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Die Königin der Insekten

21.06.2023 • 09:20 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Bienenzüchten will gelernt sein – das Ehepaar Bolter kennt sich dabei aus. <span class="copyright">Hartinger</span>
Bienenzüchten will gelernt sein – das Ehepaar Bolter kennt sich dabei aus. Hartinger

Erwin Bolter ist Obmann des Bienenzuchtvereins Koblach-Meiningen. Gemeinsam mit seiner Frau Melitta bereitet er gerade eine neue Bienengeneration vor.

Erwin Bolter richtet kleine Begattungskästchen aus Styropor her, dabei arbeitet er mit seiner Frau Melitta Hand in Hand. Die beiden sind ein eingespieltes Team, sie eint seit vielen Jahren dasselbe Hobby: Bienen. „Sie ist meine Königin“, witzelt Erwin Bolter in Richtung seiner Frau, die lachend abwinkt. In den Kisten, die die beiden vorbereiten, sollen jeweils etwa 350 Bienen neue Königinnen ausbrüten. Die Bienen werden die angehenden Königinnen füttern mit Gelee Royal, einem besonders hochwertigen Futter, das sie aus ihrem gesammelten Nektar machen. Sie werden dafür sorgen, dass es weder zu heiß noch zu kalt ist in der Kiste, und sie werden somit den Grundstock legen für ein neues Volk, das die Bolters am Ende anderen Hobbyimkern aus ihrem Verein zur Verfügung stellen werden.

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Stiplovsek

Gegen die Varroamilbe

enn Erwin Bolter ist Obmann des Bienenzuchtvereins Koblach-Meiningen und sorgt als solcher mit für die Verbreitung der Buckfastbiene beziehungsweise Kombinationsbiene. Gezüchtet wird mit gesunden Bienen, deren genetische Linie den Wünschen entspricht, die viel Honig tragen, mit denen man gut arbeiten kann, die also nicht aggressiv sind und stechen, wenn man sich ihrer Wabe nähert.

Außerdem gibt es bereits Bienenvölker, die selbständig gegen die inzwischen verbreitete Varroamilbe vorgehen. Dieser Schädling aus dem asiatischen Raum kann, wenn nichts dagegen getan wird, ganze Völker vernichten und ist nach wie vor ein großes Imkerproblem. Manche Bienenvölker haben sich jedoch angepasst und vernichten den Schädling, bevor er seinerseits Schaden anrichten kann. Die Bolters sind seit 20 Jahren beim Bienenzuchtverein Koblach-Meiningen dabei, diesen gibt es bereits 121 Jahre. „Wir haben ungefähr 30 aktive Mitglieder und 15 passive“, erzählt der Obmann. Mit Rauch beruhigt er derweil die Bienen, deren Kästen er geöffnet hat. Behutsam holt er die Zellen mit den angehenden Königinnen darin heraus. 19 Zellen haben die Bienen besetzt, die restlichen Zellen sind leer. Das sei normal, versichert Bolter, die Bienen würden nur gesunde Larven großziehen. „Jetzt sollte man eigentlich nicht mit ihnen arbeiten“, meint der Obmann und blickt Richtung Horizont. Von dort ziehen gewaltige Gewitterwolken her, und vor einem Gewitter sind Bienen aggressiver als sonst. Der Fotograf bleibt sicherheitshalber auf Abstand, bekommt einen Imkerhut und lobt sein Teleobjektiv, mit dem er trotzdem nah heranzoomen kann.

Die Bienen besetzen nicht alle Waben, manche bleiben leer. <span class="copyright">Hartinger</span>
Die Bienen besetzen nicht alle Waben, manche bleiben leer. Hartinger

Sauerrahmbecher Bienen

niginnenzuchtkästen. Erwin Bolter hängt eine Zelle mit Königinnenlarve ein, seine Frau schöpft aus einem Volk einen leeren Sauerrahmbecher voll Bienen und gibt sie in den Kasten hinzu. Kasten für Kasten. Vorsichtig verschließen sie die Behälter, um keine Bienen zu zerquetschen. „Nun kommen die Bienen drei Tage in Dunkelhaft“, sagt der Obmann und fügt erklärend hinzu: „So nennt man das. Sie nehmen in dieser Zeit den Geruch der anderen und vor allem der Königin an, so dass sie auch wieder zurückkommen zu ,ihrer‘ neuen Königin, wenn sie ausgeschwärmt sind. Ohne Königin sind sie verloren, das wissen sie. Mithilfe des Geruchs finden sie zurück.“

Nach drei Tagen kommen die Begattungskästchen ins Freie, damit die Königin auf Begattungsflug gehen kann. Sie benötigt dazu zwischen zwölf und 18 Drohnen.Hierbei paaren sich die Königinnen mit den männlichen Drohnen, die die Bienen extra dafür gezogen haben. Nach ungefähr fünf Wochen sind die Nachwuchsköniginnen reif, dann bekommen sie ein komplettes Volk. Danach beginnen die Königinnen mit dem Eierlegen. Maximal 2000 Eier am Tag legen sie, aus ihnen ziehen die Bienen den Arbeiterinnennachwuchs – und eines Tages die nachfolgende Königin. Im Hintergrund haben die Bolters schon wohlweislich die Metallständer für die neuen Völker aufgebaut.

„Wir nehmen nur Eier von aus unserer Sicht guten Königinnen, und die Bienen verwenden für die Aufzucht das beste Futter. So können wir die besten Eigenschaften weiterzüchten“, erklärt Erwin Bolter. Sie haben rund 80 Völker und eine schwankende, aber doch beachtliche Ausbeute im Jahr. „Für unsere Enkel“, schmunzelt Bolter. „Und für Holunderpunsch mit Honig“, ergänzt seine Frau. „Auch weitere gesunde Produkte wie Oximel, Honigessig und Honig mit Blütenpollen werden von uns mit dem Honig produziert.“ Beide freuen sich, dass sie ihr Hobby gefunden haben, und dass auch ihre Leidenschaft für Bienen sie eint.

In kleinen Begattungskästchen werden die Bienenköniginnen gehalten.<span class="copyright"> Hartinger</span>
In kleinen Begattungskästchen werden die Bienenköniginnen gehalten. Hartinger

Schon gewusst?

Während Arbeiterinnen im Sommer nur etwa zwei bis sechs Wochen alt werden, können Bienenköniginnen zwei bis vier, manchmal auch fünf Jahre alt werden. Werden sie nicht von Rivalinnen getrennt, töten sie diese vor der Paarung.