Ein Blick auf Vorarlberg – Heute vs. Damals Teil 1
Ein Blick auf Tosters
Landschaften verändern sich und bleiben doch oft erstaunlich konstant. Die NEUE stellt in einer Serie Vorarlberg in Luftaufnahmen vor, hier mit einem Blick auf Feldkirch-Tosters.
Die zunehmende Be- und Zersiedelung des Rheintals lässt sich anhand des Feldkircher Ortsteils Tosters gut beobachten. Auf dem oberen Luftbild aus den 1950ern sind nordöstlich das Pümpel-Areal zu erkennen. Auf dem Gelände der heutigen Vorarlberghalle befindet sich damals noch ein Fußballplatz. Abseits des Ortskerns, südwestlich in Richtung Liechtenstein, ist die damals noch neue Erikasiedlung zu erkennen. Auch in der Böschenmahdstraße, am Grudella- und am Kreuzäckerweg stehen bereits einige neue Siedlungshäuser.
Am Kapfweg ist noch ein bis in den Talboden wachsender Wald erkennbar. Das Industriegebiet ist nach Südwesten hin noch unerschlossen. Die alte Vereinigungsbrücke und die Eisenbahnbrücke über die Ill gibt es bereits. Erst auf dem Bild aus dem Jahr 2020 ist auch die in den 90ern errichtete, neue Vereinigungsbrücke zu sehen.


Ein Blick auf den Alten Rhein
Nach der Fertigstellung des Diepoldsauer Durchstichs wurde der frühere Flusslauf des Rheins entlang der Staatsgrenze vom neuen Flussbett abgetrennt. Danach begann ein intensiver Kiesabbau, der zur Absenkung des Grundwasserspiegels und zur Verlandung führte. Auf der Luftaufnahme aus den 1950ern ist diese deutlich zu erkennen. Der Alte Rhein bestand damals am Grenzübergang Hohenems nur noch aus einzelnen Tümpeln, umgeben von weißen Schotterbänken. Durch diverse Maßnahmen – so wurde 1993 ein Grundwasserriegel eingezogen – hat sich die Lage wieder gebessert.
Im Vergleich stechen auf dem Bild aus dem Jahr 2020 das Wachstum von Diepoldsau und Hohenems, die Autobahn und die Ansiedlung neuer Betriebe rund um den Kreisverkehr ins Auge. Auf Schweizer Seite wurden außerdem die Feldereinteilung sowie die Wegführung begradigt.


Ein Blick auf die Bolgenach
Der Speicher Bolgenach wurde 1979 errichtet und staut das Wasser des gleichnamigen Baches zur Stromerzeugung auf. Über einen sechs Kilometer langen Druckstollen wird das Wasser zum Kraftwerk Langenegg geleitet und schließlich in die Bregenzer Ach gespült.
Auf der Luftaufnahme aus den 1970ern sieht man den kleinen Stausee noch nicht. Dafür ist gut erkennbar, dass das Tal der Bolgenach an dieser Stelle ursprünglich tief war und von Bäumen und Büschen gesäumt wurde. Im Süden sind die Ausläufer von Hittisau zu sehen. Im Verlgleich zum älteren Bild zeigt jenes aus dem Jahr 2020 einige Häuser mehr. Auch das Abfallzentrum und einige Betriebe sind nordwestlich des Speichers hinzugekommen. Gut zu sehen ist auch der Weg, der von der Speichermauer zum Bachbett hinabführt. Die Waldfläche hat sich über 50 Jahre hinweg kaum verändert.


Ein Blick auf Fußach
Die starke Zersiedelung und mangelnde Verdichtung vieler Ortschaften zeigt sich am Beispiel Fußachs besonders deutlich. Während in den 60ern und 70ern am Ortsrand Einfamilienhäuser entstanden, blieben bis heute etliche Felder zwischen diesen und dem Zentrum unbebaut. Mancherorts ragen Häuser auch außerhalb der Ringstraße „Herrenfeld“ bis ins Ried hinaus.
Straßen, Felder und Kanäle sind im Vergleich der Bilder aus den 1950ern und dem Jahr 2020 weitgehend gleichgeblieben. Nur die heutige L 202 nimmt nun eine Kurve um den Dorfkern. Auf dem oberen Bild ist die Vorvorgängerin der heutigen Rheinbrücke zu sehen. Die untere Aufnahme zeigt noch die kürzlich ersetzte Brücke. Vom Baumbestand unterhalb des rechten Rheindamms sind heute nur noch eine Hand voll Exemplare erhalten. Die Pflanzung fand sich schon auf Luftbildern aus den 30ern.


Ein Blick auf Schildried
Selten ist es der Fall, dass man auf einem älteren Luftbild von Vorarlberg mehr Bauwerke sieht als auf einem jüngeren. In den 1960ern wurden in der Göfner Parzelle Schildried Wohnhäuser gebaut. Die Lage direkt an der Ill sollte sich beim Hochwasser 2005 als fatal erweisen. Der Ortsteil wurde überflutet. Die Landesregierung beschloss die Absiedlung und ließ fast 20 Gebäude und Nebengebäude abtragen.
Die Aufnahme aus dem Jahr 2005 entstand nach dem Hochwasser im August. Man sieht darauf die mit Sediment überschwemmte Römerstraße. Die früher grünen Gärten und Wiesen im Schildried sind grau. 15 Jahre später sind alle Gebäude südlich der Berggasse abgerissen. Rechts unten an der Ill steht nur noch ein quadratischer Grundwasserbrunnen. Links sieht man die neue Straße, die zur Aushubdeponie Siegberg führt.

