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Kommunikation und Rechte von Pflanzen

03.05.2023 • 19:29 Uhr
Einige der Künstlerinnen und Künstler. <span class="copyright">Sandra Maier/Kunstmuseum Liechtenstein</span>
Einige der Künstlerinnen und Künstler. Sandra Maier/Kunstmuseum Liechtenstein

Heute Abend eröffnet das Kunstmuseum Liechtenstein die neue Ausstellung „Parlament der Pflanzen II“.

Die vielen Künstlerinnen und Künstler haben sich auf sehr unterschiedliche und vielfältige Weise mit den Pflanzen als Lebewesen auseinandergesetzt und auch das Zusammenleben von Mensch und Pflanze betrachtet. Bereits mit „Parlament der Pflanzen I“ (2020/21) habe das Museum versucht, den Betrachtern ein neues Verständnis für Pflanzen zu ermöglichen. „Parlament der Pflanzen II“ führt diese Auseinandersetzung fort.

Haltung

„Es gibt viele philosophische theoretische Ansätze, die zeigen, dass wir von unserem anthropozentrischen Denken ein bisschen wegkommen sollten“, sagt Letizia Ragaglia bei der gestrigen Pressekonferenz. Für die Direktorin sei „Parlament der Pflanzen II“ auch ein Zeichen der Haltung des Kunstmuseums Liechtenstein. Wie die Kuratorin Christiane Meyer-Stoll beschreibt, wollte man in den komplexen und vielfältigen Werken vor allem zwei Kernfragen behandeln: „Wie können wir zu einem symbiotischen Zusammenleben mit menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen gelangen?“ und „Wie können wir die Natur schützen und ihr die Eigenrechte zugestehen?“. Dabei wird auch die politische Bedeutung einzelner Pflanzen thematisiert.

Fotografien von Thomas Struth. <span class="copyright">Sandra Maier/Kunstmuseum Liechtenstein</span>
Fotografien von Thomas Struth. Sandra Maier/Kunstmuseum Liechtenstein


In „Parlament der Pflanzen“ wird aus naturwissenschaftlicher Sicht „das außergewöhnliche Wesen der Pflanzen“ künstlerisch verarbeitet, aber ebenso das Wissen indigener Kulturen über die Natur beleuchtet. Sehr umfangreich und vielseitig werden die Arbeiten durch unterschiedliche Medien und Techniken präsentiert. Von Herbarien über Druckgrafiken zu sonderbaren Installationen zeigt das Museum auch einige Videoarbeiten und unter anderem einen Einblick ins Forschungsprojekt „Plants_Intelligence“, in der durch Messdaten visualisiert wird, wie der Wald mittels Duftstoffen und chemischen Stoffen kommuniziert.

Die Rechte der Wälder

Im ersten Raum werden in großformatigen Fotografien die mächtigen Wälder aus allen Teilen der Erde gegenübergestellt. Der Fotograf Thomas Struth zeigt die üppig wuchernde Vegetation urwüchsiger Wälder klar und unspektakulär, um einen Moment der Stille zu generieren. Mit Wäldern beschäftigt sich auch Ursula Biemann in den Videoinstallation „Forest Law“, in der sie zu den Regenwäldern des Amazonasgebiets in Ecuador führt.
Ein eingebauter Hochstand widmet sich übergreifend dem Recht der Pflanzen. Dabei kommen einerseits philosophische Aspekte zur Sprache, es wird aber auch dargestellt, wie die Natur in den rechtlichen Bestimmungen und Verordnungen verankert ist.

Einblick in "Parlament der Pflanzen II" <span class="copyright">Sandra Maier/Kunstmuseum Liechtenstein</span>
Einblick in "Parlament der Pflanzen II" Sandra Maier/Kunstmuseum Liechtenstein


Manche Künstler machen ganz spezifische Aspekte der Natur begreifbar, wie beispielsweise Jochen Lempert, der in „Helle Kammern“ die Räume von Pflanzen darstellt, die teilweise von Bienen als Aufwärm­orte genutzt werden. Andere verarbeiten in ihren Kunstwerken auch tiefgründige oder kritische Gedanken. Zheng Bo etwa thematisiert die körperliche Adaptionsfähigkeit der Pflanzen und eine ökologische Sensibilität für das Verhältnis von Zeit.

„Politik der Pflanzen“

Wieder andere beschäftigen sich vor allem mit den Veränderungen durch den Eingriff des Menschen in die Natur. Diese Faktoren lassen sich auch in „Politik der Pflanzen“ wiederfinden. Diese „Ausstellung in der Ausstellung“ hat die Kuratorin Linda Schädler aus der grafischen Sammlung der ETH Zürich zusammengestellt. Dabei wird das Verhältnis von Mensch und Pflanze künstlerisch aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen. Auch historische Phänomene sowie Fragen zur Kolonial- und Zeitgeschichte sollen dargestellt werden.
Besonders eindrücklich stechen die Arbeiten von Monica Ursina Jäger in der grünen Farbe des aus Pflanzen gebildeten grünen Farbstoff Chlorophyll hervor. Die Künstlerin hat die besondere Entstehung des Stadtstaats Singapur in „Shifting Topographies“ künstlerisch umgesetzt.

Unterschiedliche Werke. <span class="copyright">Sandra Maier/Kunstmuseum Liechtenstein</span>
Unterschiedliche Werke. Sandra Maier/Kunstmuseum Liechtenstein

Neben der Symbiose von Mensch und Natur in „Parlament der Pflanzen II“ wird in der Hilti Art Foundation auch eine „Symbiose aus Farben und Linien“ präsentiert, beschreibt Kurator Uwe Wieczorek. Der Künstler Paco Knölller malt und zeichnet vor allem mit Ölkreide aus verschiedenen Kontinenten und lässt die Linien je nach Vorstellung wandern. Während ältere Arbeiten aus den 80er-Jahren die menschliche Existenz direkt thematisieren, nehmen die neueren Werke abstraktere Formen an. Knöller beschäftigt sich in seinen Werken mit Wirklichkeitserfahrungen und bringt den Menschen in Zusammenhang mit der anorganischen und organischen Welt.


„Parlament der Pflanzen II“: bis 22. Oktober; „Paco Knöller. Unter mir der Himmel“ mit Werken aus der Hilti Art Foundation: Sonntag bis 15. Oktober.