Bezaubernder Gesang bei kontrolliertem Auftritt

Tenor Patrick Grahl und Pianist Daniel Heide boten bei ihrem Schubertiade-Auftritt ein gemischtes Programm.
Im vergangenen Jahr hat der Tenor Patrick Grahl sein Schubertiade-Debüt mit dem Zyklus „Die schöne Müllerin“ gegeben. Diesmal kehrte er an der Seite des Liedpianisten Daniel Heide mit einem sehr klassischen, gemischten Programm rund um Beethoven, Mendelssohn und Schubert zurück.
Die Schulung durch den Thomanerchor Leipzig und seinen Mentor Peter Schreier ist mit jedem Takt spürbar. Mit seiner weichen und mühelosen Höhe, seinem Sprachgefühl, der Pianokultur und den strömenden Linien weiß der 35-jährige Sänger das erfahrene Liedpublikum in Schwarzenberg zu bezaubern.
Doch wirkt sein Auftritt extrem kontrolliert – bei diesen Temperaturen am Nachmittag ist ein Konzert ja auch wahrlich kein Spaziergang – und man würde sich wünschen, dass er sich (auch körperlich) ein wenig öffnet oder mit dem Publikum Kontakt aufnimmt.
Vielleicht kann ihn sein Klavierpartner Daniel Heide dabei unterstützen, der seinen Part wie immer mit größtem Facettenreichtum und Freude an der Gestaltung meistert, der in Beethovens Zyklus „An die ferne Geliebte“ Vögel tirilieren und am Himmel segeln lässt und die schönen Zwischenspiele zum Leuchten bringt.
Diesen Zyklus von sechs Liedern lassen die Künstler träumerisch bedächtig auftauchen und heben sich mit den Wolken und Vögeln empor in einem innig verbundenen Dialog. Wie an einer Perlenschnur aufgefädelt sind die Töne in „Auf Flügeln des Gesanges“, mit dem die Künstler ihre Gruppe von Mendelssohn-Liedern eröffnen: Pianokultur, Farbenreichtum, Geheimnisvolles (im „Venezianischen Gondellied“, ein kurzer Ausflug in die wilde Gespensterwelt („Reiselied“) und ein friedvolles „Nachtlied“ sind hier vereint.
„Der Musensohn“ öffnet überschwänglich und beschwingt den Reigen der schön zusammengestellten Schubert-Lieder, in dem Patrick Grahl nochmals mit feinen Kopftönen (etwa in „Himmelsfunken“ und „Im Abendrot“), Daniel Heide mit hellen Glockenklängen und schöner Phrasierung bezaubern. Mit zwei himmelsstürmenden Goethe-Vertonungen („Ganymed“ und „Willkommen und Abschied“) reißen die beiden zum Schluss des Programms mit und verabschieden sich mit zwei Mendelssohn-Zugaben.
Von Katharina von Glasenapp