Jahr 2022 nicht nur die kleinste Gemeinde im Land, sondern auch eine der ältesten. Insgesamt sind 13,4 Prozent der Einwohner älter als 75 – mehr als in jeder anderen Gemeinde. Landesweit macht diese Altersgruppe nur sieben Prozent aus. Die Größe der Gemeinde ist hier weniger das Problem: In der viertkleinsten Gemeinde Stallehr sind es mit vier Prozent Über-75-Jährigen jedenfalls so wenige Alte wie sonst nirgends in Vorarlberg.

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Dünserberg ist aber nicht nur alt, sondern auch die Gemeinde mit dem geringsten Frauenanteil. 2022 waren es nur 45,1 Prozent.

Zählweise

Gezählt werden Hauptwohnsitze von Staatsbürgern und Fremden im Jahresdurchschnitt. Zieht jemand mit 30. Juni aus einer Gemeinde fort oder stirbt, wird er statistisch mit dem Wert 0,5 erfasst. Die Werte werden auf Quartale gerundet.