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Für wen das kalt-feuchte Frühjahr gut war

10.06.2023 • 10:00 Uhr
Der Schädling in einem Gang, den er in den Stamm einer Fichte gefressen hat. <span class="copyright">APA/ZB/Klaus-Dietmar Gabbert</span>
Der Schädling in einem Gang, den er in den Stamm einer Fichte gefressen hat. APA/ZB/Klaus-Dietmar Gabbert

Der kalte und verregnete Frühling war zumindest für Waldbesitzer ein Segen.

Der Winter spielt eigentlich keine so große Rolle, wie man vielleicht glaubt. Auch wenn die kalte Jahreszeit von eisigen Temperaturen und Schnee dominiert wird, wird die Population nicht wesentlich dezimiert, erklärt der Fachmann. Die Rede ist vom Borkenkäfer, dessen verschiedene Arten immer wieder für massive Schäden in Wäldern sorgen. Hierzulande sind es vor allem der Buchdrucker (siehe dazu auch Grafik) und der Kupferstecher, die besonders verbreitet und gefürchtet sind.

Für wen das kalt-feuchte Frühjahr gut war
Entwicklungsstadien des Borkenkäfers. apa

Beide Arten neigen zu einer Massenvermehrung und befallen vor allem die in Vorarl­berg häufig vorkommenden Fichten, erläutert Thomas Ölz, Bereichsleiter Forst in der Landwirtschaftskammer Vorarlberg. „Jeder Baum hat seine eigenen Käfer“, so der Experte, wobei die ansonsten im Land auftretenden Borkenkäfer keine so großen Schäden anrichten wie die beiden vorher genannten.

Forstexperte Thomas Ölz von der Landwirtschaftskammer.  <span class="copyright">LK Vorarlberg</span>
Forstexperte Thomas Ölz von der Landwirtschaftskammer. LK Vorarlberg

„Entscheidend für das Auftreten und die Verbreitung des Schädlings ist das Frühjahr. Und das war heuer, was den Borkenkäfer angeht, sehr gut“, sagt Ölz. Dass es bis nahezu Ende Mai kalt und feucht gewesen sei, sei „hervorragend“, zeigt sich zumindest der Forstexperte in Bezug auf den diesjährigen Frühling begeistert. Ausgerottet sei der Käfer dadurch zwar nicht worden, aber es hätte keine Massenvermehrung stattgefunden.

Dennoch empfiehlt Ölz den Waldbesitzern, vorsichtig zu sein und genau zu kontrollieren. Das Problem bei diesem Schädling sei nämlich seine massenhafte Vermehrung. „Wenn die losgeht, bekommt man sie nicht mehr in den Griff“, erklärt der Experte. Das sei derzeit in Süd- und Osttirol der Fall, hierzulande glücklicherweise nicht.

“Wenn eine Massenvermehrung bei den Käfern losgeht, bekommt man sie nicht mehr in der Griff.”

Thomas Ölz, Bereichsleiter Forst in der Landwirtschaftskammer

Die magische Grenze für den Borkenkäfer liegt laut Fachmann bei 16 Grad. Oberhalb dieser Temperatur fange er an zu fliegen und sich zu verbreiten. Heuer sei das lange nicht möglich gewesen, sodass Ölz hofft, dass in diesem Jahr eine Generation weniger die heimischen Wälder befällt.

Jungkäfer auf einem Baum.  <span class="copyright">LK/Ölz</span>
Jungkäfer auf einem Baum. LK/Ölz

„Wenn es in einem Jahr drei Generationen gibt, haben wir ein Problem“, informiert der Forstexperte, „wenn es nur eineinhalb bis zwei Generationen sind, ist die Masse einfach nicht so groß.“ Bei einer großen Anzahl an den Schädlingen würden auch gesunde Bäume befallen und nicht nur geschwächte. Ein gesunder Baum würde sich zwar mit Harz wehren, allerdings funktioniere das auch nur bis zu einer gewissen Menge an Käfern. Dann ist auch er ihm ausgeliefert.

Ein Borkenkäfer krabbelt über die Unterseite einer Fichtenrinde. <span class="copyright">APA/dpa/Roland Weihrauch</span>
Ein Borkenkäfer krabbelt über die Unterseite einer Fichtenrinde. APA/dpa/Roland Weihrauch

Derzeit ist die Wettersituation für die Vermehrung der Borkenkäfer allerdings gut – warm und trocken, da die Käfer auch Feuchtigkeit nicht besonders mögen. Im Anfangsstadium sei es oft nicht so leicht, erste Schäden zu erkennen, sagt Ölz. Umso wichtiger sei es deshalb, genau zu schauen und den Wald im Auge zu behalten, betont er.

Noch etwas kommt bei der Borkenkäfer-Problematik mittlerweile erschwerend hinzu. Und einmal mehr liegt die Ursache dafür im Klimawandel mit seinen steigenden Temperaturen. „Die Käfer kommen jetzt immer höher hinauf“, informiert der Fachmann. „War früher ab 1000 Meter fertig, so findet man sie jetzt schon auf 1400, 1500 Meter Höhe.“